magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
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Fazit<br />
Chemiker Fritz Haber das Chlor- und Senfgas und setzte sich für dessen Einsatz an <strong>der</strong><br />
Front ein. Ebenso war die Technische Hochschule Dresden als eine <strong>der</strong> führenden<br />
deutschen Lehr- und Forschungseinrichtungen in spezielle Forschungsaufgaben <strong>der</strong><br />
Rüstungswirtschaft einbezogen worden. Die Professoren und Assistenten arbeiteten unter<br />
an<strong>der</strong>em eng mit <strong>der</strong> Marinestation in Kiel und mit <strong>der</strong> Inspektion <strong>der</strong> Kraftfahrtruppen<br />
zusammen. Zum Teil waren sie direkt bei diesen militärischen Forschungseinrichtungen<br />
tätig, um mo<strong>der</strong>ne Torpedosteuerungen o<strong>der</strong> alternative Brennstoffe für Kraftfahrzeuge zu<br />
entwickeln. 397 An <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Aachen bemühte sich Borchers um die synthetische<br />
Herstellung und Einschmelzung <strong>von</strong> kriegswichtigen Rohstoffen. 1915 lieferte er ein<br />
Sechstel <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Kriegsmetall AG abgelieferten eingeschmolzenen Metalle.<br />
(vgl. Kap. 4.2.3). Diese Beispiele zeigen die große Bedeutung <strong>der</strong> Technischen<br />
Hochschulen für die Kriegsproduktion.<br />
Die Forschungsergebnisse dieser Magisterarbeit zeigen außerdem, dass <strong>der</strong> Erste<br />
Weltkrieg nicht nur eine Katalysatorwirkung auf die Steigerung <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>von</strong><br />
Ingenieuren, son<strong>der</strong>n auch auf die <strong>der</strong> Technischen Hochschulen hatte. Beispielhaft an<br />
<strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> wurde gezeigt, dass die Studentenzahlen, vor allem in Disziplinen, die im Krieg<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig gewesen waren, nach Kriegsende sprunghaft anstiegen.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg fand nicht nur ein politischer, son<strong>der</strong>n auch ein<br />
gesellschaftlicher Umbruch statt. Auf diesem Hintergrund folgte eine weit reichende<br />
Neuordnung des Bildungssystems. Aufgrund des Beitrages <strong>der</strong> Technischen<br />
Hochschulen während des Krieges und begünstigt durch die neugewonnene Akzeptanz<br />
<strong>der</strong> Ingenieure als vollwertige Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wissenschaftselite, wurden die Technischen<br />
Hochschulen durch die Hochschulreform auch rechtlich den Universitäten gleichgestellt.<br />
Die Universitäten maßen <strong>der</strong> Technik nun so viel Bedeutung bei, dass auch sie ihre<br />
Studenten an diese Disziplinen heranführen wollten. Die Universität Gießen<br />
beispielsweise wollte ihre Studenten zukünftig auf den rapide fortschreitenden<br />
technischen Wandel vorbereiten. Jeden Studenten wollte man durch Übungen,<br />
Werkbesichtigungen usw. an die mo<strong>der</strong>ne Technik heranführen. 398<br />
Dieser wichtige Schritt in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Technischen Hochschulen war Wegbereiter<br />
für die rasante Weiterentwicklung <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften, die unserer technisierten<br />
Gesellschaft heutzutage nicht mehr wegzudenken sind.<br />
397<br />
LANDGRAF, Günther (Hg.): Geschichte <strong>der</strong> Technischen Universität Dresden in Dokumenten und<br />
Bil<strong>der</strong>n. Band 2. Wissenschaft in Dresden vom letzten Drittel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bis 1945. Dresden<br />
1994, S. 69.<br />
398<br />
ANDERSHUB, Andreas: Das Antoniterkreuz in Eisen. Zur Geschichte <strong>der</strong> Universität Gießen während<br />
des Ersten Weltkrieges. Gießen 1979, S. 53.<br />
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