magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

Die Entstehung, Entwicklung und Emanzipation der Technischen Hochschulen am Beispiel der RWTH
Hochschulen rege beteiligen sollte. 241 Über eine mögliche Polytechnische Schule im
Rheinland wurde länger diskutiert. Zuerst wurde an Düsseldorf, Köln oder Bonn gedacht.
Aachen konnte sich aufgrund seiner Industrien (u. a. Tuch- und Nadelindustrien)
durchsetzen und wurde mit seiner Nähe zu Bergbaugebieten als ideal empfunden. 242 Die
Aufgabe der RWTH sahen die Gründerväter in der Gewerbeförderung, der Begründung
akademisch-wissenschaftlicher Technologien und der Militärtechnik. 243
Die RWTH wurde etwa zu der Zeit gegründet, als die Gestaltung der Polytechnischen
Schulen stark erörtert wurde und als „ein relativ großer Teil technologischer Fächer an den
höheren technischen Lehranstalten bereits die erste Form akademischer Reife gewonnen
hatte.“ 244 Bei ihrer Eröffnung bestand die RWTH aus einer allgemeinen Schule und drei
Fachschulen: eine für Ingenieurwesen und Hochbau, eine für Maschinenbau und
mechanische Technik und chemische Technik und eine für Hüttenkunde. So waren „[…]
die Lehrfächer der deutschen Polytechnischen Schulen schon ein deutlicher Spiegel der
neueren Entwicklung der Ingenieur- und Naturwissenschaften.“ 245
Anlässlich der Eröffnungsfeier am 10.10.1870 sagte der Rektor der RWTH, August von
Kaven: „Die neuere Technik ist eine Macht im Staate. Die Techniker dürfen wohl für sich
in Anspruch nehmen, zu der Entwicklung der hohen deutschen Civilisation, worunter wir
Bildung, Wissen und Können verstehen, zu den raschen, wunderbaren Fortschritten in der
Anwendung der Wissenschaft, welche das letzte Viertel des Jahrhunderts
charakterisieren, einen erheblichen Theil beigetragen haben." 246 Die Notwendigkeit von
gut ausgebildeten Technikern war unumstritten und nun ging es darum, eine
Anerkennung der Hochschulen in der Gesellschaft zu erreichen. Eine Angliederung an die
Universitäten als Fakultäten wurde ausgeschlossen. In diesem Falle wäre Aachen eine
Fakultät der Universität Bonn geworden. 247
Die Hochschulen schlugen einen anderen Weg ein und begannen, sich zu emanzipieren
und eine völlige Gleichberechtigung mit den Universitäten zu fordern. Schrittweise
241
z.B. KOMPE, S. 8.
242
Über die Entscheidung für Aachen als Universitäts- bzw. Hochschulstadt findet sich in fast allen
Festschriften Kapitel. Beispielsweise in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen, bei RICKING, in der
AMA 1951, oder auf der Internetseite des Hochschularchivs der RWTH Aachen
http://www.archiv.rwth-aachen.de/rea/Seite/geschichte_18.htm#Poly (eingesehen am 18.11.2006.)
243
BENZMÜLLER, Heike, ROGER, Estelle: Ohne Titel. In: Aachener Nobelpreisträger? Physik im
Spannungsfeld von Wissenschaft und Gesellschaft um 1900. Hrsg. V. Christian Bremen. Bonn 2001,
S. 41.
244
DÜWELL, S. 63.
245
DÜWELL, S. 63.
246
RICKING, S. 70.
247
Diese Überlegungen formulierte Felix Klein in seiner Denkschrift von 1888 über die Vereinigung von
Technischen Hochschulen und Universitäten. DÜWELL, S. 69
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