Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Geme<strong>in</strong>sam mit <strong>den</strong> Taliban bekämpfen weitere<br />
Gruppen sowohl die afghanische Regierung als<br />
auch die <strong>in</strong>ternationalen Schutztruppen. Zu diesen<br />
Gruppen zählen u.a. das Haqqani-Netzwerk, das die<br />
Aufstände <strong>in</strong> <strong>den</strong> östlichen Gebieten Afghanistans<br />
anführt (hierzu: Perlez 2009), die Hizb-e-Islami, die<br />
von Gulbudd<strong>in</strong> Hekmatyar geführt wird, vorrangig<br />
im Nor<strong>den</strong> Afghanistans operiert <strong>und</strong> während des<br />
Taliban-Regimes marg<strong>in</strong>alisiert wurde (hierzu: Tahir<br />
2008), sowie auch die pakistanischen Taliban, die<br />
sich ab 2009 mit ihren afghanischen Ges<strong>in</strong>nungsbrüdern<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Grenzgebieten verbündeten (hierzu:<br />
Ste<strong>in</strong>berg/Wagner/Wörmer 2010, 2-3). Zudem gibt<br />
es e<strong>in</strong>e Vielzahl von weiteren Splittergruppen, die<br />
sich entweder zu <strong>den</strong> Taliban zählen oder punktuell<br />
mit ihnen kooperieren. Viele dieser Splittergruppen<br />
weisen personelle Überschneidungen mit <strong>den</strong> Taliban<br />
auf.<br />
Die Kämpfer der aufständischen Gruppen gehören<br />
teilweise unterschiedlichen Ethnien an. Sie s<strong>in</strong>d Afghanen<br />
<strong>und</strong> Pakistaner <strong>und</strong> haben teilweise unterschiedliche<br />
sozio-politische Gestaltungsvorstellungen,<br />
was wiederholt zu Kämpfen unter <strong>den</strong> Aufständischen<br />
geführt hat. Geme<strong>in</strong>sam ist ihnen das Ziel, die <strong>in</strong>ternationalen<br />
Schutztruppen zu vertreiben <strong>und</strong> die Regierung<br />
Karzai zu stürzen (Mullen 2009, 29-31).<br />
Das Verhältnis Pakistans zu <strong>den</strong> afghanischen Taliban<br />
ist für Pakistan von strategischer Bedeutung. Während<br />
des afghanischen Bürgerkrieges unterstützte Islamabad<br />
entschei<strong>den</strong>d die Taliban-Bewegung, um die<br />
paschtunische <strong>und</strong> sunnitische E<strong>in</strong>flusssphäre gegen<br />
<strong>den</strong> schiitischen Iran zu vergrößern <strong>und</strong> zu festigen<br />
(Lefeuvre 2010). Da der Konflikt mit Indien im Mittelpunkt<br />
pakistanischer Außenpolitik steht, hat sich<br />
das Interesse Pakistans, E<strong>in</strong>fluss auf die politische Entwicklung<br />
Afghanistans zu wahren, nicht verändert.<br />
Demnach soll Afghanistan der pakistanischen Stellung<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Indien-Konflikt „strategische Tiefe“<br />
verleihen (Ste<strong>in</strong>berg/Wagner/Wörmer 2010, 2).<br />
Im Zuge der Operation Endur<strong>in</strong>g Freedom übte Wash<strong>in</strong>gton<br />
massiven Druck auf Islamabad aus, die Taliban-Bewegung<br />
entschie<strong>den</strong>er zu verfolgen. Daraufh<strong>in</strong><br />
kam es nach der massiven Wiedererstarkung der<br />
afghanischen <strong>und</strong> pakistanischen Taliban 2009/2010<br />
zu e<strong>in</strong>er umfangreichen Verhaftungswelle e<strong>in</strong>flussreicher<br />
Taliban-Kämpfer wie des Militärführers Mullah<br />
Abd al-Ghani Baradar oder des Verhandlungsführers<br />
der Taliban, Mullah Agha Jan Mutassim. Die Taliban<br />
s<strong>in</strong>d jedoch nach wie vor das wichtigste Instrument<br />
pakistanischer E<strong>in</strong>flussnahme im Nachbarland. Ihre<br />
Metho<strong>den</strong>, Agenda <strong>und</strong> Verhandlungsbereitschaft<br />
wer<strong>den</strong> weiterh<strong>in</strong> von Islamabad mitgeprägt (Ste<strong>in</strong>berg/Wagner/Wörmer<br />
2010, Waldman 2010, Mazzetti/Schmitt<br />
2008).<br />
F<strong>in</strong>anzierung<br />
Zusätzlich zu klassischen krim<strong>in</strong>ellen Aktivitäten wie<br />
Entführungen, Erpressungen <strong>und</strong> Schmuggel, profitieren<br />
praktisch alle aufständischen Gruppen <strong>in</strong> Afghanistan<br />
vom Drogenhandel. Vor allem der Handel<br />
mit Rohopium br<strong>in</strong>gt <strong>den</strong> Aufständischen <strong>in</strong>sgesamt<br />
Devisene<strong>in</strong>künfte von etwa 70 bis 100 Millionen<br />
US-Dollar pro Jahr e<strong>in</strong> <strong>und</strong> befördert zusätzlich die<br />
Korruption im Staat <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> Schattenregierungen<br />
der Taliban (ICG 2011, 25-26; Katzman 2012,<br />
18-19; Maass 2011). Die Taliban sammeln vermutlich<br />
zudem Spen<strong>den</strong> über religiöse Institutionen.<br />
Auch deutsche Jihadisten f<strong>in</strong><strong>den</strong> immer wieder <strong>den</strong> Weg nach Afghanistan, um<br />
sich radikalen Gruppierungen anzuschließen<br />
Sie erhalten darüber h<strong>in</strong>aus Zuwendungen privater<br />
Geldgeber <strong>und</strong> Stiftungen von der Arabischen<br />
Halb<strong>in</strong>sel – vornehmlich aus Saudi-Arabien – sowie<br />
aus Pakistan (Katzman 2012, 19). Vorrangig <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
südlichen Prov<strong>in</strong>zen Afghanistans fangen die Taliban<br />
auch <strong>in</strong>ternationale Hilfsgelder, <strong>in</strong>sbesondere von<br />
USAID, ab (D’souza 2011).<br />
Am stärksten jedoch wer<strong>den</strong> die Taliban offenbar<br />
von pakistanischen <strong>Akteure</strong>n (vorrangig dem Geheimdienst<br />
ISI) militärisch, logistisch <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />
unterstützt (Waldman 2010; Bajoria 2011, 3-4).<br />
US-Behör<strong>den</strong> beschuldigten zudem <strong>den</strong> Iran, die<br />
87