Mobilität – Kompetenzzuwachs für Benachteiligte - NA-BIBB

um solche Angelegenheiten kümmern; innerhalb der BaE werde ihnen vieles
abgenommen.
Aus einem Interview mit einer Sozialpädagogin kann hierzu ein konkretes
Beispiel benannt werden: Jugendliche, die im Auslandspraktikum an einem
Projekt beteiligt waren, stellten fest, dass beim ausländischen Partner wichtige
Werkzeuge fehlten. Die Jugendlichen baten, diese Werkzeuge besorgen zu
dürfen, fertigten eine Liste mit benötigten Materialien und Werkzeugen an und
übersetzen diese in die andere Sprache. Sie waren motiviert, den ausländischen
Partnern zu zeigen, wie man es „anständig“ macht. Zusammen besorgten sie
die Werkzeuge im ausländischen Baumarkt und verständigten sich dort in der
fremden Sprache. Die Rolle der Begleitpersonen war hierbei eher beobachtend
als unterstützend oder eingreifend, um die Selbstständigkeit der Jugendlichen
zu fördern.
Die Interviewpartner/-innen beschrieben zudem die Zunahme des Selbstbewusstseins
vieler an einem Auslandspraktikum beteiligter Jugendlicher. Allgemein
stellen die meisten Befragten fest, dass sich bei den Jugendlichen schon
während und besonders nach dem Auslandspraktikum ein Gefühl von Stolz
einstellt, das wiederum eine Stärkung des Selbstbewusstseins nach sich zieht.
Stolz sind die Jugendlichen darauf, dass sie das Auslandspraktikum mit seinen
Unwägbarkeiten, Schwierigkeiten und Herausforderungen bewältigt haben.
Daraus entwickelt sich häufig auch eine Einstellungsänderung und Zuversicht in
Bezug auf zukünftige berufliche Herausforderungen:
n
„Wenn ich das Auslandspraktikum geschafft habe, dann schaffe ich das
in Deutschland erst recht“ (Interview Soz.päd. / Ausbilder 2)
Da die Jugendlichen ihr gewohntes Umfeld verlassen und sich in einem neuen
Kontext zurechtgefunden haben, werde auch ihre praktische und gedankliche
Flexibilität gestärkt. Viele können sich nach einem Auslandspraktikum vorstellen,
weitere Mobilitätserfahrungen zu sammeln. Diese erhöhte Bereitschaft
zur Mobilität wurde von der Mehrheit der interviewten Fachkräfte beobachtet.
Mobilitätsbereitschaft ist dabei jedoch in unterschiedlichen Abstufungen zu
verstehen und zu erfassen. Mit erhöhter Mobilitätsbereitschaft ist hauptsächlich
gemeint, dass sich die Jugendlichen nach dem Auslandspraktikum gut vorstellen
können, erneut an einem Auslandspraktikum teilzunehmen. Angesichts
der Tatsache, dass bei vielen Jugendlichen im Vorfeld große Ängste bestehen
und auch Eltern häufiger eine demotivierende als eine motivierende Rolle
85 •