Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.2 Wirkung auftauen<strong>der</strong> Streumittel<br />
2.2.1 Auftauende Wirkung<br />
Wasser gefriert bei Temperaturen geringer als 0°C zu Eis. Der Gefrierpunkt von Solen als Mischung<br />
auftauen<strong>der</strong> Streumitteln und Wasser liegt niedriger und weist bei einer für das jeweilige Salz bestimmten<br />
Konzentration einen Tiefstwert auf (Eutektikum). Bei höheren Konzentrationen kommt es zu keiner<br />
weiteren Herabsetzung des Gefrierpunktes unterhalb <strong>der</strong> eutektischen Temperatur, es besteht allerdings<br />
eine Reserve für weitere Nie<strong>der</strong>schläge, die zu einer Verdünnung und damit Konzentrationsabsenkung<br />
führen. Um eine Eisbildung <strong>der</strong> Sole zuverlässig zu verhin<strong>der</strong>n, muss ihre Gefriertemperatur<br />
unter <strong>der</strong> Temperatur <strong>der</strong> Straßenoberfläche liegen. Der Gefrierpunkt nach Solekonzentration für das<br />
üblicherweise in <strong>der</strong> Praxis eingesetzte Streumittel Natriumchlorid ist in Abb. 06 (links) dargestellt und<br />
wird in Abschnitt 4.3 noch genauer erläutert. In dieser Abbildung sind zudem zwei Beispiele enthalten,<br />
welche die (theoretischen) Möglichkeiten und Grenzen auftauen<strong>der</strong> Streumittel zeigen.<br />
Beispiel 1 zeigt, wie viel Nie<strong>der</strong>schlag mit <strong>der</strong> maximal möglichen Streumenge von 40 g/m 2 NaCl und<br />
einer Fahrbahntemperatur von -2,5°C getaut werden kann. Um eine bekannte Nie<strong>der</strong>schlagsmenge zu<br />
tauen, ist mindestens jene Salzmenge erfor<strong>der</strong>lich, durch die eine Absenkung <strong>der</strong> Gefriertemperatur<br />
unter die Fahrbahntemperatur erfolgt. Die Taugeschwindigkeit ist dabei umso größer, je größer dieser<br />
Temperaturunterschied ausfällt. Bei 1 cm Schnee (entspricht 1 mm Regen bzw. 1.000 g/m 2 Wasser)<br />
und <strong>der</strong> üblichen maximalen Streumenge von 40 g/m 2 kann <strong>der</strong> Gefrierpunkt nur auf -2,5°C abgesenkt<br />
werden. Liegt die Fahrbahntemperatur darunter o<strong>der</strong> fällt mehr Schnee, besteht Glättegefahr.<br />
Beispiel 2 zeigt die notwendige Streumenge bei gegebener Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlagsmenge.<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Fahrbahntemperatur kann aus dem eutektischen Diagramm auch die Mindestsolekonzentration<br />
zur Verhin<strong>der</strong>ung eines Gefrierens abgelesen werden und für eine gegebene Streumenge<br />
die beherrschbare Nie<strong>der</strong>schlagsmenge bestimmt werden. Ausgehend von einer Fahrbahntemperatur<br />
von -5°C ergibt sich eine Mindestsolekonzentration von 8%. Bei üblichen Streumengen von z.B.<br />
12 g/m 2 sind nur Schneefälle bis 1,5 mm (150 g/m 2 Wasser) beherrschbar.<br />
Anhand <strong>der</strong> Beispiele zeigt sich die stark begrenzte Tauwirkung von Streusalz (NaCl), was zu einem<br />
Umdenken bezüglich <strong>der</strong> Maximalstreumengen führen muss, da größere Schneefallmengen bei entsprechenden<br />
Temperaturen im Streuintervall regelmäßig vorkommen. Ist ein solches Schneefallereignis<br />
selbst bei Ausbringung <strong>der</strong> Maximalstreuung im Streuintervall nicht mehr beherrschbar, so führt die<br />
Ausbringung großer Streumengen nur zur Bildung von mehr Schneematsch. Dieser Schneematsch wird<br />
in <strong>der</strong> Folge wie<strong>der</strong> gefrieren und bietet eine geringe Griffigkeit und Sichtbarkeit als eine Schneedecke.<br />
Bsp. 1: Gefrierpunkt 1 cm Schnee & max. Salzmenge (NaCl) 40 g/m 2<br />
±0,0°C<br />
-2,5°C<br />
-5,0°C<br />
±0,0°C<br />
-2,5°C<br />
-5,0°C<br />
fest Nie<strong>der</strong>schlagsmenge: 1 mm (1000g/m²)<br />
Schneehöhe: 1 cm<br />
+<br />
Streumenge (max.): 40g/m²<br />
=<br />
flüssig<br />
Solekonzentration: 4%<br />
Gefrierpunkt: -2,5°C<br />
Bsp. 2: Taubare Schneemenge bei -5°C und 12 g/m 2<br />
flüssig<br />
=<br />
+<br />
fest<br />
Solekonzentration: 8%<br />
Gefrierpunkt: -5°C<br />
Streumenge (normal): 12g/m²<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge: 0,15 mm (150g/m²)<br />
Schneehöhe: 0,15 cm<br />
-2,5°C<br />
Zusammenhang<br />
Gefrierpunkt – Salzkonzentration (NaCl)<br />
~8%<br />
Beispiel 1<br />
Beispiel 2<br />
„Ziel <strong>der</strong> Salzstreuung ist die<br />
Herabsetzung des Gefrierpunktes<br />
unter die Fahrbahntemperatur“<br />
Abb. 06: Zusammenhang zwischen Gefrierpunkt und Konzentration erläutert anhand von zwei Beispielen (Für<br />
die Berechnung vgl. Abschnitt „4.3 Gefrierpunkt und eutektisches Diagramm“ auf Seite 55)<br />
28