Forschungsbericht "Optimierung der Feuchtsalzstreuung" [barrierearm]
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3.3 Wetterszenarien im Winterdienst<br />
Zur Analyse des Winterdiensteinsatzes und <strong>der</strong> tatsächlich ausgebrachten Streumengen wurden 8<br />
typische Wetterszenarien definiert und die Straßenmeistereien im Land Oberösterreich nach <strong>der</strong> minimalen<br />
und maximalen Auftrittshäufigkeit des Szenarios in einem typischen Winter sowie <strong>der</strong> jeweils<br />
ausgebrachten Streumenge befragt (Abb. 18). Dazu wurde gemeinsam mit FSV Arbeitsausschuss Winterdienst<br />
ein Fragebogen gestaltet, <strong>der</strong> von 20 Meistereien beantwortet wurde. Die Wetterszenarien 1<br />
bis 8 waren dabei wie folgt definiert:<br />
1. Trockener Tag ohne Minusgrade bzw. ohne Glättegefahr -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 1 an Winterdiensttagen im Mittel 10%<br />
2. Neuschnee mit leichtem bis mäßigem Schneefall von weniger als 5 cm pro Tag bzw. weniger<br />
als 0,5 cm in 3 Stunden und Temperaturen von mehr als -5° C -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 2 an Winterdiensttagen im Mittel 19%<br />
3. Neuschnee mit starkem Schneefall mehr als 5 cm je Tag bzw. mehr als 0,5 cm in 3 Stunden -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 3 an Winterdiensttagen im Mittel 14%<br />
4. Neuschnee mit leichtem bis mäßigem Schneefall von weniger als 5 cm pro Tag bzw. weniger<br />
als 0,5 cm in 3 Stunden und Temperaturen von mehr als -5° C inkl. Schneegestöber<br />
mit Verwehungen - Gewichteter Anteil Szenario 4 an Winterdiensttagen im Mittel 10%<br />
5. Glättegefahr durch Reifbildung ohne Nie<strong>der</strong>schlag (großes Temperaturgefälle Tag/Nacht<br />
90% - 100% relative Luftfeuchtigkeit) -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 5 an Winterdiensttagen im Mittel 16%<br />
6. Plusgrade am Tag und Minustemperaturen in <strong>der</strong> Nacht mit Glättegefahr durch<br />
gefrierendes Schmelzwasser (Schneereste auf <strong>der</strong> Fahrbahn) -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 6 an Winterdiensttagen im Mittel 17%<br />
7. Glatteis durch gefrierenden Regen/Nieseln -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 7 an Winterdiensttagen im Mittel 5%<br />
8. Situation 2 bis 7 jedoch mit Temperaturen unter -10° C -<br />
Gewichteter Anteil Szenario 8 an Winterdiensttagen im Mittel 9%<br />
Die Wetterszenarien 2, 3, 5 und 6 machten gemäß <strong>der</strong> Befragung mit zusammen 66% den größten<br />
Anteil an den Winterdiensttagen aus. Die sinnvolle Streumenge für die Szenarien 5 und 6 liegen bei<br />
etwa 10 g/m², während bei Schneefällen von mehr als 0,5 cm pro Stunde (Szenario 3) in <strong>der</strong> Regel<br />
erfolglos versucht wird, den gesamten fallenden Schnee zu tauen. Der geringe Unterschied zwischen<br />
Minimal- und Maximalanteil <strong>der</strong> einzelnen Wetterszenarien am Winter deutet auf eine gewisse Stabilität<br />
<strong>der</strong> durchschnittlichen Anteile hin. Die große Streuung <strong>der</strong> Angaben zeigt jedoch, dass das Wetter und<br />
seine Wahrnehmung von Straßenmeisterei zu Straßenmeisterei verschieden sind.<br />
Neben den Wetterszenarien wurde auch die minimale und maximale Streumenge für das jeweilige<br />
Wetterszenario abgefragt. Die Gegenüberstellung des Anteils an Wetterszenarien während einer Wintersaison<br />
und den zugehörigen Streumengen ist in Abb. 18 zu sehen. Während die Abweichungen vom<br />
statistischen Mittel bei den minimalen Streumengen gering sind, nimmt diese bei maximalen Streumengen<br />
für dieselben Wetterszenarien deutlich zu. Die Interquartilsdistanz in <strong>der</strong> 50% <strong>der</strong> Werte liegen<br />
(grauer Block in <strong>der</strong> Abbildung) bleibt relativ stabil und wird vor allem durch die Ausreißer nach oben<br />
(erkennbar an den langen Linien) vergrößert. Die Lage <strong>der</strong> Interquartilsdistanz im unteren Bereich <strong>der</strong><br />
Verteilung in Verbindung mit <strong>der</strong> großen Streuung zeigt jedoch auch, dass nur wenige Meistereien<br />
überdurchschnittlich viel Salz streuen. Die ausgebrachten Streumengen liegen dann aber sehr deutlich<br />
über dem Durchschnitt, wodurch <strong>der</strong> Weg zu gezielten Einsparungen auf Basis entsprechen<strong>der</strong> Detailanalysen<br />
und Schulungen schon vorgezeichnet ist.<br />
Eine Reduktion <strong>der</strong> hohen Streumengen in Richtung des Durchschnittes ist beson<strong>der</strong>s in den Wetterszenarien<br />
3 und 4 möglich, da hier selbst mit den maximalen Streumengen keine durchgehend<br />
schwarze Fahrbahn mehr erzielbar ist. Wenig <strong>Optimierung</strong>spotential hat das Wetterszenario 5 (Reifglätte),<br />
da die angegebenen Maximalstreumengen nur bei 10 g/m² liegen, was auch mit den Ergebnissen<br />
des Streumodells zusammenpasst(siehe Kap. 6.5). Durch eine verbesserte Überwachung des<br />
aktuellen Straßenzustands anhand von Sensoren o<strong>der</strong> Kameras kombiniert mit einer genauen Wetterprognose<br />
könnten die Szenarien deutlich exakter bestimmt und Streueinsätze bzw. Streumittel gezielter<br />
eingesetzt werden.<br />
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