magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Vom Techniker zum angesehen Wissenschaftler – <strong>der</strong> Wandel des Berufsbildes des Ingenieurs am Ende <strong>der</strong> Wilhelminischen Epoche<br />
Titel „Kunst und Technik – eine neue Einheit“. Dies bezeichnete deutlich, dass sich die<br />
Bauhaus Architekten an die Ansprüche <strong>von</strong> Industrie und Technik annäherten. 205<br />
Auch die Entfaltung <strong>von</strong> Massenkultur steigerte die Akzeptanz <strong>von</strong> Technik im<br />
Alltagsleben. Berlin war während <strong>der</strong> Weimarer Republik nach seiner Einwohnerzahl die<br />
drittgrößte Stadt <strong>der</strong> Welt. Sie war die Stadt mit <strong>der</strong> schnellsten Stadtbahn, die<br />
telefonierfreudigste Stadt, sie besaß große Verlagszentren und war auch kulturell<br />
führend. 206 Die Presse war schon ein einflussreiches Medium, nach 1918 expandierte die<br />
Presse und es kamen neue Presseerzeugnisse auf den Markt. Rundfunk und Film (ab<br />
1929 auch <strong>der</strong> Tonfilm) erlebten einen kometenhaften Aufstieg und waren schon bald<br />
nicht mehr aus dem Leben wegzudenken.<br />
Doch nicht nur die Steigerung des Lebensgefühls, das die Technik bewirkte, ermöglichte<br />
ihre Akzeptanz. Auch die Tatsache, dass in den Zwanzigern etliche Nobelpreise an<br />
deutsche Chemiker und Physiker gingen, hob das Ansehen <strong>der</strong> Naturwissenschaftler.<br />
Neben Albert Einstein und Max Planck erhielt auch Johannes Stark einen Nobelpreis in<br />
Physik. Er lehrte viele Jahre an <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong>, wo er auch den Stark-Effekt entdeckte, für den<br />
er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.<br />
In den 30er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts sollte <strong>der</strong> staatliche Ingenieur in seiner<br />
Bedeutung in den Hintergrund treten und <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Privatwirtschaft tätige ihn in seiner<br />
Popularität überholen. 207 Ein klar umrissenes Gesellschaftsbild für den Ingenieur gab es<br />
allerdings auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 208 Während des Nationalsozialismus<br />
sollte sich das än<strong>der</strong>n, auch, weil ein diktatorisches System immer Wi<strong>der</strong>stände fürchten<br />
muss, und mit einer überlegenen Technik die Aufständischen leicht kontrollieren kann. 209<br />
Hitler begünstigte die Technik. Er setzte das Radio als Propagandamittel ein, nutzte das<br />
Flugzeug für seine Reisen und revolutionierte das Verkehrswesen.<br />
Zwar hat <strong>der</strong> Erste Weltkrieg das Ansehen <strong>der</strong> Ingenieure nicht sofort um 180 Grad<br />
gedreht, dennoch ist er als geschichtlicher Einschnitt für diese Berufe zu sehen. Denn <strong>der</strong><br />
Stein <strong>der</strong> technischen Entwicklung war unhaltbar ins Rollen gebracht worden.<br />
205 KOLB, Eberhardt: Die Weimarer Republik. München 2002, S: 103. (Im Folgenden als KOLB abgekürzt.)<br />
206 KOLB, S. 106.<br />
207 SCHWEITZER, S. 71.<br />
208 HORTLEDER, S. 111.<br />
209 HORTLEDER, S. 125.<br />
- 51 -