Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einführung in die Thematik<br />
Prof. Dr. Michael Hüll, Uniklinik Freiburg<br />
Ergotherapie statt Pille –<br />
nicht-medikamentöse Maßnahmen<br />
zur frühen Behandlung von demenz<br />
Oftmals leben Menschen mit <strong>Demenz</strong> <strong>für</strong> viele Jahre in<br />
ihrer häuslichen Umgebung und werden von Angehörigen<br />
versorgt. Sowohl eine Abnahme der Fähigkeiten, die<br />
notwendig sind, um den Alltag selbstständig zu bewäl<br />
tigen, als auch eine Zunahme von herausforderndem Verhalten<br />
bewirken einen Anstieg des Pflege und Betreuungsbedarfs.<br />
Oftmals ist ein Wechsel in eine intensivere<br />
Pflegeumgebung unausweichlich. Klare Erkenntnisse darüber,<br />
welche Handlungsweisen dazu beitragen, alltägliche<br />
Fähigkeiten bestmöglich zu erhalten und herausforderndes<br />
Verhalten zu vermeiden, wären von größtem<br />
Nutzen <strong>für</strong> Menschen mit <strong>Demenz</strong>. Von den gegenwärtig<br />
verfügbaren Medikamenten zur Behandlung von Menschen<br />
mit einer <strong>Demenz</strong> werden die Alltagsfähigkeiten<br />
und das herausfordernde Verhalten nur minimal verbessert.<br />
Für den Bereich herausforderndes Verhalten wird<br />
von den Therapieleitlinien der medizinischen Fachgesellschaften<br />
weltweit empfohlen, nichtmedikamentöse Maßnahmen<br />
vor dem Einsatz von Medikamenten zu nutzen.<br />
Nichtmedikamentöse Maßnahmen können sowohl von<br />
pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften<br />
durchgeführt werden als auch in Form umfassenderer<br />
Therapien durch Psychologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten<br />
oder durch andere Angehörige der Heilberufe<br />
eingesetzt werden. Ohne eine klare Vorstellung<br />
bezüglich eines effektiven Umganges mit <strong>Demenz</strong>kranken<br />
besteht die Gefahr, dass die erlebte Hilflosigkeit zu<br />
einem Engagementverlust bei pflegenden Angehörigen<br />
oder in den <strong>Gesundheit</strong>sberufen führt.<br />
Aus diesen Gründen ist das internationale Interesse an<br />
nichtmedikamentösen Maßnahmen in den letzten<br />
zwanzig Jahren exponentiell gewachsen. In den nächsten<br />
zehn Jahren stellen sich <strong>für</strong> den nichtmedikamentösen<br />
Bereich besonders folgende Fragen:<br />
1. nicht-medikamentöse Maßnahmen: Wirksamkeit, nutzen, Stellenwert 13<br />
1. Was ist die beste Empfehlung <strong>für</strong> Menschen mit<br />
einer <strong>Demenz</strong> im Frühstadium? Durch den Fortschritt<br />
im Bereich der Diagnostik werden diese<br />
häufig noch alleine leben können und viele<br />
Ressourcen haben.<br />
2. Welche nichtmedikamentöse Therapien in einem<br />
frühen bis mittleren Krankheitsstadium erlauben<br />
es Menschen mit einer <strong>Demenz</strong> und ihren Angehörigen,<br />
den Anteil an Selbstständigkeit in der häus<br />
lichen Versorgung aufrechtzuerhalten?<br />
3. Welche Maßnahmen reduzieren das Auftreten von<br />
herausforderndem Verhalten, dass mit zunehmender<br />
Erkrankungsdauer immer häufiger wird?<br />
Bei Beantwortung dieser Fragen und unter Einschluss<br />
technischer Hilfsmittel (ambient assisted living) erscheint<br />
es realistisch, das Alleinleben von Menschen mit einer<br />
beginnenden <strong>Demenz</strong> <strong>für</strong> sechs zusätzliche Monate und<br />
das Leben mit einem betreuenden Angehörigen um<br />
zusätzliche zwölf Monate zu ermöglichen. Aufgrund des<br />
von alten Menschen und Menschen mit einer beginnenden<br />
<strong>Demenz</strong> immer wieder hervorgebrachten Wunsches, in<br />
der eigenen Häuslichkeit verbleiben zu wollen sowie der<br />
Schwierigkeit, zukünftig hinreichend Pflegende <strong>für</strong> Heimeinrichtungen<br />
zu gewinnen, ist dies ein großer Nutzen.<br />
nicht-medikamentöse<br />
Maßnahmen müssen individuell<br />
angepasst werden<br />
Für alle drei Fragen existieren zahlreiche Vorschläge<br />
medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapien.<br />
Während die medikamentösen Ansätze, sofern patentierbar,<br />
mit dem Einsatz entsprechender industrieller Finanzmittel<br />
beforscht werden, hinkt der Wissensstand zu den<br />
nichtmedikamentösen Therapien stark hinterher. Die<br />
jahrzehntelange Erfahrung zum Nachweis der Wirksamkeit<br />
von Medikamenten durch randomisierte Studien hat<br />
zu einer hohen Sicherheit beim Einsatz von Arzneimitteln<br />
geführt und es liegen aussagekräftige systematische<br />
Übersichtsarbeiten vor. Die Sicherheit der Ergebnisse