magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
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Der Beitrag <strong>der</strong> Technischen Hochschulen zur technologischen Aufrüstung im Ersten Weltkrieg am Beispiel <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Aachen<br />
ihre Studien aufgrund des Krieges unterbrochen hatten und diese nun zu Ende bringen<br />
wollten. Doch <strong>der</strong> stetige Anstieg über mehrere Jahre zeigt, dass auch die Attraktivität<br />
eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums gestiegen war.<br />
Obgleich im nationalen Vergleich die Zahl <strong>der</strong> Studentinnen anstieg (in Bonn <strong>von</strong> 4057 auf<br />
7182) 312 führte <strong>der</strong> Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht zu einem erwähnenswerten<br />
Wachstum <strong>der</strong> Anzahl <strong>von</strong> Studentinnen an <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong>. Da Frauen erst seit 1909 ein<br />
reguläres Studium an <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> beginnen konnten, gab es allerdings auch keine lange<br />
Tradition des Frauenstudiums an einer Technischen Hochschule, die <strong>von</strong> ihrer<br />
Fachrichtung her auch nicht an die Bildungsziele einer höheren Tochter appellierte. Es<br />
gab nur wenige Frauen, die ein Technisches Studium aufnahmen und zum Ende<br />
brachten. 313 Das regional bekannteste Beispiel ist Maria Lipp (geb. Savelsberg), die an<br />
<strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Aachen Chemie studierte, ihre Studien während des Weltkrieges beendete,<br />
anschließend promovierte und habilitierte, und nach dem Zweiten Weltkrieg einen<br />
Lehrstuhl an <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> erhielt.<br />
Viele Firmen, beson<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> Rüstungsindustrie benötigten während <strong>der</strong> Ersten<br />
Weltkrieges Ingenieure und suchten hän<strong>der</strong>ingend welche. Bei <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Nachfragen<br />
gingen zahlreiche Anfragen nach qualifizierten Hilfskräften ein, denn viele dort<br />
ursprünglich beschäftigten Ingenieure kämpften an <strong>der</strong> Front. So fragte die Straßburger<br />
Firma Wolf Netter und Jacobi am 05. Juni 1917 nach Eisenkonstrukteuren mit Erfahrung<br />
in Statik, auch Kriegsgeschädigte wurden gerne genommen. 314 Die Riemen Freigabe<br />
Stelle in Berlin schrieb <strong>von</strong> einem Mangel an Ingenieuren und Hilfskräften und bat die<br />
<strong>RWTH</strong> zu überprüfen, ob sie nicht geeignete Personen empfehlen könne. Sie bot Stellen<br />
für Ingenieure mit abgeschlossenem Hochschulstudium und mehrjähriger Praxis, für<br />
Ingenieure ohne Praxis, sowie für Studenten. 315 Diese gesteigerte Nachfrage steigerte<br />
natürlich die Attraktivität eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums.<br />
Notdiplom<br />
Kurz nach Kriegsausbruch entbrannten die Diskussionen um erleichterte<br />
Prüfungsordnungen für Kriegsteilnehmer. Bis dahin war ein Studium einem strengen<br />
Reglement unterworfen. Es gab genaue Studienpläne, Semester wurden nur anerkannt,<br />
312 JARAUSCH, S. 110.<br />
313 Laut Personal- und Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 1914 studierten acht Frauen an <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong><br />
Aachen. Im Sommersemester 1918 waren es 18 Studentinnen. Doch nicht alle beendeten ihr Studium<br />
mit einem Diplom, viele <strong>von</strong> ihnen verschwinden nach einigen Semestern aus <strong>der</strong> Liste.<br />
314 Akte 870, 05.06.1917.<br />
315 Akte 870, 20.07.1917.<br />
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