GESCHICHTESPAZIERGANG „Auf den Spuren jüdischen ... - Erinnern
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4.2. Thaliastraße – nahe dem Gürtel: Chaim Miller (Fredl Müller)<br />
Auf Chaim Miller stieß als „Brunnenviertler Ju<strong>den</strong>“ stieß ich eigentlich zufällig, da ein<br />
Artikel über ihn aus einem „Profil“ im Mai dieses Jahres in unserem Lehrerläufer lag.<br />
Dazu gab es einen Vermerk, dass er als Zeitzeuge vor kurzem unsere Schule<br />
besucht hatte. Dies war – so fand ich später heraus – so kurzfristig erfolgt, dass<br />
keine Zeit mehr für eine größere Ankündigung blieb, so dass interessierte<br />
LehrerInnen wie ich keine Möglichkeit zur Teilnahme hatten. Doch war mein<br />
Interesse nun geweckt, und ich besorgte mir sofort die entsprechende Profil-<br />
Ausgabe.<br />
„Seine Eltern nannten ihn Fredl. Alfred klang zu steif im Wiener Arbeiterbezirk Ottakring. Also<br />
Fredl Müller, geboren 1921 in der Thaliastraße, nicht weit vom Gürtel. Ju<strong>den</strong> gab es in<br />
Ottakring nur wenige: (…) An jedem 1. Mai zog Fredl auf seinem mit rotem Krepp zwischen<br />
<strong>den</strong> Speichen geschmückten Fahrrad auf <strong>den</strong> Rathausplatz und hörte die Re<strong>den</strong> von Karl<br />
Seitz und Otto Bauer. Der Vater war schließlich Mitglied beim Schutzbund, der<br />
Wehrorganisation der Sozialdemokraten. Religiös war die jüdische Familie Müller aus der<br />
Thaliastraße nicht. Mit 14 begann Fredl die Schlosserlehre in einer Werkstätte im<br />
Nachbarbezirk Fünfhaus. Einmal in der Woche besuchte er die Berufsschule in der<br />
Mollardgasse. Alles schien vorgezeichnet. Bis zu jenem Tag im März 1938, nach dem so<br />
viele Leben eine dramatische Wendung nahmen. Wie auch jenes von Fredl Müller (…). An<br />
jenem Märztag `38, an dem sich sein Leben ändern sollte, stand der 17-jährige<br />
Schlosserlehrling Alfred Müller an der Ringstraße, sah die Nazis die Stadt übernehmen und<br />
beschloss das Land zu verlassen. Im Februar 1939 hatte er die nötigen Papiere beisammen<br />
und verabschiedete sich von <strong>den</strong> Eltern, die er nie mehr sehen sollte. Am 15. März legte sein<br />
Schiff in Palästina an. Am selben Tag marschierten Hitlers Truppen in Prag ein. Fredl Müllers<br />
Vater wurde wenig später von der Gestapo zur Zwangsarbeit nach Norddeutschland<br />
verschleppt. 1941 kam er zu Tode geschun<strong>den</strong> nur mehr zum Sterben heim in die<br />
Thaliastraße. Wenige Tage danach wurde die Mutter deportiert.(…)“ 28<br />
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