29.10.2013 Aufrufe

magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Wandel <strong>der</strong> Kriegsideologie<br />

zeigt: Am Heiligen Abend 1914 verabredeten die Soldaten <strong>der</strong> verfeindeten Armeen an<br />

vielen Frontabschnitten eine Waffenruhe und fraternisierten sich mit ihren Gegnern,<br />

tauschten Geschenke und zeigten sich Fotos <strong>von</strong> ihren Familien. Kurz, sie feierten<br />

gemeinsam die heilige Nacht. 9 Diese, noch <strong>von</strong> festen Moralvorstellungen geprägten<br />

Ereignisse, sollten sich in den folgenden Kriegsjahren jedoch nicht wie<strong>der</strong>holen. Die alten<br />

Regeln verloren mit <strong>der</strong> Zeit ihre Bedeutung, was vor allem <strong>der</strong> neuartigen Kriegsführung<br />

zuzuschreiben ist.<br />

Imperialistische Interessen führten vor Kriegsausbruch zu einem Wettrüsten, welches<br />

bereits kurz nach Kriegsausbruch eine Pattsituation an <strong>der</strong> Front zwischen den<br />

kriegführenden Mächten begünstigte. Der Erste Weltkrieg wurde so zum Stellungskrieg.<br />

„Die zuvor klare Grenzziehung zwischen ziviler Ökonomie und militärischem Apparat<br />

wurde porös, und das sollte für den weiteren Verlauf <strong>der</strong> Kriegsgeschichte in Europa<br />

weitreichende Folgen haben. Diese zeigten sich im Ersten Weltkrieg, <strong>der</strong> <strong>von</strong> beiden<br />

Seiten mit dem Ziel <strong>der</strong> schnellen Entscheidung durch eine große Schlacht eröffnet<br />

wurde, sich aber mehr und mehr <strong>von</strong> <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>werfungs- auf die Ermattungsstrategie<br />

umstellte." 10<br />

Es heißt, <strong>der</strong> Erste Weltkrieg sei <strong>der</strong> „Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters“ 11<br />

gewesen. Der Stellungskrieg bewirkte, dass nicht die Armee mit den besseren Soldaten<br />

die Oberhand gewann, son<strong>der</strong>n jene mit <strong>der</strong> besseren Logistik und Industrie im Rücken.<br />

Auf diesem Hintergrund begannen die beteiligten Mächte groß angelegte Rekrutierungssowie<br />

Waffenproduktions- und Entwicklungsprogramme (Kriegsrohstoffabteilung,<br />

Hindenburgprogramm, Hilfsdienstgesetz 12 ). Die Möglichkeiten, die die neuen<br />

Technologien den Kriegsherren offerierten, führten dazu, dass einerseits die Militärs<br />

begannen, Technik als unverzichtbar für ihre militärischen Operationen anzuerkennen und<br />

sich an<strong>der</strong>erseits langsam <strong>von</strong> den alten Wertvorstellungen eines Krieges<br />

verabschiedeten. Die technische Industrie war in ihrer Entwicklung bereits weiter, als das<br />

Militär sie unterstützt, o<strong>der</strong> im Gefecht eingesetzt hatte. Jedoch war sie auch weniger<br />

effektiv, als es uns mediale Inszenierungen <strong>von</strong> Kriegsschauplätzen aus dem Ersten<br />

Weltkrieg glauben machen wollen. 13<br />

9<br />

In Detail bei JÜRGS nachzulesen.<br />

10<br />

MÜNKLER, S. 52.<br />

11<br />

Zitat des Buchtitels <strong>von</strong> W. J . MOMMSEN.<br />

12<br />

Vgl. Kapitel 3.2.<br />

13<br />

FENGLER, Silke, KREBS, Stefan: Die mediale Konstruktion <strong>von</strong> Wissenschaft und Technik als Paradigma<br />

des Ersten Weltkrieges. In: Technikgeschichte (72) 2005, S. 233.<br />

- 9 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!