Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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34 2. Was hilft den angehörigen?<br />
Psychoedukation – Symptome verstehen<br />
Die Vermittlung von Informationen über die Erkrankung<br />
ist ein wichtiger Bestandteil der kognitivverhaltenstherapeutischen<br />
Arbeit mit pflegenden Angehörigen von<br />
<strong>Demenz</strong>erkrankten. Angehörige über die Symptome,<br />
Ursachen und den Verlauf der Krankheit aufzuklären,<br />
kann dazu beitragen, Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren,<br />
eine realistische Sicht der Erkrankung zu fördern<br />
und die Bewältigung der belastenden Situation zu<br />
verbessern. Wird eine Verhaltensaufälligkeit (zum Beispiel<br />
Unruhe) oder eine Beeinträchtigung (zum Beispiel<br />
Schluckbeschwerden) der <strong>Demenz</strong>kranken von den<br />
Angehörigen als ein zur Krankheit gehörendes Symptom<br />
erkannt, können Konflikte vermieden werden. Denn oftmals<br />
werden zum Beispiel absichtliches Verweigern oder<br />
Ärgern nur als Folge einer falschen Interpretation von<br />
Krankheitssymptomen ausgelöst. Neben der Aufklärung<br />
über die Krankheitssymptome beziehungsweise Verhaltensauffälligkeiten<br />
und deren mögliche Auslöser ist es<br />
auch hilfreich, das Verständnis <strong>für</strong> das Selbsterleben<br />
demenzkranker Menschen zu fördern. Die Angehörigen<br />
werden deshalb ermutigt, frühere Gewohnheiten,<br />
Bedürfnisse oder individuelle Persönlichkeitszüge des<br />
Erkrankten zu erinnern und in Beziehung zum aktuellen<br />
Verhalten zu setzen, um dieses besser nachvollziehen zu<br />
können.<br />
Kognitive Umstrukturierung –<br />
lähmende Gedanken verändern<br />
Jeder Mensch ist anders und deshalb empfindet und<br />
erlebt jeder Angehörige die Pflegearbeit – auch bei ähnlichen<br />
belastenden Bedingungen – unterschiedlich. Für die<br />
einen stellt die Pflege eine bewältigbare Belastung dar,<br />
während andere unter den komplexen Anforderungen<br />
leiden. Bei diesen Angehörigen können oft stresserzeugende<br />
und belastungsfördernde Denkmuster auftreten.<br />
Durch die Methoden der kognitiven Umstrukturierung<br />
lernen Angehörige, lähmende und entmutigende Gedanken<br />
zu erkennen und alternative, potentiell stressmindernde<br />
Gedanken zu entwickeln. Im ersten Schritt der<br />
kognitiven Umstrukturierung werden die Angehörigen<br />
aufgefordert, sich eine problematische Situation mög<br />
lichst anschaulich vorzustellen. Dabei sollen alle auftretenden<br />
Gedanken beachtet werden und deren Auswirkungen<br />
auf die eigenen Gefühle und das eigene Verhalten<br />
analysiert und schriftlich festgehalten werden. Für dieses<br />
Vorgehen eignet sich das ABCSchema von Ellis. Im ABC<br />
Schema steht A <strong>für</strong> activating events, also <strong>für</strong> das auslösende<br />
Ereignis, B <strong>für</strong> beliefs, also <strong>für</strong> die Gedanken zum<br />
Ereignis und C <strong>für</strong> consequence, also die Konsequenzen,<br />
die als Reaktion auf die Gedanken folgen. Anhand des<br />
ABCSchemas wird den Angehörigen in einem nächsten<br />
Schritt erläutert, dass die Art wie sie ein Ereignis bewerten,<br />
einen Einfluss auf ihre psychische und physische<br />
Befindlichkeit und ihr Belastungserleben hat. Anschließend<br />
wird durch einen sogenannten Sokratischen Dialog<br />
der lähmende und entmutigende Gedanke erörtert und<br />
es werden alternative Gedanken erarbeitet. Hier<strong>für</strong> eignen<br />
sich zum Beispiel folgende Fragen: Wie könnten Sie<br />
ihre Situation noch betrachten? Was würden Sie einer<br />
Freundin raten, die sich in einer ähnlichen Situation befindet?<br />
Als therapeutische Aufgabe zwischen den Sitzungen<br />
werden die Angehörigen zudem aufgefordert, sich selbst<br />
in belastenden Situationen zu beobachten und dabei auftretende<br />
Gedanken und Emotionen in einem Gedankentagebuch<br />
zu protokollieren. Durch die Anwendung und<br />
Protokollierung von selbstentwickelten, hilfreichen<br />
Gedanken in Alltagssituationen können die Angehörigen<br />
so erfahren, welche positiven Veränderungen hilfreichere<br />
Gedanken auf das eigene Empfinden und Verhalten<br />
haben können.<br />
Emotionsorientierte Intervention –<br />
Veränderungen, Verlust und Trauer verarbeiten<br />
Während einer <strong>Demenz</strong> verändert sich die Persönlichkeit<br />
der Patienten und damit auch die Beziehung zu den<br />
Angehörigen. Um mit diesen Veränderungen und den<br />
damit verbundenen Trauergefühlen umzugehen, ist ein<br />
multikonzeptioneller Behandlungsansatz notwendig,<br />
der sowohl einen emotionsfokussierten Umgang mit<br />
negativen Gefühlen, als auch die Arbeit an der Akzeptanz<br />
der Erkrankung, den damit verbundenen Veränderungen<br />
und entsprechenden Gefühlen vereint. Die mit der<br />
<strong>Demenz</strong> verbundenen Persönlichkeitsveränderungen<br />
werden als Verlust erlebt, denn übliche Verhaltensmuster