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magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

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Krieg <strong>der</strong> Ingenieure?<br />

vorzubeugen, er als AEGler, bevorzuge die Firma, für die er arbeite. 80 In drei kleinen<br />

Zimmern des Kriegsministeriums begann die Organisation, die die deutsche Wirtschaft auf<br />

den Krieg einstellen würde. 81<br />

Zuerst versuchte Rathenau herauszufinden, wie lange die vorhandenen Rohstoffe noch<br />

ausreichen würden und wie viel jeweils benötigt würde. 82 Es wurde unter den 900 bis<br />

1000 Firmen, die zu Friedenszeiten Heereslieferanten des Kriegsministeriums waren, eine<br />

Befragung durchgeführt. Sie för<strong>der</strong>te ein nie<strong>der</strong>schmetterndes Ergebnis zu Tage. 83 Einige<br />

wenige Rohstoffe würden etwa ein Jahr ausreichen, die meisten aber würden nur wenige<br />

Wochen vorhalten, und dies auch nur für den Fall, dass <strong>der</strong> Krieg den Verbrauch nicht<br />

beschleunigen würde. 84<br />

Rathenau ließ die Rohstoffe unter die Aufsicht des Staates stellen, ohne sie dabei<br />

einzufor<strong>der</strong>n und gesammelt zu lagern. Er beließ die Rohstoffe bei den Industrien, sie<br />

durften jedoch nur für kriegswichtige Produktionen eingesetzt werden. Die Freiheit, wie die<br />

Firmen das machen wollten, überließ er ihnen. „Eine kluge Lösung. So klug, daß sie<br />

später <strong>von</strong> Rathenau und auch <strong>von</strong> vielen ausländischen Beobachtern als Nukleus einer<br />

neuen Wirtschaftsordnung angesehen wurde: als mo<strong>der</strong>ne Synthese zwischen<br />

Kapitalismus und Kommunismus, zwischen Marktwirtschaft und Planwirtschaft. Die<br />

Wirtschaft funktioniert nach Belieben; dem Profitstreben des einzelnen, seinem<br />

Erfindungsreichtum und seiner Schaffenskraft sind keine Grenzen gesetzt - er muß nur<br />

eines beachten: das Gemeinwohl." 85 Die Industrie durfte weiter produzieren und<br />

verdienen, aber sie musste sich um Kriegsaufträge bemühen und sich so organisieren,<br />

dass dies funktionierte – nach zwei Monaten war die Umstellung, nicht ohne Wi<strong>der</strong>stände,<br />

gelungen und die Kriegsgesellschaften wurden gegründet. 86 Die Kriegsgesellschaften<br />

waren Aktiengesellschaften, die aus Generalversammlung, Aufsichtsrat und Direktion<br />

bestanden, aber auf Gewinnausschüttungen verzichteten. 87 Am 2. September 1914<br />

wurde die Kriegsmetall-Aktiengesellschaft (KMA) ins Leben gerufen, ihr folgten bald die<br />

Kriegschemikalien AG, die Kriegswollbedarf AG, die Kriegsle<strong>der</strong> AG und die<br />

80 HECKER, S. 217. Dies waren Bankier und Ingenieur Heinrich <strong>von</strong> Nürnberg, und Georg Schönbach,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinigung des Wollhandels, vgl. BRENNER, S. 316.<br />

81 BRENNER, S. 316.<br />

82 HECKER, S. 219.<br />

83 BRENNER, S. 316 f. und HECKER, S. 218.<br />

84 BRENNER, S. 317, HECKER, S. 219.<br />

85 BRENNER, S. 319 f.<br />

86 BRENNER, S. 320.<br />

87 BRENNER, S. 220 f.<br />

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