magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
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Neue Ziele nach dem Ersten Weltkrieg?<br />
4.3 Neue Ziele nach dem Ersten Weltkrieg?<br />
Nach Kriegsende kamen erneut Diskussionen über die Zukunft <strong>der</strong> Technischen<br />
Hochschulen auf, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gesagt, die For<strong>der</strong>ung nach Reformen hat nie aufgehört.<br />
Der Große Krieg hat die Reformfor<strong>der</strong>ungen sozusagen aussetzen lassen. Es gab nun<br />
zwei Faktoren, die den Technischen Hochschulen die Möglichkeit und auch das<br />
Selbstbewusstsein gegeben haben, über eine Neugestaltung nachzudenken. Der Krieg<br />
mit seinen technisierten Kämpfen hatte gezeigt, dass es für das Land gut war, eine<br />
qualifizierte Schicht an Ingenieuren zu besitzen und es war angesichts dieser Tatsache<br />
ein Aufschwung im Ausbildungssystem für Ingenieure zu erwarten. 364 Der politische<br />
Neuanfang in Deutschland kam den Technischen Hochschulen in so fern zu Gute, als<br />
dass eine Neuorientierung des Schulwesens im gleichen Zuge geplant war.<br />
Die Aachener konnten zu diesen Reformüberlegungen zunächst nur wenig beitragen.<br />
Dies lag an dem Umstand, dass sie als einzige deutsche Technische Hochschule <strong>von</strong> den<br />
Alliierten besetzt wurde. 365 Das Hauptgebäude wurde beschlagnahmt und als Kaserne für<br />
die Truppen genutzt. 366 Nicht nur die Räumlichkeiten waren nur noch begrenzt für den<br />
Hochschulbetrieb nutzbar, son<strong>der</strong>n auch die Besatzer schienen gegenüber <strong>der</strong><br />
Hochschule ein beson<strong>der</strong>es Misstrauen zu hegen. „So wurden am 5. April 1919 <strong>der</strong><br />
Rektor Friedrich Klockmann und <strong>der</strong> Eisenhüttenkundler und nur wenig später zum<br />
Direktor des Düsseldorf Kaiser-Wilhelm-Insituts für Eisenforschung ernannte Fritz Wüst<br />
<strong>von</strong> einem belgischen Besatzungsoffizier unter dem Vorwurf, belgisches Eigentum<br />
geraubt zu haben, in Haft genommen.“ 367 Beide kamen recht bald danach wie<strong>der</strong> frei,<br />
ohne dass es eine Anklage o<strong>der</strong> eine Verhandlung gegeben hätte. Im September<br />
desselben Jahres kam es jedoch zu einer kurzen Schließung <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong> und ihr<br />
Weiterbestehen war fraglich. Denn <strong>der</strong> preußische Kultusminister erwog die Schließung<br />
aller Technischen Hochschulen. An<strong>der</strong>e Kreise dagegen hofften auf eine Verlegung <strong>der</strong><br />
<strong>RWTH</strong> ins rechtsrheinische Gebiet. 368 Nach einigen Wochen wurde diese Schließung<br />
auch auf Bemühen des Aachener Oberbürgermeisters hin wie<strong>der</strong> aufgehoben, und die<br />
<strong>RWTH</strong> konnte sich an den Reformüberlegungen beteiligen. Zukünftig profitierte die <strong>RWTH</strong><br />
da<strong>von</strong>, die einzige Technische Hochschule im besetzten Gebiet zu sein, so dass ihre<br />
364 RÜEGG, Walter, S. 510 und 512.<br />
365 RICKING, S. 123.<br />
366 RICKING, S. 123.<br />
367 RICKING, S. 125.<br />
368 RICKING, S. 125 und DÜWELL, S. 78.<br />
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