Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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18 1. nicht-medikamentöse Maßnahmen: Wirksamkeit, nutzen, Stellenwert<br />
Verhaltenstherapie verbessert das Wohlbefinden<br />
Fachtitel: Kognitiv-verhaltenstherapeutische<br />
ressourcenorientierte Therapie früher <strong>Demenz</strong>en<br />
im Alltag (KORDIAL)<br />
Angesichts der unbefriedigenden Wirksamkeit der<br />
gegenwärtigen pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten<br />
rücken psychosoziale Interventionen <strong>für</strong> Patienten<br />
mit AlzheimerKrankheit in den letzten Jahren stärker<br />
ins Blickfeld der Versorgungsforschung. Dabei zielen<br />
psychotherapeutische Verfahren nicht primär auf eine<br />
Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ab, sondern<br />
vielmehr auf die Aufrechterhaltung von Kompetenzen<br />
zur Bewältigung des Alltags und bieten Hilfe bei der emotionalen<br />
Bewältigung der Krankheit.<br />
Vorgehensweise<br />
Die KORDIALStudie (Kognitivverhaltenstherapeutische<br />
ressourcenorientierte Therapie früher <strong>Demenz</strong>en im<br />
Alltag) ist eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte,<br />
einfachblinde Parallelgruppenstudie zur Prüfung<br />
der Durchführbarkeit, Akzeptanz und Wirksamkeit einer<br />
psychotherapeutischen Intervention <strong>für</strong> Patienten mit<br />
leichtgradiger <strong>Demenz</strong> bei AlzheimerKrankheit. Die<br />
Behandlung kombiniert bewährte Strategien der neuropsychologischen<br />
Therapie, die auf die Kognition abzielen,<br />
mit emotionsorientierten Verfahren der kognitiven<br />
Verhaltenstherapie und umfasst sechs thematische<br />
Module. Die Therapie wurde in zwölf wöchentlichen einstündigen<br />
Einzelsitzungen unter Einbeziehung der Angehörigen<br />
durch ausgebildete und speziell <strong>für</strong> die Studie<br />
geschulte Verhaltenstherapeuten an zehn Zentren durchgeführt.<br />
Als Kontrollbedingung diente eine ärztliche Routinebehandlung.<br />
Die Datenerhebung erfolgte durch therapieunabhängige<br />
Beobachter zu vier Zeitpunkten<br />
(Studieneintritt sowie nach drei, neun und zwölf Monaten).<br />
Hauptzielgröße war die Alltagsbewältigung der<br />
Patienten, sekundäre Zielgrößen waren die Lebensqualität,<br />
Depressivität, Verhaltensstörungen und die Zufriedenheit<br />
mit der Behandlung. Die Datenqualität wurde<br />
durch ein unabhängiges Monitoring mit Stichproben in<br />
den beteiligten Zentren sichergestellt.<br />
Ergebnisse<br />
An der Studie nahmen 201 Patientinnen und Patienten mit<br />
leichtgradiger <strong>Demenz</strong> (mittleres Alter 74 Jahre) und<br />
deren Angehörige teil, davon 100 in der Interventionsgruppe<br />
und 101 in der Kontrollgruppe. Die Durchführbarkeit<br />
der kognitivverhaltenstherapeutischen Intervention<br />
war hoch und wurde vor allem durch die Krankheitseinsicht<br />
der Patienten beeinflusst. Die einzelnen Bausteine<br />
des Therapiemanuals konnten zu mehr als 70 Prozent<br />
umgesetzt werden. Unmittelbar nach Abschluss der Therapie<br />
zeigte sich in der Interventionsgruppe im Vergleich<br />
zur Kontrollgruppe eine geringere Abnahme der Alltagsbewältigung,<br />
diese Differenz erreichte jedoch keine statistische<br />
Signifikanz. In der Interventionsgruppe wurde<br />
auch eine ausgeprägtere Verminderung depressiver Symptome<br />
beobachtet, dieser Unterschied war bei den weiblichen<br />
Studienteilnehmern statistisch signifikant. Beide<br />
Veränderungen erreichten jedoch keine statistische Signifikanz.<br />
Keine Unterschiede bestanden bezüglich<br />
Lebensqualität, Verhaltensstörungen und allgemeiner<br />
Behandlungszufriedenheit. Bei einer direkten Befragung<br />
am Ende der Therapie schätzten Therapeuten, Patienten<br />
und Angehörige die Therapie überwiegend als hilfreich<br />
oder sehr hilfreich ein. Die Therapieadhärenz übertraf die<br />
Erwartungen. Neun Monate nach Studieneintritt ergab<br />
sich im Hinblick auf das Absinken der kognitiven Leistungsfähigkeit<br />
ein statistischer Trend zu Gunsten der<br />
Interventionsgruppe. Zwölf Monate nach Studieneintritt<br />
bestanden zwischen den beiden Gruppen deutliche<br />
Unterschiede zum Vorteil der Interventionsgruppe in<br />
Bezug auf therapienahe Verhaltensänderungen, Eigenständigkeit<br />
und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen.<br />
Zusammenfassend deuten diese Ergebnisse darauf hin,<br />
dass die Intervention Aspekte des psychischen Wohlbefindens<br />
der Patienten verbessern konnte und die in der Therapie<br />
erarbeiteten konkreten Verhaltensänderungen teilweise<br />
erreicht wurden. In der Alltagskompetenz bildeten<br />
sich diese Veränderungen jedoch nicht ab. Ob diese Diskrepanz<br />
auf einen mangelnden Transfer in den Alltag, auf<br />
eine unzureichende Sensitivität der verwendeten Erhebungsinstrumente<br />
oder auf andere Ursachen zurückzuführen<br />
ist, gilt es weiter zu klären.