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GESCHICHTESPAZIERGANG „Auf den Spuren jüdischen ... - Erinnern

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unbeschwerte Kindheit im Wien der 1930er Jahre. Brauers Vater starb in einem<br />

Konzentrationslager, er selbst besuchte verschie<strong>den</strong>e jüdische Sammelschulen,<br />

arbeitete dann als Tischlergehilfe für die Israelitische Kultusgemeinde (u. a. zimmerte<br />

er begehbare Hühnerstelle für SS-Funktionäre), seiner drohen<strong>den</strong> Deportation<br />

entkam er, weil er sich bis Kriegsende verstecken konnte.<br />

„Mein Vater wurde im Jahr 1883 in Vilna geboren. Er emigrierte 1907 nach Wien und<br />

arbeitete hier als selbstständiger Schuhmachermeister. Im Jahre 1924 heiratete er die 1898<br />

geborene Hermine geb. Sekirnjak, die zwei Kinder zur Welt brachte - 1927 meine Schwester<br />

Lena und 1929 mich, Erich. Meine Familie wohnte in einer Zimmer-Küche-Wohnung im 16.<br />

Wiener Gemeindebezirk. Die Rassegesetze in <strong>den</strong> Jahren 1938 bis 1945 hatten auch für<br />

unsere Familie katastrophale Folgen. Mein Vater wurde aus dem Haus gewiesen, musste<br />

sich verstecken und seine Werkstätte wurde konfisziert, desgleichen die Ersparnisse meiner<br />

Mutter. Meine Schwester und ich wur<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> Schulen geworfen. Meine Mutter und<br />

meine Schwester waren zum so genannten Stichtag 1933 nicht Mitglieder der israelischen<br />

Kultusgemeinde (Ältestenrat der Ju<strong>den</strong> in Wien), sie mussten daher keinen Ju<strong>den</strong>stern<br />

tragen. Ich hingegen war Mitglied, trug <strong>den</strong> Stern, hatte jüdische Lebensmittelkarten und im<br />

Reisepass das große rote „J“. Die Flucht nach Riga gelang nur meinem Vater. Für <strong>den</strong> Rest<br />

der Familie war es zu spät. Bis zum meinem 13. Lebensjahr besuchte ich noch diverse<br />

jüdische Schulen, dann arbeitete ich in der Kultusgemeinde. Gegen Ende des Krieges wurde<br />

mir die Kennkarte abgenommen und ich wurde zur Verschickung „ausgehoben“. Es gelang<br />

mir unterzutauchen und in <strong>den</strong> Wirrnissen des Kriegsendes zu überleben. Mein Vater<br />

verstarb 1944 in einem Konzentrationslager in Lettland, meine Mutter lebte in Wien bis zu<br />

ihrem Tod 1987.“ 21<br />

Nach dem Krieg schloss sich der junge Arik Brauer der KPÖ an,<br />

wandte sich aber bald enttäuscht von kommunistischen der<br />

Bewegung ab. Er studierte bis 1951 an der Akademie der<br />

bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Albert<br />

Paris Gütersloh und gründete mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner,<br />

Wolfgang Hutter und Anton Lehm<strong>den</strong> die „Wiener Schule des Phantastischen<br />

Realismus“. Ab 1947 studierte er zusätzlich Gesang an der Musikschule der Stadt<br />

Wien.<br />

Wegen Geldmangels reise er zwischen 1951 und 1954 mit dem Fahrrad durch<br />

Europa und Afrika. 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 als<br />

Tänzer im Raimundtheater in Wien auf. Im Jahr darauf heiratete er die jemenitische<br />

Jüdin Naomi Dahabani in Israel und zog mit ihr nach Paris, wo das Paar als<br />

israelisches Gesangsduo „Neomi et Arik Bar-Or“ seinen Lebensunterhalt verdiente.<br />

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