Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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54 3. Erfolgsfaktoren in der stationären Pflege von Menschen mit demenz<br />
Herausforderndem Verhalten besser begegnen:<br />
Fortbildung und Fallkonferenzen von Ärzten und<br />
Pflegenden haben positiven Einfluss<br />
Fachtitel: Interdisziplinäre Implementierung<br />
von Qualitätsinstrumenten zur Versorgung von<br />
Menschen mit <strong>Demenz</strong> in Altenheimen (InDemA)<br />
Wo liegt das Problem?<br />
In die Begleitung und Versorgung von Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong> in Altenheimen sind neben den Pflegenden auch<br />
Ärzte, meist Haus und Nervenärzte, Therapeuten und<br />
andere Berufsgruppen einbezogen. Die Versorgung der<br />
Menschen mit <strong>Demenz</strong> ist komplex, weil es <strong>für</strong> die fortschreitende<br />
Krankheit bisher keine Heilung, allenfalls eine<br />
Verlangsamung des Krankheitsfortschrittes gibt. Damit<br />
ist nicht die Therapie, sondern die Art der Versorgung ausschlaggebend<br />
da<strong>für</strong>, wie die Betroffenen ihren Alltag<br />
erleben und wie sie sich fühlen.<br />
Fast alle an <strong>Demenz</strong> Erkrankten zeigen im Laufe ihrer<br />
Krankheit sogenanntes herausforderndes Verhalten, das<br />
sich zum Beispiel in Aggressivität, Unruhe, ständigem<br />
Rufen, Schreien oder ziellosem Herumwandern zeigt. Es<br />
stellt <strong>für</strong> alle Beteiligten – Pflegende, Ärzte, Angehörige<br />
und die Betroffenen selbst – eine Belastung und Herausforderung<br />
dar. Ansatz zum sinnvollen und gezielten<br />
Umgang mit herausforderndem Verhalten ist eine verstehende<br />
Diagnostik. So kann herausgefunden werden,<br />
warum die Person sich so verhält, wie sie sich verhält, um<br />
darauf aufbauend Maßnahmen zur Linderung zu ergreifen.<br />
Daneben werden als Medikamente Psychopharmaka,<br />
insbesondere Neuroleptika eingesetzt, um die Unruhe<br />
und Spannung der Menschen mit <strong>Demenz</strong> zu dämpfen.<br />
Allerdings haben diese Medikamente zum Teil schwerwiegende<br />
Nebenwirkungen, so dass sie nur mit Bedacht<br />
und möglichst zeitlich befristet gegeben werden sollten,<br />
wenn andere Maßnahmen erfolglos sind.<br />
Für Pflegende gibt es Rahmenempfehlungen <strong>für</strong> den<br />
Umgang von Patienten mit herausforderndem Verhalten.<br />
Für Allgemeinärzte liegt eine hausärztliche Leitlinie<br />
<strong>Demenz</strong> vor, die unter anderem die verschiedenen Möglichkeiten<br />
des Herangehens an herausforderndes Verhalten<br />
thematisiert.<br />
Vorgehensweise<br />
Ansatz des Projektes InDemA war, die hausärztliche Leitlinie<br />
<strong>Demenz</strong> und die verstehende Diagnostik der Rahmenempfehlungen<br />
bei Pflegenden und Hausärzten in Altenpflegeheimen<br />
gleichzeitig einzuführen. Damit sollte<br />
auch eine Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit<br />
der beiden Berufsgruppen erreicht werden.<br />
Die Pflegenden wurden fortgebildet, in den Wohnbereichen<br />
Fallkonferenzen zu Bewohnern mit herausforderndem<br />
Verhalten im Sinne der verstehenden Diagnostik mit<br />
einem strukturierten Leitfaden durchzuführen. Diese Fallkonferenzen<br />
wurden teilweise vom Projektteam begleitet.<br />
Die behandelnden Ärzte wurden zu den Inhalten der<br />
Leitlinie fortgebildet, teilweise in Gruppen, teilweise einzeln<br />
in ihrer Praxis. Beide Berufsgruppen wurden zu den<br />
Schulungen der jeweils anderen Gruppe eingeladen und<br />
immer über deren Inhalte informiert.<br />
Die wichtigsten Kriterien <strong>für</strong> die Beurteilung des Erfolges<br />
der Intervention waren zum einen die verordneten Psychopharmaka,<br />
insbesondere Neuroleptika, des weiteren<br />
die herausfordernden Verhaltensweisen sowie einige<br />
Dimensionen von Lebensqualität. Pflegende und Ärzte<br />
wurden nach der Qualität ihrer Zusammenarbeit befragt.<br />
Die Daten wurden jeweils vor Beginn der Schulungen im<br />
Herbst 2008 und neun Monate später erhoben.<br />
An der Untersuchung nahmen Wohnbereiche aus 15<br />
Altenpflegeheimen der Region Witten und Dortmund<br />
teil, zu Beginn mit 163 Menschen mit <strong>Demenz</strong>, von denen<br />
am Ende noch 107 teilnehmen konnten. 151 Pflegende<br />
und 73 Hausärzte beteiligten sich an der Untersuchung.<br />
Ergebnisse<br />
75 Prozent der Menschen mit <strong>Demenz</strong> in den untersuchten<br />
Altenpflegeheimen bekamen von ihren Ärzten<br />
Psychopharmaka, am häufigsten Neuroleptika (60 Prozent).<br />
Nach der Intervention waren es nur noch 65 Prozent,<br />
50 Prozent mit Neuroleptika. In der Region Witten/<br />
Dortmund stieg im gleichen Zeitraum die Verordnungsrate<br />
von Neuroleptika bei den niedergelassenen Ärzten<br />
kontinuierlich an.