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Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]

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punkte für die Eisbildung darstellen und diese Eis/Hydrohalitkonglomerate rasch zu einer schmierigen<br />

Masse auf <strong>der</strong> Fahrbahn werden können. Hydrohalit ist zudem ein stabiles Mineral, das erst bei einer<br />

Erwärmung auf über 0°C wie<strong>der</strong> in Halit und Wasser zerfällt, wodurch eine erneute Solebildung möglich<br />

wird.<br />

Die Temperaturbereiche für eine Kristallbildung von NaCl-Sole sind in Abb. 05 dargestellt und zeigen<br />

ein typisches eutektisches Diagramm. Im hellen Bereich „Sole“ ist die Sättigung <strong>der</strong> Sole ausreichend<br />

hoch, so dass es zu keiner Bildung von Eis o<strong>der</strong> Hydrohalit kommt. Im dunklen Bereich „Sole + Eis“<br />

friert die Sole nach entsprechen<strong>der</strong> Zeit vollständig durch und bildet Eis, während es im Bereich „Eis<br />

+ NaCl•2H 2 O“ so lange zur Bildung von Hydrohalit kommt, bis die Sole zu Eis gefroren ist. Im hellen<br />

Bereich „Sole + NaCl•2H 2 O“ ist die Sole flüssig, es kommt jedoch zur Bildung von Hydrohalit bis eine<br />

Solekonzentration erreicht ist, die im Bereich „Sole“ liegt. Für den Winterdienst ist die durchgezogene<br />

Linie interessant, da diese den Gefrierpunkt <strong>der</strong> NaCl-Lösung beschreibt, während die strichlierten Linien<br />

die mineralogischen Abläufe markieren.<br />

2.1.2.3 Kalziumchlorid CaCl2<br />

Kalziumchlorid (auch Calciumchlorid) mit <strong>der</strong> chemischen Formel CaCl2 hat eine Dichte von 2,16 g/<br />

cm3 bei 20°C und eine Löslichkeit in Wasser von 740 g/l bei 20°C. CaCl2 kommt zwar in <strong>der</strong> Natur als<br />

Solelösung vor, wird aber für die industrielle Verwendung hauptsächlich aus Salzsäure (HCl) und Calciumcarbonat<br />

(CaCO3) hergestellt bzw. als Nebenprodukt bei <strong>der</strong> Sodaherstellung gewonnen. Die Kristallbildung<br />

ist unregelmäßiger als bei NaCl, was zu einer flockigen Form in trockenem Zustand führt.<br />

Kalziumchlorid ist stark hygroskopisch, d. h. es zieht Wasser an (Feuchtigkeit aus <strong>der</strong> Luft!), was es<br />

zu einem guten Trocknungsmittel in <strong>der</strong> Industrie und Lebensmittelverarbeitung macht. Für den Winterdienst<br />

führt diese Eigenschaft aber zu dem Problem, dass eine mit CaCl2 gestreute Fahrbahn auch<br />

dann feucht aussieht, wenn kein Nie<strong>der</strong>schlag fällt bzw. sich kein Reif bildet. Der Fahrer streut, da die<br />

Fahrbahn feucht ist und er ein Frieren des Wasserfilms befürchtet, obwohl die Feuchtigkeit erst durch<br />

das Salz auf die Fahrbahn gelangt ist und in <strong>der</strong> Regel keine Gefahr besteht.<br />

Wie NaCl hat auch CaCl 2 einen eutektischen Punkt unter dem eine weitere Herabsetzung des Gefrierpunktes<br />

nicht möglich ist und <strong>der</strong> weit unter dem von NaCl liegt. Deswegen wird CaCl 2 vor allem<br />

bei sehr tiefen Temperaturen angewendet. In solchen Fällen wird CaCl2 jedoch meist nur in <strong>der</strong> Sole bei<br />

<strong>der</strong> Feuchtsalzstreuung FS30 (70% Trockensalz, 30% Sole verwendet), wodurch diese „aggressiver“<br />

sein soll. Als Wesentlicher wird jedoch allgemein <strong>der</strong> Umstand angesehen, dass die Sole im Tank des<br />

Streufahrzeuges nicht während <strong>der</strong> Streufahrt friert. Dies wird durch die Verwendung von CaCl 2 bei <strong>der</strong><br />

Soleherstellung zuverlässig für bis zu -45°C bei Sättigung <strong>der</strong> Sole verhin<strong>der</strong>t. In <strong>der</strong> Praxis erfolgt eine<br />

Anwendung von CaCl2 in <strong>der</strong> Feuchtsalzstreuung vielfach bereits ab Temperaturen von weniger als<br />

-6°C, was die Streukosten bei einem Preis von ca. 250 - 310 €/t deutlich erhöht.<br />

2.1.2.4 Magnesiumchlorid MgCl2<br />

Magnesiumchlorid mit <strong>der</strong> chemischen Formel MgCl2 hat eine Dichte von 2,32 g/cm³ bei 20°C und<br />

eine Löslichkeit in Wasser von 542 g/l bei 20°C. Magnesiumchlorid kommt in <strong>der</strong> Natur mineralisch<br />

gebunden und im Meerwasser vor. Wie Kalziumchlorid ist es stark hygroskopisch mit den gleichen<br />

oben beschriebenen Nachteilen. Der eutektische Punkt einer gesättigten MgCl2-Sole liegt bei -33°C.<br />

Es wird aus Magnesiumoxid (MgO), Chlor (Cl2) und Koks (C) gewonnen und dient als Grundlage zur<br />

Gewinnung elementaren Magnesiums sowie als Lebensmittelzusatzstoff. Weiters ist eine Verwendung<br />

in einer Vielzahl an industriellen Produkten wie z.B. in Legierungen und Brennstoffen. Der Preis für eine<br />

Tonne Magnesiumchlorid liegt mit ca.180 - 220 €/t ebenfalls deutlich über dem von NaCl.<br />

2.1.2.5 Kalziummagnesiumacetat CaxMgy(CH3COO) 2(x+y)<br />

Kalziummagnesiumacetat (CMA) ist eine aus gebranntem Dolomit und Essigsäure hergestellte<br />

Substanz, die in wässriger Lösung (25% CMA-Sole) klebrig ist und eine leichte Tauwirkung besitzt.<br />

Diese Eigenschaften werden dazu verwendet, auf innerstädtischen Straßen entstehenden Feinstaub<br />

zu binden und so die Luftgüte zu verbessern. Die Tauwirkung ist allerdings nicht groß genug, um bei<br />

Temperaturen von unter -6°C ohne zusätzliche Streumittel auszukommen, wodurch die gewünschte<br />

Doppelwirkung als „Taumittel und Feinstoffkleber“ nicht immer erreicht werden kann.<br />

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