Leuchtturmprojekt Demenz - Bundesministerium für Gesundheit ...
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20 1. nicht-medikamentöse Maßnahmen: Wirksamkeit, nutzen, Stellenwert<br />
Ganzheitliche Förderung von Geist und Körper<br />
Fachtitel: Multimodale Aktivierungstherapie bei<br />
<strong>Demenz</strong>kranken im Pflegeheim (MAKS aktiv)<br />
Ein Drittel aller Menschen mit <strong>Demenz</strong> in Deutschland<br />
lebt in Pflegeheimen. Die dortigen therapeutischen<br />
Angebote bestehen meist nur aus einer Komponente. Es<br />
gibt jedoch Hinweise, dass eine ganzheitliche Ressourcenförderung<br />
von Geist (Kognition), Körper (Motorik) und<br />
Selbstständigkeit im Alltag den größten Nutzen <strong>für</strong><br />
Betroffene und Pflegekräfte bringt. Als erste methodisch<br />
äußerst anspruchsvolle Studie zur Wirksamkeit einer<br />
nichtmedikamentösen Mehrkomponententherapie in Pflegeheimen<br />
untersucht „MAKS aktiv“ die Auswirkung eines<br />
Förderprogramms <strong>für</strong> Menschen mit <strong>Demenz</strong>. Die Abkürzung<br />
„MAKS aktiv“ steht <strong>für</strong> motorische, alltagspraktische,<br />
kognitive und spirituelle Aktivierungstherapie und<br />
wird vom Universitätsklinikum Erlangen in Zusammenarbeit<br />
mit der Diakonie Neuendettelsau durchgeführt.<br />
Vorgehensweise<br />
In fünf Pflegeheimen erhielten je zehn Bewohnerinnen<br />
und Bewohner mit Gedächtniseinbußen durch <strong>Demenz</strong><br />
<strong>für</strong> die Dauer eines halben Jahres an sechs Tagen in der<br />
Woche <strong>für</strong> je zwei Stunden eine Förderung in den vier<br />
MAKSBereichen. 50 weitere Personen bildeten die Begleitgruppe.<br />
Alle Gruppen wurden vor und nach Ablauf<br />
der sechs Monate hinsichtlich der Gedächtnisfähigkeiten,<br />
alltagspraktischer und pflegerelevanter Aspekte untersucht.<br />
Nach Ablauf des ersten halben Jahres wurde die<br />
Studie <strong>für</strong> weitere sechs Monate fortgeführt. Für alle Personen<br />
mit Projektbeginn im November oder Dezember<br />
2008 wurden zusätzlich auch Ganzjahresdaten erhoben.<br />
Für die intensive MAKSTherapie wurde im Bereich Medizinische<br />
Psychologie und Medizinische Soziologie der<br />
Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen eigens ein<br />
detailliertes, den aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
berücksichtigendes Therapiemanual <strong>für</strong> die Dauer eines<br />
Jahres entwickelt, so dass eine größtmögliche Standarisierung<br />
der Therapie in den einzelnen Studienzentren<br />
gewährleistet war. Studiendesign und durchführung<br />
wurden regelmäßig von externen Experten überwacht.<br />
Ergebnisse<br />
Insgesamt konnten 119 Personen den primären Studienzeitraum<br />
von sechs Monaten vollenden. Die angestrebte<br />
Zahl von 102 abgeschlossenen Fällen wurde damit übertroffen.<br />
Zusätzlich konnten von 70 Personen Ganzjahresdaten<br />
erhoben werden (sekundärer Studienzeitraum).<br />
Dies lässt wertvolle Hinweise auf die Langzeitwirkung der<br />
Förderung durch „MAKS aktiv“ zu.<br />
Halbjahresdaten: Wie erwartet kann die Therapiegruppe<br />
ihre Anfangswerte über den Zeitraum von 6 Monaten halten,<br />
die Begleitgruppe lässt in ihren Fähigkeiten signifikant<br />
nach, wenn auch nicht so stark wie bei unbehandelter<br />
<strong>Demenz</strong> üblich. Die Gesamtsymptomatik – gemessen<br />
mit der NOSGERSkala – verbesserte sich wie erwartet in<br />
der Therapiegruppe deutlich, besonders in Bezug auf<br />
Stimmung und Verhaltensauffälligkeiten.<br />
In den Ganzjahresdaten zeigt sich der erwartete Unterschied<br />
zwischen den beiden Gruppen noch ausgeprägter.<br />
So konnte die Therapiegruppe auch nach einem Jahr in<br />
der Gesamtbewertung der kognitiven Fähigkeiten (ADAS<br />
kog) ihren Ausgangszustand halten, während die Fähigkeiten<br />
in der Begleitgruppe deutlich nachließen.<br />
Fazit: Die Einführung eines intensiven MehrkomponentenAktivierungsprogramms<br />
<strong>für</strong> Menschen mit <strong>Demenz</strong> in<br />
Pflegeheimen führt dazu, dass die kognitiven Fähigkeiten<br />
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Therapiegruppe<br />
über einen Zeitraum von zwölf Monaten stabil bleiben,<br />
während sie bei Personen ohne spezielles Aktivierungsprogramm<br />
deutlich abnehmen. Durch das MAKS<br />
aktiv-Training steht erstmals eine Therapie zur Verfügung,<br />
die eine Stabilisierung der kognitiven und alltagspraktischen<br />
Fähigkeiten bei Menschen mit <strong>Demenz</strong> im<br />
Durchschnitt <strong>für</strong> ein ganzes Jahr bewirkt. Da die Fähigkeiten<br />
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Begleitgruppe<br />
während des ersten halben Jahres nicht in dem in<br />
der Wissenschaft belegten Ausmaß abnehmen, muss man<br />
außerdem davon ausgehen, dass durch die Einführung<br />
eines intensiven Aktivierungsprogramms so etwas wie<br />
eine „Aufbruchstimmung“ entsteht, von der die meisten<br />
Bewohnerinnen und Bewohner profitieren.