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magisterarbeit von johanna zigan - Hochschularchiv der RWTH ...

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Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Zielsetzung und Fragestellung<br />

Wer im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t an einer Technischen Hochschule geisteswissenschaftliche<br />

Fächer studiert, wird überdurchschnittlich oft mit <strong>der</strong> Frage nach dem Nutzen solcher<br />

„schöngeistigen“ Fächer für eine mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft konfrontiert. Möchte heutzutage<br />

jemand einen Beitrag zur Kultur- und Entwicklungsgeschichte unserer Zivilisation leisten,<br />

sollte er Ingenieur, Informatiker o<strong>der</strong> zumindest Naturwissenschaftler sein. Zumindest<br />

scheint dies die einhellige Meinung in weiten Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung zu sein.<br />

Ironischerweise stellt diese Auffassung eine Spiegelung mit umgekehrten Vorzeichen <strong>der</strong><br />

Verhältnisse vor etwa hun<strong>der</strong>t Jahren dar. Die Ingenieurwissenschaften waren vor dem<br />

Ersten Weltkrieg eine vergleichsweise neue wissenschaftliche Disziplin. Sie wurden nicht<br />

an den Universitäten, son<strong>der</strong>n an Technischen Hochschulen 1 unterrichtet. Technische<br />

Errungenschaften wurden um die Jahrhun<strong>der</strong>twende <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung skeptisch<br />

beäugt und Ingenieure nicht als vollwertige Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> bürgerlichen Wissenschaftselite<br />

akzeptiert. Während des Ersten Weltkrieges wurde dann eine technisierte<br />

Kriegsmaschinerie in Gang gesetzt, die alles bisher Dagewesene übertraf. Die<br />

Technischen Hochschulen konnten in den Kriegsjahren zeigen, dass ihr Fachwissen und<br />

ihre Forschungsmöglichkeiten für einen mo<strong>der</strong>nen Staat und seine Armee unentbehrlich<br />

geworden waren. Trotz antitechnischer Kulturkritik in den 1920er Jahren wurde die<br />

Notwendigkeit technischer Entwicklungen und Forschungen akzeptiert. Zugleich wurden<br />

die Technischen Hochschulen einer grundlegenden Reform unterzogen, die sie den<br />

traditionellen Universitäten gleichstellte. In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Weimarer Republik wurde <strong>der</strong><br />

Nobelpreis an viele deutsche Wissenschaftler verliehen. Dies verhalf Deutschland zu<br />

einem besseren Ansehen auf internationaler Ebene. Dieses Ansehen wie<strong>der</strong>um verhalf<br />

<strong>der</strong> Ingenieur- und Naturwissenschaft innerhalb Deutschlands zu einem Prestigegewinn. 2<br />

In <strong>der</strong> zeitgenössischen Forschung gibt es mittlerweile einige Veröffentlichungen, die die<br />

beson<strong>der</strong>e Funktion des Ersten Weltkrieges als Katalysator für die Entwicklung und<br />

Akzeptanz <strong>von</strong> Technik analysieren. Beson<strong>der</strong>s Peter Wilding gelingt diese Darstellung in<br />

seinem Aufsatz Krieg-Technik-Mo<strong>der</strong>ne: Die Eskalation <strong>der</strong> Gewalt im „Ingenieur-Krieg“.<br />

Zur Technisierung des Ersten Weltkrieges. Studien, dass <strong>der</strong> Erste Weltkrieg mit seiner<br />

1 Polytechnika in Preußen dürfen sich seit 1880 Technische Hochschule nennen.<br />

2 So bekamen neben Fritz Haber (1918) sieben weitere deutsche Forscher bis 1933 den Nobelpreis in<br />

Chemie, neben Max Planck (1918), Johannes Stark (1919) und Albert Einstein (1921) drei den<br />

Nobelpreis in Physik.<br />

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