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Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

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Das Land <strong>in</strong>sgesamt dagegen rangierte im Human<br />

Developement Index bis 2004 unterhalb des arabischen<br />

Durchschnitts <strong>und</strong> verharrte danach etwa um<br />

Rang 113 (von 187; HDI 2011). Sozialer Unmut<br />

<strong>und</strong> Perspektivlosigkeit besonders unter der jüngeren<br />

Bevölkerungsmehrheit waren schon Jahre vor<br />

<strong>den</strong> Massenprotesten deutlich spürbar. Ökonomische<br />

Stagnation manifestierte sich <strong>in</strong> s<strong>in</strong>kendem BIP<br />

bei massiv steigender (Jugend-)Arbeitslosigkeit. In<br />

diesem Kontext erheblicher Eliten-Korruption <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em repressiv-autokratischen Regime ohne Entwicklungsorientierung,<br />

welches zudem massiv vom<br />

Westen unterstützt wurde, hatte sich 2004 die Protestbewegung<br />

Kifaya (Genug!) gegründet, die durch<br />

ihren Aktivismus die <strong>in</strong>ternationale Aufmerksamkeit<br />

auf das Versagen des Herrschaftssystems lenkte,<br />

<strong>und</strong> mit der Jahre der zivilen Proteste begannen, die<br />

schließlich <strong>in</strong> der Revolte von 2011 mündeten.<br />

Entstehungsgeschichte<br />

<strong>und</strong> Verhältnis zum Regime<br />

Die 1928 im Kontext britischer Kolonialherrschaft<br />

von Hassan al-Banna gegründete Muslimbruderschaft<br />

(al-ikhwan al-muslimun) ist die älteste islamistische<br />

Vere<strong>in</strong>igung. Al-Banna hatte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

religiösen Studien mit dem Dilemma <strong>in</strong>nergesellschaftlicher<br />

Schwäche <strong>und</strong> äußerer Unfreiheit Ägyptens<br />

befasst. Nur die Rückbes<strong>in</strong>nung auf islamische<br />

Normen <strong>und</strong> Werte konnte se<strong>in</strong>er Denkungsart<br />

nach <strong>und</strong> entlang des noch heute gültigen Mottos<br />

„Der Islam ist die Lösung“ im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er islamischen<br />

Renaissance aus Werteverfall <strong>und</strong> Fremdherrschaft<br />

herausführen.<br />

Ziel der sunnitischen Sozialbewegung war, die Massen<br />

materiell zu versorgen <strong>und</strong> religiös zu unterweisen.<br />

Die menschliche Entwicklung des Individuums war<br />

für die Vor<strong>den</strong>ker e<strong>in</strong>e Voraussetzung für e<strong>in</strong>en islamischen<br />

Staat, <strong>in</strong> dem Unabhängigkeit, soziale Gerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>heit unter <strong>den</strong> Muslimen herrschen<br />

sollte, was nicht mit Säkularismus <strong>und</strong> Parteienpluralismus<br />

vere<strong>in</strong>bar schien (Lübben 2008, 14-16). E<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl an ideologisch-religiösen Veröffentlichungen,<br />

zusammen mit ihrem sozialen Engagement, brachte<br />

<strong>den</strong> Muslimbrüdern e<strong>in</strong>e große Anhängerschaft aus<br />

der ärmeren urbanen Mittelschicht.<br />

Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft (www.ikhwanweb.com)<br />

Appelle zur Solidarität mit <strong>den</strong> Paläst<strong>in</strong>ensern trugen<br />

der Bewegung über Ägyptens Grenzen Sympathien<br />

e<strong>in</strong>. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligten<br />

sich die Muslimbrüder mit ihrem bewaffneten Flügel<br />

(Kataib) erstmals am gewaltförmigen Widerstand<br />

gegen die Kolonialherren, die al-Banna daraufh<strong>in</strong><br />

verfolgten. Doch basierend auf ihrer effektiven sozialen<br />

Arbeit war die Muslimbruderschaft bereits<br />

so populär, dass Bannas Tod (1949) die Bewegung<br />

nicht aufhielt. Ab <strong>den</strong> 1930er Jahren hatten sich Ablegerorganisationen<br />

u.a. <strong>in</strong> Tunesien <strong>und</strong> Algerien,<br />

im Libanon <strong>und</strong> Paläst<strong>in</strong>a, <strong>in</strong> Syrien, Jordanien <strong>und</strong><br />

Saudi-Arabien gegründet.<br />

Die Gründung der Republik 1952 hatten die Muslimbrüder<br />

zunächst aktiv unterstützt. Doch da sie<br />

sich nicht mit Nassers säkularen Idealen e<strong>in</strong>es arabischen<br />

Nationalismus <strong>und</strong> Sozialismus i<strong>den</strong>tifizieren<br />

konnten, kam es zum Machtkampf mit dem<br />

Regime, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Attentatsversuch auf Nasser<br />

gipfelte. Die Bruderschaft wurde daraufh<strong>in</strong> verboten<br />

<strong>und</strong> geriet <strong>in</strong> <strong>in</strong>nere I<strong>den</strong>titätskrisen. Trotz Ausbaus<br />

des sozialen Netzwerks spaltete sich die Bruderschaft<br />

politisch-ideologisch. Der anti-nasseristische <strong>und</strong><br />

später zum Tode verurteilte Ideologe Sayyid Qutb<br />

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