Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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70 4. Koordinierung der ambulanten Versorgung – netzwerke und andere Möglichkeiten<br />
Prof. Dr. Susanne SchäferWalkmann,<br />
Duale Hochschule BadenWürttemberg,<br />
Leiterin des Studiengangs Soziale Arbeit im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
sem hochkomplexen Marktgeschehen werden die Patienten<br />
und die Angehörigen in ihrer Konsumentenrolle, also<br />
als „Kunden“ medizinischer, pflegerischer, therapeutischer<br />
und sozialer Leistungen, angesprochen und als<br />
handelnde Akteure ebenso in den Blick genommen wie<br />
die Leistungserbringer und die Kostenträger.<br />
Allen ‚<strong>Leuchtturmprojekt</strong>en‘ in diesem thematischen<br />
Schwerpunkt ist gemeinsam, dass sie die demenzkranken<br />
Patientinnen und Patienten beziehungsweise die Angehörigen<br />
in den Mittelpunkt stellen. Von ihrem individuellen<br />
Bedarf ausgehend hinterfragen die Projekte, wie die<br />
häusliche Versorgung im Krankheits und Pflegefall unter<br />
Berücksichtigung der vorhandenen Strukturen und Rahmenbedingungen<br />
wirkungsvoll ausgestaltet werden<br />
kann. Aus den Projektberichten lassen sich – ohne<br />
Anspruch auf Vollständigkeit – drei wesentliche Punkte<br />
herausarbeiten, die der Politik fundierte Entscheidungshilfen<br />
<strong>für</strong> die Weiterentwicklung der <strong>Demenz</strong>versorgung<br />
in Deutschland an die Hand geben.<br />
1. <strong>Demenz</strong>patienten und ihre Angehörigen<br />
brauchen eine enge psycho-soziale Unterstützung<br />
und Begleitung<br />
Für die Patienten und ihre Angehörigen bedeutet die Diagnose<br />
<strong>Demenz</strong> im Krankheitsverlauf einen tiefen Einschnitt<br />
und eine Neuordnung des Lebens. Immer noch<br />
sind – trotz zahlreicher Informationskampagnen und<br />
Aktivitäten – erhebliche Wissensdefizite und große Unsicherheiten<br />
in weiten Teilen der Bevölkerung festzustellen.<br />
Oftmals hindern Scham oder Angstgefühle die Menschen<br />
daran, Hilfe von außen anzunehmen. Die große<br />
Bedeutung von differenzierter Diagnostik zu einem möglichst<br />
frühen Zeitpunkt ist ebenso erkennbar wie die Notwendigkeit<br />
einer persönlichen Beratung, gekoppelt an<br />
ein aufsuchendes Unterstützungs und Hilfeangebot. Die<br />
Forderung nach einer psychosozialen Unterstützung<br />
und Begleitung ist eine wichtige Ergänzung einer guten<br />
medizinischen und pflegerischen Versorgung und geht<br />
über rein managendes Handeln hinaus.<br />
Das Case Management als wesentliches Strukturelement<br />
vieler ‚<strong>Leuchtturmprojekt</strong>e‘ sollte neben den klassischen<br />
Funktionen der Planung, Ausgestaltung, Steuerung und<br />
Überprüfung von Versorgungsprozessen ebenso diese<br />
Funktion des ‚Sorgetragens‘ <strong>für</strong> die <strong>Demenz</strong>patienten<br />
und deren Angehörige erfüllen. Das wiederum setzt ein<br />
hohes Problembewusstsein, große Beratungskompetenz<br />
und somit speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
voraus. Aufsuchendes Case Management muss als<br />
elementarer Bestandteil einer regionalen <strong>Demenz</strong>versorgung<br />
in die Regelfinanzierung aufgenommen und<br />
flächendeckend ausgebaut werden.