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magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

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Krieg <strong>der</strong> Ingenieure?<br />

dass ich mit einem Schlag zum Massenmör<strong>der</strong> wurde.“ 108<br />

In Kriegstagebüchern und in vielen Briefen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Front ist vom technisierten Krieg<br />

hingegen oft wenig zu spüren. Wer in die nahe gelegenen Ortschaften möchte, reitet, für<br />

die Reise nach Hause werden umständliche Wege mit <strong>der</strong> Eisenbahn in Kauf genommen.<br />

Von Autos ist selten die Rede und Flieger werden erst Mitte des Krieges<br />

selbstverständlicher. Erst zum Kriegsende hin wird <strong>von</strong> Fliegerschutz und Tanks<br />

berichtet. 109<br />

Dies stützt die These <strong>von</strong> Stefan Krebs und Silke Fengler. 110 (Mediale) Dokumentationen<br />

vermitteln ein subjektiv beeinflusstes Bild vom Krieg und sind nicht unbedingt als<br />

authentisch einzustufen. Dem muss jedoch entgegengesetzt werden, dass <strong>der</strong> Wandel<br />

des Krieges nicht <strong>von</strong> einem Tag auf den an<strong>der</strong>en stattfand. Es wurden, und das ist das<br />

Entscheidende an dieser Stelle, technologische Auswege aus dem Dilemma des<br />

Stellungskrieges gesucht. Eine Mo<strong>der</strong>nisierung des Krieges und ein verstärkter<br />

Technikeinsatz kamen nicht in jedem Bereich sofort zum Vorschein. Das heißt, es gab<br />

Sektoren, wo <strong>der</strong> „Krieg <strong>der</strong> Ingenieure“ noch nicht zu spüren war.<br />

Deshalb spielt <strong>der</strong> Erste Weltkrieg in <strong>der</strong> gesellschaftlichen Anerkennung <strong>von</strong> Technik<br />

eine so große Rolle: In diesen vier Jahren wurde ein ganzes Weltbild auf den Kopf<br />

gestellt. Denn erst in dieser Zeit kam es zur starken technologischen Aufrüstung des<br />

Krieges. Es zeigte sich, dass die Generalität sich in Gedanken noch auf den letzten Krieg<br />

vorbereitet hatte, denn sie stellte sich nur zögernd auf die neuen technologischen<br />

Möglichkeiten ein. 111<br />

Natürlich wurden auch in vorhergegangenen Kriegen neue kriegstechnologische<br />

Utensilien zum Einsatz gebracht. Auch <strong>der</strong> Erste Weltkrieg war nicht auf einen Schlag ein<br />

mo<strong>der</strong>ner Krieg. Die stattgefundene Wandlung wird an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Luftwaffe<br />

108 SCHAAR, S. 5.<br />

109 SCHAAR und WITKOP, Philipp: Kriegsbriefe gefallener Studenten. München 1929.<br />

Die Bewertung solcher Dokumente muss jedoch mit Vorsicht durchgeführt werden. Briefe in die Heimat<br />

erzählen oft ein geschöntes Bild, um die Familie nicht zu beunruhigen und um selber einen Moment<br />

nicht an den Krieg zu denken. Hinzukommt, dass nicht je<strong>der</strong> Schreckliches in Worte fassen kann.<br />

110 Sie behaupten kritisch, dass lediglich die Medien das heute viel beschworene Bild <strong>der</strong><br />

militärhistorischen und technikgeschichtlichen Zäsur des Ersten Weltkrieges darstellen. Dass<br />

einerseits im Ersten Weltkrieg weitaus weniger Technik eingesetzt wurde als durch<br />

Dokumentationen vermittelt wird. Dass an<strong>der</strong>erseits aber schon in vorangegangenen<br />

Kolonialkriegen eine ähnlich mo<strong>der</strong>ne Technik genutzt wurde, wie im Ersten Weltkrieg. „Der<br />

japanisch-russische Krieg <strong>von</strong>1904/05 nahm mit seinem Zusammenspiel <strong>von</strong> Schützengraben,<br />

Stacheldraht, Artillerie und Maschinengewehr das Geschehen an <strong>der</strong> Westfront vollständig<br />

vorweg – beson<strong>der</strong>s auch im Hinblick auf den Munitionsverbrauch und die Höhe <strong>der</strong> Verluste.“<br />

111 WILDING, Peter: Krieg – Technik – Mo<strong>der</strong>ne: Die Eskalation <strong>der</strong> Gewalt im „Ingenieur-Krieg“. Zur<br />

Technisierung des Ersten Weltkrieges. In: Aggression und Katharsis. Der Erste Weltkrieg im Diskurs <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ne. Hrsg. v. Petra Ernst, Sabine A. Haring, und Werner Suppanz. Wien 2004, S. 163-186, S.<br />

168. (Im Folgenden als WILDING abgekürzt.)<br />

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