Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
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Zusammenfassung<br />
STANDARDISIERUNG WINTERDIENST<br />
Die Personaleinteilung und die Vorgabe eines Rahmens für die auszubringenden Streumengen<br />
erfolgt durch den Straßen- bzw. Autobahnmeister. Die Letztverantwortung in <strong>der</strong> Durchführung des<br />
Winterdienstes bzw. insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> als erfor<strong>der</strong>lich angesehenen Streumengen liegt jedoch bei dem<br />
Fahrer des Streufahrzeuges, da nur er den aktuellen Zustand während <strong>der</strong> Fahrt unmittelbar sieht und<br />
die Streumenge je<strong>der</strong>zeit basierend auf seiner Erfahrung anpassen kann.<br />
Diese subjektive erfahrungsbasierte Winterdienstpraxis führt jedoch zu fallweise sehr uneinheitlichen<br />
Streumengen in vergleichbaren Situationen, bei denen je<strong>der</strong> Winterdienstfahrer basierend auf<br />
seiner Erfahrung glaubt, die richtige Dosierung <strong>der</strong> Streumenge bis hin zu einer Maximalmenge von 40<br />
g/m 2 Taumittel je Streudurchgang eingestellt zu haben. In <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Fahrer kann beides<br />
richtig sein, wenn z.B. 10 g/m 2 Streumenge ausreichen, wird auch mit 20, 30, o<strong>der</strong> 40 g/m 2 das gleiche<br />
Ergebnis erzielt. Zudem besteht die Tendenz eher mehr zu streuen, um auf <strong>der</strong> sicheren Seite zu sein<br />
und allfällige rechtliche Probleme zu vermeiden. Daraus ergeben sich aus Sicherheitsbedenken über<br />
die notwendige Menge tendenziell erhöhte Streumengen.<br />
Durch die Verknüpfung <strong>der</strong> täglichen Streumengen mit den täglichen Schneefallmengen werden<br />
diese uneinheitlichen Streudosierungen deutlich sichtbar. So kommt es selbst in <strong>der</strong> Präventivstreuung<br />
ohne Schneefall zu einer Bandbreite von Streumengen zwischen 0 bis 40 g/m 2 , wobei in diesen Fällen<br />
10 g/m 2 zur Vermeidung von Reifglätte in jedem Fall ausreichend sind. Bereits bei Schneefallereignissen<br />
von 5 cm/Tag in einem Zeitraum von 10 h (0,5 cm Schnee/h) und -2°C Fahrbahntemperatur wäre<br />
gemäß dem an <strong>der</strong> TU Wien entwickelten Streumodell eine Streuumlaufzeit von 1h unter Ausbringung<br />
<strong>der</strong> Maximalstreumenge von 40 g/m 2 erfor<strong>der</strong>lich, um die Fahrbahn schwarz zu halten. Die gesamte<br />
Streumenge für dieses Szenario würde dann bei 400 g/m 2 in 10 Stunden liegen, was we<strong>der</strong> aus Sicht<br />
<strong>der</strong> Ressourcen möglich, noch ökologisch o<strong>der</strong> ökonomisch sinnvoll sein kann.<br />
Das Ziel eines optimierten Winterdienstes muss es daher sein, die ausgebrachten Streumengen<br />
bei vergleichbaren Situationen auf das notwendige Ausmaß zu beschränken und zu vereinheitlichen.<br />
Dazu ist eine Zusammenfassung des Wissensstandes in Form von Leitfaden und Streuempfehlungen<br />
sowie Schulung <strong>der</strong> Winterdienstverantwortlichen erfor<strong>der</strong>lich. Nur dadurch kann <strong>der</strong> Vielfalt an Strategien<br />
im Winterdienst zur optimalen Herangehensweise in <strong>der</strong> Bekämpfung von Schnee- und Eisglätte<br />
entgegengewirkt werden.<br />
Für den Fahrer muss bei den Schulungen vor allem die zentrale Frage „Wann muss gestreut werden<br />
– wie viel und was?“ geklärt werden, damit <strong>der</strong> Fahrer auch während einer Einsatzfahrt schnell<br />
die richtige Entscheidung treffen kann. Können bestehende Unsicherheiten durch Schulungen nicht<br />
ausgeräumt werden, wird die Maximalstreumenge tendenziell nach dem Motto „Viel streuen hilft viel“<br />
ungeachtet <strong>der</strong> physikalischen Grenzen des Streumitteleinsatzes sowie ökologischer & ökonomischer<br />
Bedenken ausgebracht.<br />
GRENZEN: BEGRENZTE TAUWIRKUNG DER STREUMITTEL<br />
Die Wirkungsweise auftauen<strong>der</strong> Streumitteln besteht in <strong>der</strong> Absenkung des Gefrierpunktes <strong>der</strong> Lösung<br />
von Taumittel und Nie<strong>der</strong>schlag auf <strong>der</strong> Fahrbahn unter die Umgebungs- bzw. Fahrbahntemperatur.<br />
Für das überwiegend verwendete Taumittel Natriumchlorid (NaCl) liegt die maximal mögliche Gefrierpunktabsenkung<br />
bei -22,6°C mit einer Solekonzentration von 23,4 %. Eine weitere Absenkung des<br />
Gefrierpunktes unter diesen eutektischen Punkt ist mit NaCl nicht möglich. Die praktischen Versuche<br />
für verschiedene Solekonzentrationen von NaCl aber auch Kalziumchlorid (CaCl2) im Klimaschrank<br />
zeigen, dass es im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Darstellungen auch bei Übersättigung <strong>der</strong> Sole zu keinem<br />
Anstieg des Gefrierpunktes kommt.<br />
Für die Winterdienstpraxis bedeutet dies, dass die ausgebrachte Salzmenge bei Trockensalz bzw.<br />
mit Soleanteil in <strong>der</strong> Feuchtsalzstreuung so lange Schnee o<strong>der</strong> Eis taut, bis sich eine Solekonzentration<br />
einstellt, <strong>der</strong>en Gefrierpunkt <strong>der</strong> Fahrbahntemperatur entspricht. Übersteigt die zwischen zwei<br />
Streu- und Räumvorgängen gefallene jene mit <strong>der</strong> ausgebrachten Salzmenge taubare Schneemenge,<br />
kann die Fahrbahn selbst bei optimaler Räumung, das heißt kaum vorhandener Restschnee, nicht<br />
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