Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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52 3. Erfolgsfaktoren in der stationären Pflege von Menschen mit demenz<br />
Berührung, Musik und Tanz –<br />
vorbildliche Versorgung im<br />
Haus Schwansen<br />
Fachtitel: Transfer Arbeiten Lernen (TransAltern)<br />
Ein Heim zur Versorgung demenziell erkrankter Menschen<br />
– Haus Schwansen in Rieseby – verfügt über eine hohe Versorgungsqualität,<br />
weil in der täglichen Versorgungspraxis:<br />
• vorhandenes Wissen genutzt und<br />
• ein Umsetzen und Können von Mitarbeitern gezielt<br />
ermöglicht wird.<br />
Das Heim ließ sich vom IBW Münster untersuchen und<br />
bewerten. Ziel war es, die Kompetenzen des Hauses<br />
Schwansen auf zwei andere Heime beispielhaft zu transferieren<br />
und diese Erfahrungen der Fachöffentlichkeit zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Vorgehensweise<br />
In Forschungstradition der Grounded Theory (GLASER/<br />
STRAUSS 2005) wurde mittels 16 Interviews und 14 Beobachtungssituationen<br />
der Frage nachgegangen, was<br />
genau das Haus Schwansen ausmacht, ob und in welcher<br />
Art und Weise das Haus Schwansen aus wissenschaftlicher<br />
Sicht beispielhaft <strong>für</strong> die Versorgung von Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong> verstanden werden kann. Parallel dazu sollte<br />
die Übertragung von Kompetenzen auf zwei weitere<br />
Heime zu erkenntnisreichen Resultaten führen und den<br />
Gang des Projektes durch Ergebnisrückmeldungen optimieren.<br />
Dazu wurden Befragungen der Leitungspersonen<br />
sowie der Mitarbeiter der Transferheime realisiert.<br />
Außerdem wurde eine Literaturanalyse durchgeführt<br />
(www.transaltern.de).<br />
Ergebnisse<br />
Haus Schwansen hat im Verlauf seiner Entstehungs und<br />
Entwicklungsgeschichte eine eigene ausgeprägte Versorgungs,<br />
Organisations und Lernkultur ausgebildet. So<br />
gibt es übergreifende Werte und Handlungsweisen, die<br />
mit Wertschätzung, Vertrauen und Partizipation<br />
umschrieben werden können. Hinsichtlich der Bewohner<br />
wurden aus dem Datenmaterial folgende Dimensionen<br />
von Wertschätzung herausgearbeitet:<br />
• sprachlich geäußerte Wertschätzung,<br />
• durch Gesten oder Berührung geäußerte<br />
Wertschätzung,<br />
• musikalisch geäußerte Wertschätzung, zum Beispiel<br />
ein Begrüßungslied und ein persönliches Ansingen<br />
während der Musiktherapie und<br />
• durch Symbole oder symbolhafte Handlungen geäußerte<br />
Wertschätzung, zum Beispiel Rosen auf dem<br />
Bett einer Verstorbenen oder Heraustragen von Verstorbenen<br />
durch den Haupteingang.<br />
Untersuchungen zu verschiedenen Versorgungsbereichen<br />
und konzepten wie Ergotherapie, Pflegevisite,<br />
Musik-Arbeitsgruppe sowie gemütliche Gesprächsrunde,<br />
Pflege in der Insel (<strong>für</strong> Schwerstkranke), Abschiedszeremonie,<br />
Taizé-Gebetsstunde und ein Tanzcafé, weisen<br />
auf eine Versorgung hin, die augenscheinlich zur<br />
Erhöhung der Lebensqualität der demenzkranken<br />
Bewohner/innen beiträgt. So erzeugte zum Beispiel die<br />
Teilnahme am Tanzcafé eine sichtbare Freude bei den<br />
Bewohnern, die sich an deren Mimik und Gestik, am Mitsingen,<br />
Mitsummen und Klatschen ablesen ließ. Vertrauen,<br />
Wertschätzung und Partizipation drücken sich<br />
auch in dem Führungsstil des Hauses Schwansen aus. Wissen<br />
und Können der Mitarbeiter werden hoch geschätzt,<br />
es gibt verbindliche interne Weiterbildungen <strong>für</strong> sämtliche<br />
Mitarbeiter sowie ein umfangreiches Reflexions und<br />
Besprechungswesen: Die Offenheit des Modellhauses <strong>für</strong><br />
Lernen und Entwicklung wird durch die Führung des Hauses<br />
gefördert, indem Arbeiten und Lernen miteinander<br />
vernetzt werden. Wissen und Handeln ergänzen sich.