magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...
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Die Entstehung, Entwicklung und Emanzipation <strong>der</strong> Technischen Hochschulen am Beispiel <strong>der</strong> <strong>RWTH</strong><br />
ins Leben gerufen), Ludwig Prechtl, war <strong>der</strong> Auffassung, dass Technik nicht bloß<br />
empirisch und nur um ihrer Erkenntnis willen betrieben werden sollte. Vielmehr for<strong>der</strong>te er<br />
die Verknüpfung <strong>von</strong> technischen Erkenntnissen mit praktischen und ökonomischen<br />
Gesichtspunkten. 220<br />
Es zeigt sich bereits an dieser Stelle, dass die Entwicklung eines wissenschaftlichen<br />
Umgangs mit Technik eng mit <strong>der</strong> Entstehung <strong>von</strong> Polytechnika verknüpft war. Denn<br />
diejenigen, die sich zu Wort meldeten, waren meist Professoren an einem Polytechnikum,<br />
die aus ihren Praxiserfahrungen versuchten, die Ingenieurausbildung zu optimieren und<br />
eine effiziente Wissenschaftsbeschäftigung herbeizuführen. 221<br />
"Der Technik- bzw. Ingenieurwissenschaftler benutzt Kenntnisse naturgesetzlicher<br />
Zusammenhänge zwar auch, aber sein Interesse ist darauf ausgerichtet,<br />
vorausschauende Aussagen über das Verhalten technischer Systeme, Angaben über<br />
ihren Wirkungsgrad, ihre Beherrschbarkeit und Zuverlässigkeit zu machen und technische<br />
Mittel zur Erzielung gewünschter Wirkungen zu entwickeln." So verstand man zur<br />
damaligen Zeit eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Ingenieurwesen.<br />
Ferdinand Redtenbacher – Absolvent des Wiener Polytechnikums und Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Maschinenbau an <strong>der</strong> Karlsruher Schule – verband Theorie und Praxis<br />
miteinan<strong>der</strong>. 1852 veröffentlichte er seine Schrift Principien <strong>der</strong> Mechanik und des<br />
Maschinenbaus und begründete den wissenschaftlichen Maschinenbau in Deutschland.<br />
Zuvor waren technische Erfindungen Technikern und Handwerkern gelungen, die oft ohne<br />
theoretisches Hintergrundwissen, und nur aufgrund <strong>von</strong> Erfahrungswerten neue Verfahren<br />
entwickelten. Die Dampfmaschine und <strong>der</strong> Bessemer-Prozeß sind zwei Beispiele für<br />
zufällige Entdeckungen und Entwicklungen. Redtenbacher selbst schrieb dazu: „Mit den<br />
Prinzipien <strong>der</strong> Mechanik erfindet man keine Maschine, denn dazu gehört, neben dem<br />
Erfindungstalent, eine genaue Kenntnis des mechanischen Prozesses, welchem die<br />
Maschine dienen soll. Mit den Prinzipien <strong>der</strong> Mechanik bringt man keinen Entwurf einer<br />
Maschine zu Stande, denn dazu gehört Zusammensetzungssinn, Anordnungsinn und<br />
Formensinn. Mit den Prinzipien <strong>der</strong> Mechanik kann man keine Maschine wirklich<br />
ausführen, denn dazu gehören praktische Kenntnisse <strong>der</strong> zu verarbeitenden Materialien<br />
und eine Gewandtheit in <strong>der</strong> Handhabung <strong>der</strong> Werkzeuge und Behandlung <strong>der</strong><br />
Hülfsmaschinen. Mit den Prinzipien <strong>der</strong> Mechanik betreibt man kein industrielles Geschäft,<br />
denn dazu gehört eine charakterkräftige Persönlichkeit und gehören commerzielle<br />
220 RICKING, S. 71.<br />
221 RICKING, S. 71 (im Folgenden <strong>der</strong>selbe).<br />
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