magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
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Neue Ziele nach dem Ersten Weltkrieg?<br />
weniger wissenschaftlich hielten als ihre eigenen Arbeitsgebiete…Die Parole muss lauten:<br />
Wie<strong>der</strong>anschluß <strong>der</strong> Technischen Hochschulen… an die Universität. Ist das<br />
organisatorisch nicht mehr zu erreichen, dann müssen wenigstens <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong><br />
Verwaltung, die Grundsätze bei Berufungen die gleichen sein, dann muss etwas vom<br />
Geist je<strong>der</strong> Hochschule auf die an<strong>der</strong>e übergehen.“ 375 Es sollten wirtschaftswissenschaftlich<br />
Fächer und Lehrfächer wie Soziologie in den Fächerkanon integriert<br />
werden. Den Auslöser über eine nationale Diskussion brachte hingegen Alois Riedler <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Technischen Hochschule Berlin. Seine Denkschrift trug den provokanten Titel Zerfall<br />
<strong>der</strong> Technischen Hochschule und Neubau <strong>der</strong> Hochschule. Hier machte er die<br />
Zersplitterung <strong>der</strong> Technischen Hochschulen in einzelne Fachschulen, die zuviel Theorie<br />
und zuwenig Praxis lehren würden, für den angeblichen Zerfall verantwortlich. 376 Er<br />
kritisierte zudem die angeblich wenig wirklichkeitsnahe Ausbildung. 377 Sein Lösungsvorschlag<br />
war die „Schaffung einer einheitlichen hohen Schule die alle Wissenschaften<br />
umfasst“ 378 . Diese Denkschrift erfuhr massive Kritik. So erhob zum Beispiel die Abteilung<br />
II für Bergbauwesen <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> Einspruch gegen Riedlers Schrift. 379 Auch in seiner<br />
Hochschule war er mehr und mehr isoliert. „Die Rigorosität seiner Analyse und Kritik,<br />
seine grundlegenden Vorstellungen des Zusammenhangs <strong>von</strong> Bildung und Arbeit,<br />
Wirtschaft und Technik und die organisatorischen Schwierigkeiten des <strong>von</strong> ihm<br />
vorgeschlagenen Neubaus <strong>der</strong> Technischen Hochschule kennzeichneten ihn, den <strong>der</strong><br />
Berliner Historiker Volker Hunecke in <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>tjahr-Festschrift <strong>der</strong> TU Berlin als einen<br />
technokratischen Sozialdarwinisten bezeichnet hatte, in den Augen manch jüngerer<br />
Zeitgenossen als den Vertreter einer vergangenen Zeit.“ 380<br />
Es gab eine Reihe jüngerer Professoren, die sich um eine Reform bemühten, die an die<br />
alten For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Technikerbewegungen anknüpfte, die eine Gleichstellung mit den<br />
Universitäten for<strong>der</strong>ten, aber auch über eine innere Reform <strong>der</strong> ingenieurwissenschaftlichen<br />
Ausbildung diskutierten. 381 So for<strong>der</strong>t Enno Heidebroek schnell<br />
umsetzbare Neuerungen, eine Teilung des Studiums in drei Abschnitte, sowie die<br />
Schaffung wirtschaftswissenschaftlicher Fächer und eine Einrichtung für<br />
375<br />
DÜWELL, S. 78 und vgl. RICKING S. 133 f.<br />
376<br />
RIEDLER, Alois, Zerfall <strong>der</strong> Technischen Hochschule und Neubau <strong>der</strong> Hochschule. Bericht im Auftrage<br />
des Ministers <strong>der</strong> geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. Berlin. o.J. Akte 882 <strong>Hochschularchiv</strong>, S.<br />
8. (Im Folgenden als RIEDLER abgekürzt.)<br />
377<br />
RIEDLER, S. 11.<br />
378<br />
RIEDLER, S. 43.<br />
379<br />
Einspruch gegen die <strong>von</strong> Geheimrat Dr. Riedler im August 1918 verfasste Denkschrift „Zerfall <strong>der</strong><br />
Technischen Hochschule und Neubau <strong>der</strong> Hochschule“, Aachen 1919. Entnommen Akte 882.<br />
380<br />
RICKING, S. 134 f.<br />
381<br />
RICKING, S. 135.<br />
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