05.11.2013 Aufrufe

Download als pdf, 1,5 MB - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

Download als pdf, 1,5 MB - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

Download als pdf, 1,5 MB - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. Motivation<br />

Warum Experimente für den Lernprozess wichtig sein können, zeigt auch Piagets Lerntheorie<br />

(vgl. Haller 2003, S. 147): Er sieht Lernen <strong>als</strong> Abgleich von wahrgenommener Information<br />

und bereits vorhandenen Erfahrungen. Ist es möglich, die neue Information „widerspruchsfrei<br />

in die vorhandenen kognitiven Strukturen einzubauen“ (ebd.), spricht Piaget von Assimilation.<br />

Stehen bereits vorhandene und neue Informationen im Widerspruch zueinander, kann die<br />

Beobachtung nicht mit den alten Vorstellungen erklärt werden. Es müssen neue Konzepte zur<br />

Erklärung entwickelt werden, Piaget spricht von einem Akkomodationsprozess.<br />

In der Schule werden den Schülern laut Fiesser keine den Vorstellungen widersprechenden<br />

Informationen geboten, sondern nur Worte und Symbole, die für die Schüler inhaltsleer bleiben<br />

und den zur Akkomodation nötigen kognitiven Konflikt nicht hervorrufen können (vgl.<br />

Fiesser 200, S. 58 f.). Viel besser geeignet sind hier selbst durchgeführte Experimente, da sie<br />

sehr intensiv und „wirklich“ sind, sodass den Experimentatoren das geistige „Ausweichen<br />

schwer fällt“ (ebd.).<br />

Aus Sicht neuerer, integrativer Lerntheorien ist Lernen ebenfalls ein aktiver Prozess. „Passives<br />

Übernehmen von Lernstoff nach einem bestimmten Schema kann nicht gelingen“ (Haller<br />

2003, S. 145). Das liegt – sehr grob gefasst – daran, dass das Gehirn aktiv an der Wahrnehmung<br />

beteiligt ist und auf Grund von früheren Erfahrungen den eingehenden neuronalen Aktivitätsmustern<br />

Bedeutungen zuweist (vgl. Haller 2003, S. 145) und die Wahrnehmung durch<br />

Aufmerksamkeitsprozesse beeinflusst.<br />

2.1.2. Experimente im Sachunterricht<br />

In der Diskussion um den Sachunterricht der Grundschule sind seit Ende der siebziger Jahre<br />

„Methoden und im Unterricht anzuwendende bzw. zu vermittelnde Verfahren“ (Möller 1990,<br />

S. 45) unumstritten. Gefordert werden Anschaulichkeit, Handlungsorientierung und die Ausbildung<br />

instrumenteller Fähigkeiten wie Sammeln, Ordnen und Beobachten.<br />

Unklar und strittig war lange Zeit, ob Kinder bereits in der Lage sind, erste Schritte auf dem<br />

Weg zur exakten Naturwissenschaft zu beschreiten, oder ob sich der Sachunterricht einzig <strong>als</strong><br />

Hilfe bei der Bewältigung der „Lebenswelt“ (ebd., S. 44) verstehen sollte. Diese Streitigkeit<br />

und enge Sicht auf zwei einander widersprechende Pole wurde Ende der Siebziger durch eine<br />

vermittelndere Position abgelöst. Die beiden Pole werden <strong>als</strong> einander ergänzend, nicht mehr<br />

<strong>als</strong> Gegensätze deutet.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!