Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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58 3. Erfolgsfaktoren in der stationären Pflege von Menschen mit demenz<br />
Helfen Leitlinien den Umgang mit schwierigen<br />
Verhaltensweisen zu verbessern?<br />
Fachtitel: Herausforderndes Verhalten bei <strong>Demenz</strong> in<br />
Pflegeeinrichtungen: Evaluation eines Tandemprojekts<br />
pflegerischer und ärztlicher Leitlinien (VIDEANT)<br />
Bei bis zu drei Viertel der Pflegeheimbewohner, die an<br />
<strong>Demenz</strong> erkrankt sind, treten neben Depressionen<br />
zusätzlich Verhaltenssymptome auf, zu denen Unruhe,<br />
Aggressivität und Halluzinationen zählen. Diese Symptome<br />
sind sowohl <strong>für</strong> die Menschen mit <strong>Demenz</strong> als auch<br />
<strong>für</strong> die Pflegenden belastend. Sie verursachen erhöhte<br />
Versorgungskosten und ziehen eine vermehrte Verschreibung<br />
von Psychopharmaka und häufigere Krankenhausaufenthalte<br />
nach sich.<br />
Die amerikanischen Gesellschaften <strong>für</strong> Gerontopsychiatrie<br />
und Geriatrie haben spezielle Leitlinien zur Behandlung<br />
von Verhaltenssymptomen in Pflegeeinrichtungen<br />
vorgestellt. Vergleichbare Leitlinien der deutschen Fachgesellschaften<br />
lagen bislang nicht vor.<br />
Vorgehensweise<br />
In unserem Projekt wurden diese Leitlinien in neun Pflegeinrichtungen<br />
in Berlin eingeführt (Interventionsgruppe)<br />
und die Ausprägung von Verhaltenssymptomen, die Verschreibung<br />
von Psychopharmaka, die Anzahl der Krankenhauseinweisungen<br />
und die Belastung der Pflegenden mit<br />
einer Kontrollstichprobe von neun vergleichbaren Pflegeeinrichtungen<br />
ohne Leitlinienbehandlung über einen<br />
Zeitraum von zwölf Monaten verglichen. Die Leitlinien<br />
wurden in vier Implementierungsansätzen in den Pflegeheimen<br />
der Interventionsgruppe eingeführt:<br />
Zur Einführung in den Pflegeheimen wurde eine gezielte<br />
Schulung des Pflegepersonals durchgeführt. Inhalt dieser<br />
Schulung waren Formen der Manifestationen und<br />
Behandlungsmöglichkeiten von herausforderndem Verhalten.<br />
Das Konzept der Schulung umfasste die Ursachen<br />
und Symptome von herausforderndem Verhalten bei<br />
<strong>Demenz</strong>, die Beurteilung mittels standardisierter Fragebögen<br />
(Assessment), sowie mögliche nichtpharmakologische<br />
und pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Zur Durchführung eines systematischen Screenings wurden<br />
den Pflegeeinrichtungen standardisierte Beurteilungsbögen<br />
zur Verfügung gestellt und die Befragung<br />
von geschultem Personal durchgeführt. In Anlehnung an<br />
Empfehlungen aus dem deutschsprachigen Raum führten<br />
wir eine kombinierte Ergo und Bewegungstherapie<br />
durch, bei der zweimal wöchentlich in den Heimen Gruppen<br />
und Einzeltherapien angeboten wurden (Treusch et<br />
al., 2010). Weiterhin wurden durch einen leitenden Arzt<br />
die behandelnden Fachärzte zunächst in einer vierstündigen<br />
Schulung umfassend zu möglichen Ursachen und<br />
Behandlungsmöglichkeiten von herausforderndem Verhalten<br />
informiert. Zudem wurde ein ärztlicher Liaisondienst<br />
vorgehalten, über den eine telefonische Beratung<br />
oder auch Konsile vor Ort ermöglicht wurden.