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Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

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Al-Qaida auf der arabischen Halb<strong>in</strong>sel<br />

bauen <strong>und</strong> hätten <strong>den</strong>noch e<strong>in</strong>en großen Effekt. In<br />

al-Qaidas onl<strong>in</strong>e-Zeitschrift Sada al-Malahim (<strong>und</strong><br />

ihrer englischen Version Inspire) f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich dementsprechend<br />

zahlreiche Artikel zur Rechtfertigung von<br />

Gewalt sowie Anleitungen zum Bombenbau (z.B.<br />

Inspire 2010).<br />

Nach dem Sturz der „unislamischen“ arabischen<br />

Regime solle auf die Wiedererrichtung des Kalifats<br />

<strong>und</strong> der islamischen Umma (Geme<strong>in</strong>schaft der<br />

Gläubigen) h<strong>in</strong>gewirkt wer<strong>den</strong>, was allen Muslimen<br />

e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong> Frie<strong>den</strong> ermögliche.<br />

Mit dieser Vorstellung konnte al-Qaida zwar ke<strong>in</strong>e<br />

Massen an Sympathisanten gew<strong>in</strong>nen, Unterstützer<br />

jedoch global rekrutieren. Al-Qaida bleibt nach wie<br />

vor e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheitenideologie, die sich am extremistischen<br />

Ende e<strong>in</strong>er langen islamistischen Skala<br />

bef<strong>in</strong>det.<br />

Dass das Leben unter autoritärer Herrschaft <strong>in</strong> der<br />

Region auf vielfache Weise als ungerecht <strong>und</strong> bisweilen<br />

auch unislamisch betrachtet wird, steht außer<br />

Frage. Die protestierende Jugend fand jedoch<br />

effektive gewaltfreie Ausdrucksmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> ideologiefreien Aufstän<strong>den</strong> von 2011/12, <strong>den</strong>en<br />

der tunesische Erfolg als vielversprechendes Vorbild<br />

galt. Der Terrorismus e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit wird dagegen<br />

auch im Jemen von vielen Menschen als Ursache<br />

für „Islamophobie“, e<strong>in</strong>gebrochenen Tourismus <strong>und</strong><br />

Unterdrückung von Opposition unter dem Vorwand<br />

des Anti-Terror-Kampfes betrachtet. Die arabischen<br />

Aufstände entfachten <strong>in</strong> etlichen arabischen Staaten<br />

e<strong>in</strong>en neuen Nationalismus, <strong>in</strong> welchem die Bevölkerung<br />

mehr Selbstbestimmtheit <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />

<strong>in</strong>nerhalb ihres jeweiligen Staates forderte,<br />

was für al-Qaida ke<strong>in</strong>e erstrebenswerte Entwicklung<br />

auf dem Weg zur utopischen Umma darstellt. Die<br />

Umbrüche der letzten Jahre <strong>in</strong> der Region lassen<br />

al-Qaida <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Ableger deshalb als ideologische<br />

Verlierer ersche<strong>in</strong>en – vorausgesetzt, die Staatlichkeit<br />

der Länder, <strong>in</strong> welchen e<strong>in</strong> Regimeumbruch stattfand,<br />

bleibt erhalten <strong>und</strong> Operationsmöglichkeiten<br />

für terroristische Aktivitäten bleiben beschränkt.<br />

Daher ist die <strong>in</strong>ternationale Unterstützung erfolgreicher<br />

Transitionen nicht nur entwicklungspolitisch,<br />

sondern auch aus sicherheitspolitischer Warte zentral,<br />

um – wie im Jemen – terroristischen <strong>Akteure</strong>n<br />

ideologische <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturelle Rekrutierungsmöglichkeiten<br />

zu entziehen.<br />

5. Bedeutung der AQAP für die EZ<br />

Kooperation mit der AQAP oder auch nur e<strong>in</strong>e<br />

Koord<strong>in</strong>ation mit ihr verbietet sich für die EZ im<br />

Gr<strong>und</strong>satz; dies bedarf ke<strong>in</strong>er gesonderten Betonung.<br />

Nichtsdestotrotz wird es sich für die EZ <strong>in</strong><br />

Ländern wie dem Jemen kaum vermei<strong>den</strong> lassen,<br />

unbewusst auch mit latenten Sympathisanten oder<br />

heimlichen Unterstützern von AQAP zu <strong>in</strong>teragieren.<br />

Wer solche Unterstützer oder Sympathisanten<br />

s<strong>in</strong>d, wird angesichts der äußerst komplexen Akteurskonstellationen<br />

im Jemen selten offen erkennbar<br />

se<strong>in</strong>. Bei Reformen des Sicherheitssektors, bei<br />

der Bereitstellung von Infrastruktur wie Wasser, oder<br />

auch im Bildungssektor stellt die I<strong>den</strong>tifizierung <strong>und</strong><br />

korrekte E<strong>in</strong>schätzung sowohl staatlicher wie nichtstaatlicher<br />

Partner e<strong>in</strong>e Herausforderung dar, die e<strong>in</strong><br />

hohes Maß an Kontextkenntnis erfordert. Die zweite<br />

zentrale Herausforderung besteht dar<strong>in</strong>, <strong>den</strong> „richtigen“<br />

Umgang mit jenen <strong>Akteure</strong>n zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>, welche<br />

möglicherweise das zentrale Ziel des State-Build<strong>in</strong>g<br />

nicht teilen.<br />

Als Faustregel <strong>in</strong> dieser prekären Situation sollten<br />

nicht-staatliche Partner nach Möglichkeit unter<br />

<strong>den</strong>jenigen <strong>Akteure</strong>n gesucht wer<strong>den</strong>, welche ohne<br />

formelle Organisation die erste Welle der Proteste<br />

getragen haben. In der Kooperation mit staatlichen<br />

Partnern liegt es nahe, die Versuche des gegenwärtigen<br />

Präsi<strong>den</strong>ten zu unterstützen, <strong>den</strong> Sicherheitsapparat<br />

von Relikten se<strong>in</strong>es Vorgängers zu säubern <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Rolle, etwa als „honest broker“, <strong>in</strong><br />

Dialogbemühungen der Regierung zu spielen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus ersche<strong>in</strong>t es gerechtfertigt, dass die EZ im<br />

jemenitischen Kontext neben der Unterstützung von<br />

state-build<strong>in</strong>g, Maßnahmen priorisiert, welche auch<br />

kurzfristig erkennbare Resultate zeitigen - <strong>in</strong>sbesondere<br />

für diejenigen Bevölkerungssegmente, welche<br />

mangels adäquater Bildung e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Rekrutierungspotenzial<br />

für terroristische Aktivisten darstellen.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Stärkung<br />

des staatlichen Bildungssektors auch deshalb zentral,<br />

weil über die vergangenen Jahre e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

extremistisch-wahhabitischer Prediger, meist sehr<br />

jung <strong>und</strong> schlecht ausgebildet, aus Saudi-Arabien <strong>in</strong>s<br />

Land kamen <strong>und</strong> dort e<strong>in</strong>en fruchtbaren Nährbo<strong>den</strong><br />

für extremistische Islam-Auslegungen fan<strong>den</strong>.<br />

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Den Koran auf dem Herzen: Portrait e<strong>in</strong>es jemenitischen Salafisten

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