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Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...

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14 1. nicht-medikamentöse Maßnahmen: Wirksamkeit, nutzen, Stellenwert<br />

bisheriger Untersuchungen zu nicht­medikamentösen<br />

Maßnahmen ist demgegenüber deutlich geringer.<br />

Randomisierte Studien fehlen in diesem Bereich weitgehend<br />

und sind in der Teilnehmerzahl oft zu klein angelegt.<br />

Darum müssen sich Empfehlungen zu nicht­medikamentösen<br />

Maßnahmen zurzeit auf einzelne Untersuchungen<br />

und oder einen Expertenkonsens stützen.<br />

Eine wesentliche Erkenntnis der bisherigen Untersuchungen<br />

ist, dass nicht­medikamentöse Maßnahmen in ihrer<br />

Anwendbarkeit sich stark an dem Stadium der <strong>Demenz</strong>erkrankung<br />

– beginnend, mittelgradig oder schwer – und<br />

den Randbedingungen – lebt der Betroffene allein, mit<br />

Ehepartner oder im Pflegeheim – ausrichten müssen.<br />

Menschen mit einer beginnenden <strong>Demenz</strong> sind durch<br />

ihre Erkrankung stark verunsichert. Die Wahrnehmung<br />

der Krankheitssymptome stößt Anpassungsprozesse an,<br />

wie sie auch als Reaktion auf die Selbstwahrnehmung<br />

anderer schwerer Erkrankungen beobachtet werden können.<br />

Für andere Erkrankungen, zum Beispiel Krebserkrankungen,<br />

bestehen erfolgreiche Erfahrungen mit psychotherapeutischen<br />

Interventionen. Insbesondere der Aufbau<br />

von Aktivitäten sowie eine Fokussierung auf noch erhaltene<br />

Fähigkeiten, scheint positive Effekte zu haben. Bislang<br />

liegen allerdings zu wenige hochwertige Studien vor.<br />

Das Gelingen von Alltagsaktivitäten wie Besorgungen<br />

erledigen, kleine Mahlzeiten zubereiten oder einem<br />

Hobby nachgehen, ist <strong>für</strong> Menschen mit <strong>Demenz</strong> ein<br />

wesentlicher Bestandteil ihrer Lebensqualität. Eine hochwertige<br />

Ergotherapiestudie erbrachte hierzu vielversprechende<br />

Resultate. Dabei wurden in der häuslichen<br />

Umgebung die wichtigsten Alltagsaktivitäten – an die<br />

Leistungsfähigkeit des Erkrankten angepasst – geübt und<br />

die Betreuungskompetenz des Angehörigen gefördert.<br />

Neue neuropsychologisch fundierte Untersuchungen zeigen,<br />

dass es trotz eingeschränkter Merkfähigkeit <strong>für</strong> Menschen<br />

mit <strong>Demenz</strong> möglich ist, Ausweichstrategien zu<br />

nutzen. Hierbei sind die Vermeidung von Fehlern beim<br />

Erlernen (Errorless Learning) und ein Bezug auf das persönliche<br />

Umfeld unter Gebrauch von Erinnerungshilfen<br />

essentiell. Die Erkenntnisse zu einem erhaltenen Lern­<br />

potential sind jedoch noch nicht in größeren Studien<br />

bestätigt worden.<br />

Beratung und Betreuung<br />

verzögern den Umzug ins Heim<br />

Die Beratung und Betreuung pflegender Angehöriger ist<br />

eine wichtige Aufgabe bei der Begleitung von Menschen<br />

mit chronisch­fortschreitenden Erkrankungen. Einzelne<br />

Studien geben Hinweise, dass bei Menschen mit <strong>Demenz</strong><br />

durch gezielte Beratung und Betreuung der Übergang<br />

aus dem häuslichen Umfeld in ein Pflegeheim um mehrere<br />

Monate verzögert werden kann. Diesbezügliche<br />

Studien wurden seit 1990 insbesondere in den USA, Australien<br />

und den Niederlanden durchgeführt. Eine systematische<br />

Übersicht aus dem Jahr 2008, <strong>für</strong> die keine Studie<br />

aus Deutschland zu diesem Thema gefunden werden<br />

konnte, fand heraus, dass eine Aufnahme in ein Pflegeheim<br />

auf diese Weise um etwa fünf Monate verzögert<br />

werden kann. Wie die spezifische Form einer Angehö­<br />

rigenbetreuung aussehen soll, kann aus diesen Studien<br />

nicht geschlossen werden.<br />

Herausforderndes Verhalten tritt meist im späteren<br />

Erkrankungsverlauf auf. Oftmals ist herausforderndes Verhalten<br />

der Grund <strong>für</strong> eine Heimaufnahme und findet sich<br />

dort bei jedem zweiten Bewohner mit <strong>Demenz</strong>.<br />

Aufgrund fehlender Studien stellt der bei den Rahmenempfehlungen<br />

„herausforderndes Verhalten“ erreichte<br />

Konsens einen guten Ausgangspunkt <strong>für</strong> weitere Studien<br />

dar. Dieser Konsens empfiehlt im Umgang mit verwirrten<br />

Menschen folgendes Vorgehen:<br />

Im ersten Schritt sollte versucht werden, herausforderndes<br />

Verhalten als Anpassungsreaktion auf die <strong>Demenz</strong>erkrankung<br />

vor dem Hintergrund der individuellen<br />

Biographie zu verstehen. Dieser Ansatz erlaubt es, Verhaltensauffälligkeiten<br />

nicht nur als Produkt einer Hirnerkrankung,<br />

sondern als komplexes Ergebnis aus Erkrankung,<br />

Biographie und Umwelt aufzufassen. Der Ansatz<br />

entspricht der geläufigen Anwendung des biopsychosozialen<br />

Modells psychischer Erkrankungen. Im zweiten<br />

Schritt sollten die vom Erkrankten geäußerten Gefühle<br />

wahrgenommen und benannt werden, so dass der Betroffene<br />

sich in seiner Sorge und Erregung verstanden fühlt.<br />

Durch Rückgriff auf die Biographie sollen die Emotionen<br />

dann in einem lebensgeschichtlichen Sinnzusammen

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