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Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]

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5. Feldmessungen<br />

5.1 Griffigkeit und Fahrdynamik<br />

5.1.1 Griffigkeit<br />

Als Griffigkeit bezeichnet man die horizontal übertragbaren Reibungskräfte zwischen Fahrbahnoberfläche<br />

und Fahrzeugreifen in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Anpresskraft. Als Messgröße dient <strong>der</strong> Reibungsbeiwert<br />

μ, welcher als Quotient <strong>der</strong> übertragbaren Horizontalkräfte zu den gleichzeitig wirkenden<br />

Normalkräften definiert ist.<br />

Es bedeuten:<br />

μ - Reibungskoeffizient [-]<br />

H - Horizontalkraft, die am Körper zieht [N]<br />

N - Normalkraft, die den Körper auf den Boden drückt [N]<br />

Anschaulich kann <strong>der</strong> Reibungsbeiwert an folgendem Beispiel dargestellt werden. Ein kistenförmiger<br />

Körper mit einer Masse von 100 kg liegt auf einer Fahrbahn. Der Reibungsbeiwert zwischen <strong>der</strong> Kiste<br />

und <strong>der</strong> Fahrbahnoberfläche soll μ = 0,7 betragen. Um die Kiste nun horizontal zu bewegen, muss mit<br />

einer Kraft, die 70 kg entspricht, angezogen werden. Diese Reibung entspricht <strong>der</strong> Gleitreibung, da die<br />

Kiste immer mit <strong>der</strong>selben Seite auf <strong>der</strong> Fahrbahn aufliegt und eine ausschließlich translatorische Bewegung<br />

(siehe Abb. 44) erfolgt. Die wichtigsten für den Reibungsbeiwert μ bestimmenden Faktoren sind:<br />

● Textur <strong>der</strong> Fahrbahn<br />

● Verunreinigungen <strong>der</strong> Fahrbahnoberfläche<br />

● Trockene o<strong>der</strong> feuchte Fahrbahn<br />

● Wasser-, Schnee- o<strong>der</strong> Eisfilmdicke<br />

● Schlupf<br />

● Reifentyp (Sommer-, Winterreifen)<br />

● Reifenprofil, -druck etc.<br />

Für den Reibungsvorgang zwischen Rad<br />

und Straße ist <strong>der</strong> klassische Ansatz <strong>der</strong> Cou-<br />

Formel 05: Griffigkeitsbeitwert μ<br />

μ Reibungsbeiwert [-]<br />

H Horizontalkraft, die am Körper zieht [N]<br />

N Normalkraft, die den Körper zu Boden drückt [N]<br />

Abb. 44: Zusammenhang Horizontalkraft H & Vertikalkraft<br />

N bei einem Griffigkeitswert von μ=0,7<br />

lombschen Gleitreibungstheorie nicht zutreffend. Das angeführte Beispiel <strong>der</strong> Gleitreibung ist für die<br />

Kraftübertragung zwischen Fahrbahn und Gummi nur in Son<strong>der</strong>fällen z.B. bei einem blockierenden<br />

Rad von Bedeutung. Zudem ist dieser Gleitreibungsvorgang aufgrund <strong>der</strong> Variabilität von Auflast und<br />

Geschwindigkeit vergleichsweise komplex. Durch die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Fahrzeugtechnik befindet<br />

sich <strong>der</strong> Reifen bei neuen Fahrzeugen praktisch immer in einem Abrollvorgang, bei dem Kräfte<br />

(Brems-, Beschleunigungs- o<strong>der</strong> Seitenführungskräfte) übertragen werden. Blockierende Reifen, bei<br />

denen die Gleitreibung maßgebend ist, werden durch ABS verhin<strong>der</strong>t. Ein Schleu<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Reifen ohne<br />

Kraftübertragung wird durch die weit verbreitete Antriebsschlupfregelung (ASR) verhin<strong>der</strong>t.<br />

Der in <strong>der</strong> Praxis auftretende Rollreibungsvorgang ist noch etwas komplexer als eine reine Gleitreibung,<br />

da hier noch <strong>der</strong> Schlupf (Unterschied zw. Umfangsgeschwindigkeit des Reifens und <strong>der</strong> Fahrgeschwindigkeit<br />

des KFZ) zu beachten ist. Zum Zweck des Grundverständnisses des Reibungsbeiwertes<br />

ist die hier getroffene Beschreibung mittels Gleitreibung ausreichend, detailliertere Betrachtungen zum<br />

Thema finden sich unter an<strong>der</strong>em in [KLUGER-EIGEL, 2009].<br />

Von praktischer Bedeutung ist <strong>der</strong> Reibungskoeffizient einerseits für Straßenbenutzer, da diese<br />

meist davon ausgehen, dass auf dem höherrangigen Straßennetz die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten<br />

gefahren werden können. Insbeson<strong>der</strong>e wesentlich ist dies für die Fälle <strong>der</strong> sicheren Kurvenfahrt<br />

und <strong>der</strong> Verfügbarkeit eines angemessenen Bremsweges. Für den Straßenbetreiber ist <strong>der</strong> Reibungskoeffizient<br />

ebenfalls als wichtige Kenngröße des Straßenzustands von Bedeutung. Dies vor allem auch<br />

deswegen, weil er messbar ist und es für Autobahnen und Schnellstraßen definierte Mindeststandards<br />

gibt, die <strong>der</strong> Straßenerhalter zu gewährleisten hat. In Tabelle 06 wird diese Beurteilung des Straßenzustandes<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Griffigkeit gemäß RVS 13.01.15 (2006) dargestellt.<br />

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