Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
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2.1.2.1 Natriumchlorid (NaCl)<br />
Natriumchlorid (auch Kochsalz o<strong>der</strong> Speisesalz) mit <strong>der</strong> chemischen Formel NaCl, ist Hauptbestandteil<br />
und dominantes Streumittel in Österreich bzw. ganz Europa. Natriumchlorid wird hauptsächlich<br />
über Verdunstung von Meerwasser, aus dem Bergbau o<strong>der</strong> bei chemischen Prozessen als Nebenprodukt<br />
gewonnen. Die weltweite jährliche Salzproduktion 2006 lag bei 255,6 Mio. Tonnen [Wikipedia,<br />
2010]. Der wichtigste Lieferant für Salz ist in Österreich die Salinen Austria AG, die jährlich etwa<br />
1,1 Mio. Tonnen Salz bei einer maximalen Tageskapazität von 3.350 Tonnen/Tag produziert. Die Salinen<br />
Austria AG gewinnt NaCl bergmännisch im Salzkammergut und bereitet es am Standort Ebensee<br />
auf. Zur Salzgewinnung im Bergbau wird Wasser in einen Stollen gepumpt, die Lösung von Steinsalz<br />
im Wasser abgewartet und diese Sole dann abgepumpt. In <strong>der</strong> Saline wird das Salz durch Verdunstung<br />
und Zentrifugieren aus <strong>der</strong> Sole gewonnen und gereinigt.<br />
Natriumchlorid hat eine Dichte von 2,17 g/cm³ bei 20°C und eine Löslichkeit in Wasser von 359 g/l<br />
bei 20°C. Eine Salzlösung leitet durch die freien Ionen elektrischen Strom, während we<strong>der</strong> reines H 2O<br />
noch reines NaCl elektrisch leitfähig sind. Eine Sole mit einem Salzgehalt von 23,4 Gew-% bildet ein<br />
eutektisches Gemisch, das bei -22,6°C ohne Entmischung gefriert. Wie wichtig und vielseitig Natriumchlorid<br />
ist, lässt sich an dem sehr breit gefächerten Einsatzgebiet darstellen. Die folgende Liste gibt<br />
die Produktpalette <strong>der</strong> Salinen Austria AG wie<strong>der</strong>, wobei sich diese Produkte in den Punkten Reinheit,<br />
Korngröße, Gebindegröße sowie Zusätze und den resultierenden Preisen unterscheiden.<br />
● Speisesalz<br />
● Auftausalz<br />
● Gewerbesalz<br />
● Industriesalz<br />
● Pharmasalz<br />
● Viehsalz<br />
Welche Mengen NaCl je nach Einsatzgebiet verbraucht werden, lässt sich aus Tabelle 01 ablesen.<br />
Der Anteil an Speisesalz ist mit 3% vergleichsweise gering. Dominant ist hingegen <strong>der</strong> Anteil an industriellem<br />
Salzverbrauch vor allem in Deutschland mit 80% gegenüber dem Einsatz für die Salzstreuung<br />
mit 12%. In Österreich liegt <strong>der</strong> durchschnittliche Salzverbrauch für den Winterdienst <strong>der</strong> letzten Jahre<br />
bei 345.000 Tonnen pro Jahr, wobei keine vergleichbaren Zahlen über den Einsatz in an<strong>der</strong>en Sektoren<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Tabelle 01: Anteil einzelner Verwendungsbereiche von Natriumchlorid an <strong>der</strong> Gesamtproduktion [Wikipedia,<br />
Stand Mai 2010]<br />
Industriesalz Auftausalz Gewerbesalz Speisesalz Sonstige<br />
Österreich 11% 48% 10% 17% 15%<br />
Deutschland 80% 12% 5% 3% 0%<br />
USA 39% 37% 12% 3% 9%<br />
In Tabelle 02 ist <strong>der</strong> Salzverbrauch nach Wintersaison und Bundesland aufgelistet. Neben großen<br />
Unterschieden im Salzverbrauch <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong>, die aus Unterschieden in <strong>der</strong> Netzlänge und Struktur<br />
resultieren, fallen auch die starken saisonalen Schwankungen des Salzverbrauches auf, die von<br />
<strong>der</strong> Anzahl an Winterdiensttagen und Schneefallmenge abhängen. Bezogen auf die Streumenge pro<br />
m 2 Straßenfläche und Winterdiensttag fallen die Differenzen deutlich geringer aus. Es zeigt sich insgesamt,<br />
dass sich <strong>der</strong> Verbrauch in Gesamtösterreich durchaus um den Faktor 3 je nach Winter än<strong>der</strong>n<br />
kann. So wurden im milden Winter 2006/07 nur 174.000 Tonnen Streusalz verbraucht, im strengen<br />
Winter 2008/09 stieg <strong>der</strong> Verbrauch auf 455.000 Tonnen. Der Preis für Natriumchlorid für den Winterdienst<br />
liegt üblicherweise bei etwa 80 - 90 €/t. Im Vergleich dazu kosten 500 g jodiertes Speisesalz im<br />
Einzelhandel ca. 0,39 €, was einem Preis von 624 €/t (ohne USt.) o<strong>der</strong> knapp dem 7-fachen entspricht.<br />
Wie Erfahrungen z.B. aus dem Winter 2010/2011 zeigen, kann es aufgrund anhalten<strong>der</strong> Schneefälle<br />
zu einer europaweiten Knappheit von NaCl mit kaum überwindbaren Lieferengpässen und extremen<br />
Preissteigerungen auf 200 - 240 €/t kommen, denen nur durch ein gut organisiertes Salzmanagement<br />
und entsprechende Bevorratung sowie entsprechend effiziente Ausbringung entgegen gewirkt werden<br />
kann. Ob ein solcher Engpass und daraus resultierende Probleme im Winterdienst haftungsrelevant<br />
sind, ist je nach Ausmaß des Winterereignisses und getroffener Vorsorge im Einzelfall zu beantworten.<br />
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