Download als pdf, 1,5 MB - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
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2. Motivation<br />
Sie bezeichnen diese <strong>als</strong> „Übergang zum realistischen Kausaldenken“ (Zietz, zit. nach Möller<br />
1990, S. 75). Kinder erfassen in dieser Phase nur Wenn-dann-Zusammenhänge, die äußerlich<br />
wahrnehmbar sind. Ob sie sich für das „Wie“ des Geschehens, <strong>als</strong>o auch für nicht sichtbare<br />
Zwischenglieder einer Kausalkette, interessieren, ist unter den Autoren umstritten (vgl. Möller<br />
1990, S. 75.): Wagenschein beobachtet zumindest das Bemühen, Zwischenglieder einzufügen,<br />
Zietz hingegen beobachtet beispielsweise, dass die Kinder bei der Beschreibung eines Autos<br />
nur das „Wenn“ der Vorgänge beachten, nicht das „Wie“.<br />
Gegen Ende der Grundschulzeit, etwa ab dem zehnten oder elften Lebensjahr, wird die Haltung<br />
der Kinder zunehmend kritischer (vgl. ebd., S. 76). Sie stellen eigene Theorien auf und<br />
überprüfen diese, sind dabei allerdings noch auf die konkrete Anschauung angewiesen.<br />
Neuere Untersuchungen von Möller ergaben, dass die Überlegungen von neun- bis elfjährigen<br />
Schülern zu Naturphänomenen sowohl präkausale, <strong>als</strong> auch situative Wenn-Dann-Aussagen<br />
umfassen (vgl. ebd. S. 312). Sind die Phänomene real vorhanden und erfahrbar, beginnen einige<br />
Schüler im intensiven Gespräch bereits Ursache-Wirkungs-Beziehungen „in allgemeiner<br />
Form“ (ebd.) zu erfassen. Sie können „ihre Lösungsvermutungen sachlich und differenziert<br />
äußern, kritisch behandeln“ (ebd., S. 313) und sind in der Lage Grund-Folge-Beziehungen<br />
gedanklich zu strukturieren.<br />
Insgesamt lassen die Untersuchungen den Schluss zu, dass auch junge Kinder etwa ab dem<br />
siebten Lebensjahr für das Verständnis von naturwissenschaftlichen Sachverhalten nötige<br />
Kausalbeziehungen aufstellen und verstehen können - zunächst nur <strong>als</strong> Wenn-Dann Beziehungen,<br />
später <strong>als</strong> zunehmend komplexere Strukturen. Dies ist eine Voraussetzung für den<br />
Einsatz von Experimenten im Unterricht der Grundschule.<br />
Damit die Kinder die Sachverhalte einsichtig verstehen können, ist „die Möglichkeit, das<br />
Denken an der Sache selber, im Untersuchen, Herstellen oder Experimentieren überprüfen zu<br />
können“ (ebd., S. 316) entscheidend.<br />
Die enge Bindung des ersten naturwisschenschaftlichen Unterrichts an Phänomene und Experimente<br />
greift auch Wagenschein auf, laut ihm „kann im anfänglichen Physikunterricht das<br />
Naturphänomen nicht vertreten werden durch noch so exakte quantitative Labor-Effekte und<br />
schon gar nicht durch Modellvorstellungen“ (Wagenschein 1976, zit. nach Fiesser 2000, S.<br />
264). Er behauptet, der „unmittelbare Umgang mit den Phänomenen“ (ebd., S. 253) sei „der<br />
Zugang zur Physik“ (ebd.).<br />
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