Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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26 1. nicht-medikamentöse Maßnahmen: Wirksamkeit, nutzen, Stellenwert<br />
Sport gegen das Vergessen<br />
Fachtitel: Einfluss von multimodaler sportlicher<br />
Aktivität auf Kognition und Alltagskompetenz bei<br />
früher Alzheimer-<strong>Demenz</strong> (Sport&Kog)<br />
In den letzten Jahren hat eine wachsende Zahl von Untersuchungen<br />
Hinweise darauf erbracht, dass Menschen, die<br />
sich regelmäßig sportlich betätigen, seltener oder später<br />
an <strong>Demenz</strong> erkranken. Gleichzeitig zeigten Studien, die<br />
sich mit den Auswirkungen von sportlicher Betätigung<br />
befassen, dass diese positive Effekte auf die Gedächtnisfähigkeit<br />
haben und mit positiven Auswirkungen im Bereich<br />
von Strukturen des Gedächtnis verbunden sind, die bei<br />
Alzheimer<strong>Demenz</strong> eine hohe Bedeutung haben. Bisher<br />
gibt es keine Untersuchungen, die die Effekte von sport<br />
licher Betätigung bei Patienten mit Alzheimer<strong>Demenz</strong><br />
in einer methodisch gut abgesicherten Studie gezielt<br />
untersucht haben.<br />
Vorgehensweise<br />
In der Studie „Sport&Kog“ wurden Patienten mit früher<br />
Alzheimer<strong>Demenz</strong> (MiniMentalStatusTest 20 bis 25<br />
Punkte), die unter häuslichen Bedingungen leben, zufällig<br />
eine von zwei Behandlungen angeboten: Die experimentelle<br />
Gruppe dieser Studie erhielt ein Behandlungsprogramm,<br />
in dem sportliche, kognitive und soziale<br />
Anregungselemente miteinander verbunden werden. In<br />
diesem Behandlungsprogramm werden die Grundelemente<br />
„Gehen“, „Spielen“ und „Tanz“ so variiert, dass<br />
zusätzlich zur körperlichen Anregung kognitive und soziale<br />
Elemente in die Behandlung mit einfließen. Zudem<br />
wurden Aspekte der primären Übung, des Transfers in<br />
den Alltag und der Nachhaltigkeit berücksichtigt. In der<br />
Kontrollgruppe kam in der Studie Sport&Kog lediglich<br />
ein Dehnungsprogramm (Stretching) zum Einsatz. Beide<br />
Behandlungsprogramme wurden in gleichem Umfang<br />
durchgeführt, um Effekte der allgemeinen sozialen<br />
Zuwendung zwischen den beiden Gruppen gleich zu halten,<br />
und um allen Betroffenen die Teilnahme an einem<br />
aktiven Programm zu ermöglichen. Zielkriterium der<br />
Studie war neben der Untersuchung von Veränderungen<br />
im Bereich der Gedächtnisfähigkeit (ADASCog) die Erfas<br />
sung von Veränderungen im Bereich von Aktivitäten des<br />
täglichen Lebens (ADCSADL). Darüber hinaus wurden vor<br />
und nach den Behandlungen weitere Messungen zu psychischen<br />
und kognitiven Leistungen durchgeführt. Die<br />
Hypothese der Studie lautet: Das angebotene multimodale<br />
sportliche Behandlungsprogramm <strong>für</strong> Menschen im<br />
Frühstadium der Alzheimer<strong>Demenz</strong>, die unter häuslichen<br />
Alltagsbedingungen leben, führt zu einer klinisch<br />
relevanten Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit<br />
und der Alltagskompetenz.<br />
Ergebnisse<br />
Eine Reihe von Rahmenbedingungen hat dazu geführt,<br />
dass sich der Studienverlauf und die Rekrutierung von Studienteilnehmern<br />
verzögert haben. Daher sind nur Aussagen<br />
zur Machbarkeit einer randomisierten kontrollierten<br />
Studie im Gruppendesign zur Untersuchung<br />
multimodaler Aktivierung bei Patienten mit früher Alzheimer<strong>Demenz</strong><br />
möglich. Nach dem Screening von mehr<br />
als 280 Patienten auf eine mögliche Studienteilnahme<br />
wurden vier Behandlungsgruppen in Göttingen und in<br />
Essen durchgeführt. Hier<strong>für</strong> war es unter anderem erforderlich,<br />
einen Fahrdienst einzurichten, der die Mehrzahl<br />
der Studienteilnehmer zu ihren Übungen abholt und<br />
nach Hause bringt. Nach Einführung des Fahrdienstes und<br />
weiteren Modifikationen des initialen Studiendesigns<br />
(zum Beispiel Durchführung der Übungen durchgehend<br />
zwei Mal pro Woche) zeigt sich eine gute Beteiligung an<br />
beiden Gruppen. Es wurde aber auch deutlich, dass die<br />
Studienteilnehmer sehr aufwendig und professionell<br />
betreut werden müssen, um in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Angehörigen eine regelmäßige Teilnahme an<br />
dem Behandlungsprogramm sicher zu stellen. Für die<br />
Durchführung zukünftiger kontrollierter randomisierter<br />
Studien zu nichtpharmakologischen Interventionen hat<br />
„Sport&Kog“ schon jetzt sehr wertvolle neue Erkenntnisse<br />
zur Machbarkeit erbracht.