Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Der Arm der Staatsmacht reicht im Jemen vielerorts nicht über die urbanen Zentren h<strong>in</strong>aus (Blick auf die Altstadt von Sana’a)<br />
der Regierung, Lösungskonzepte für die Wasserknappheit,<br />
immense Arbeitslosigkeit Jugendlicher<br />
<strong>und</strong> die miserable soziale Lage vorzulegen, gab al-<br />
Qaida e<strong>in</strong> großes Rekrutierungspotential (Al Omari<br />
2007). In Koranschulen, die für viele Jemeniten die<br />
e<strong>in</strong>zigen zugänglichen bzw. bezahlbaren Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
s<strong>in</strong>d, fan<strong>den</strong> AQAP-Aktivisten leicht<br />
manipulierbare Sympathisanten.<br />
Die dritte staatliche Kernaufgabe ist die Repräsentationfunktion:<br />
Der Staat muss se<strong>in</strong>e Bevölkerung<br />
repräsentieren (Milliken <strong>und</strong> Krause 2003), um als<br />
legitim erachtet zu wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> so auf Dauer überleben<br />
zu können. Die ohneh<strong>in</strong> schwache Legitimität<br />
der autoritären Regierung litt jedoch besonders stark<br />
unter der Teilnahme am „Krieg gegen <strong>den</strong> Terrorismus“,<br />
der zur brutalen Niederschlagung oppositioneller<br />
Gruppen missbraucht wurde. Paradoxerweise<br />
dürfte genau dieser Kampf AQAP zusätzliche Sympathien<br />
e<strong>in</strong>getragen haben, <strong>den</strong>n manche Stämme<br />
teilen zwar nicht die Ideologie AQAPs, doch deren<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung sowie ihr Störpotential ist<br />
ihnen willkommen.<br />
Entstehungsgeschichte <strong>und</strong> Verhältnis<br />
zum jemenitischen Regime<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Haltung zum Golfkrieg brach der jemenitisch-saudisch-stämmige<br />
Mujahid<strong>in</strong>führer Osama<br />
b<strong>in</strong> La<strong>den</strong> Anfang der 1990er Jahre öffentlich<br />
mit <strong>den</strong> saudischen <strong>und</strong> jemenitischen Regimen.<br />
Seit 1992 wer<strong>den</strong> deshalb Anschläge auf der Arabischen<br />
Halb<strong>in</strong>sel al-Qaida-Aktivisten zugerechnet.<br />
Zahlreiche Attentate sollten zum e<strong>in</strong>en Repräsentanten<br />
„unislamischer“ Regime der Region treffen, zum<br />
anderen jedoch sollten westliche Ziele angegriffen<br />
wer<strong>den</strong>, um die westliche Präsenz aus der Region<br />
zurückzudrängen. 2 Die Attentäter dieser „ersten Generation“<br />
waren meist <strong>in</strong> afghanischen Camps ausgebildet<br />
wor<strong>den</strong> <strong>und</strong> folgten e<strong>in</strong>er Ideologie, die e<strong>in</strong>e<br />
globale Strategie mit lokalem Erfolg verb<strong>in</strong>det, sodass<br />
der Westen nicht ihr primäres Angriffsziel war,<br />
sondern als Unterstützer der als unislamisch, ungerecht<br />
<strong>und</strong> repressiv empf<strong>und</strong>enen Regime getroffen<br />
wer<strong>den</strong> musste, um deren Sturz herbeizuführen<br />
(Ste<strong>in</strong>berg 2005, 59-69; ders. 2006).<br />
2<br />
Hierzu zählen etwa das Simultanattentat auf die US-Botschaften <strong>in</strong> Daressalam <strong>und</strong> Nairobi (1998), das Attentat auf die USS Cole im Hafen<br />
von A<strong>den</strong> (2000), sowie erste Anschläge auf westlichem Territorium wie das erste Attentat auf das World Trade Center (1993), der gescheiterte<br />
Boj<strong>in</strong>ka-Plot (1995), <strong>und</strong> schließlich die Anschläge des 11. September 2001.<br />
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