Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Die salafistische Bewegung Ägyptens<br />
Die Aufgabe ihrer politischen Passivität ist Ergebnis<br />
der Pragmatisierung von Teilen des salafistischen<br />
Spektrums. Sie begründeten ihre Partizipation mit<br />
der Notwendigkeit, e<strong>in</strong>en Rückfall <strong>in</strong> korrupten<br />
Autoritarismus zu verh<strong>in</strong>dern, sodass ihr Aktivismus<br />
e<strong>in</strong>e Gestaltungsmöglichkeit im öffentlichen<br />
Interesse sei <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit der islamischen<br />
Lehre stehe, der Geme<strong>in</strong>schaft der Gläubigen<br />
Gerechtigkeit zu br<strong>in</strong>gen (Brown 2011, 8-11). Der<br />
islamische Staat sei weiterh<strong>in</strong> das Endziel, die Salafisten<br />
müssten dann <strong>den</strong> Weg dorth<strong>in</strong> mitgestalten,<br />
um sicherzustellen, dass das Ziel auch erreicht werde<br />
(ebd.).<br />
3. Gegenwärtig ausgeübte Rolle<br />
Nirgendwo s<strong>in</strong>d heute die Salafisten so stark am politischen<br />
Entscheidungsprozess beteiligt wie <strong>in</strong> Ägypten.<br />
Im Gegensatz zur Nur-Partei <strong>und</strong> der Partei für<br />
Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung lehnen andere Teile der<br />
salafistischen Bewegung weiterh<strong>in</strong> die Teilnahme am<br />
Demokratisierungsprozess ab. Die Erstgenannten<br />
sehen dagegen ihre politische Partizipation als notwendiges<br />
Mittel, um eigene Gestaltungs<strong>in</strong>teressen<br />
gegen die dom<strong>in</strong>ierende Muslimbruderschaft <strong>und</strong><br />
nicht-islamistische Kräfte durchzusetzen, um sich<br />
im neuen System zu etablieren.<br />
Die Politisierung der Salafisten führte e<strong>in</strong>erseits<br />
zur Abmilderung e<strong>in</strong>iger – primär moralpolitischer<br />
– Positionen wie des Alkoholverbots. Dafür vollzogen<br />
sie e<strong>in</strong>e „ideologische Akrobatik“ (El Difraoui<br />
2012, 3) <strong>und</strong> verprellten Teile ihrer ultrakonservativen<br />
Anhängerschaft. Andererseits konnten sie im<br />
politischen Diskurs auch neue Sympathisanten – besonders<br />
aus <strong>den</strong> konservativen Flügeln der Muslimbruderschaft<br />
– gew<strong>in</strong>nen. Die Muslimbrüder haben<br />
dagegen ihr früheres Monopol über <strong>den</strong> politisch<br />
aktiven Islam Ägyptens verloren <strong>und</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich<br />
zunehmend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er reaktiven Rolle gegenüber verstärkt<br />
pro-aktiven Initiativen der Salafisten. Letztere<br />
behaupteten sich etwa 2012 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mediatorenrolle<br />
zwischen der islamistischen Regierung <strong>und</strong> <strong>jihadistische</strong>n<br />
Gruppierungen auf der S<strong>in</strong>ai-Halb<strong>in</strong>sel, <strong>und</strong><br />
kamen damit dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung<br />
nach (Bokhari 2012). Die nach Deka<strong>den</strong> der<br />
Demonstration von Salafisten zugunsten e<strong>in</strong>er auf der Scharia basieren<strong>den</strong> Verfassung<br />
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