11.11.2013 Aufrufe

Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Hamas im Gazastreifen<br />

Khaled Meshal, Vorsitzender des Politbüros der Hamas im Dokumentarfilm „Hamas: Beh<strong>in</strong>d the Mask“ von 2005<br />

Hamas, die zunächst Frie<strong>den</strong>sverhandlungen ablehnte<br />

<strong>und</strong> ihnen mit radikalisierter Rhetorik <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>tensivierten Anschlägen begegnete (ebd., 91-140).<br />

Im Zuge der Osloer Verhandlungen (1992-1993)<br />

ist jedoch e<strong>in</strong> deutlicher Strategiewechsel der Hamas<br />

erkennbar: Anschläge nahmen ab, die Hamas<br />

schien <strong>den</strong> Führungsanspruch der PLO anerkannt<br />

zu haben, <strong>und</strong> ihre Annäherung an die PLO sollte<br />

die paläst<strong>in</strong>ensische Position <strong>in</strong> <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>sverhandlungen<br />

stärken. Die Hamas bewies politischen<br />

Pragmatismus, wobei sich <strong>in</strong>nerhalb der Bewegung<br />

hitzige Debatten um Interimslösungen vs. Maximallösungen<br />

des Konfliktes abspielten. Diese <strong>in</strong>ternen<br />

Debatten um Gewaltverzicht versus bewaffneten<br />

Widerstand, um Akzeptanz Israels versus Widerstand<br />

gegen Israel charakterisieren die <strong>in</strong> sich heterogene<br />

Hamas bis heute.<br />

Generell spielten dabei Verschärfungen israelischer<br />

Besatzungspolitik sowie externer Druck stets jenen<br />

Kräften <strong>in</strong>nerhalb der Hamas <strong>in</strong> die Hände, die<br />

von Beg<strong>in</strong>n an Frie<strong>den</strong>sverhandlungen als zwecklos<br />

betrachteten. Im Rahmen der „Zweiten Intifada“<br />

(2000-2005) reagierten israelische Streitkräfte mit<br />

massiver Gegengewalt auf Selbstmordattentate der<br />

Hamas <strong>und</strong> anderer islamistischer Gruppierungen<br />

(Croitoru 2007, 145-164), so dass die Gewalt des<br />

Aufstandes letztlich zu e<strong>in</strong>er Schwächung der paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Widerstandsbewegung führte. Israel<br />

verschärfte se<strong>in</strong>e Besatzung <strong>in</strong> dieser Zeit weiter <strong>und</strong><br />

die ihr von paläst<strong>in</strong>ensischer Seite entgegengesetzten<br />

Aktionen (Selbstmordattentate, Raketenbeschuss<br />

israelischen Territoriums) wur<strong>den</strong> <strong>in</strong>ternational als<br />

„Terrorismus“ gebrandmarkt. Politische Verhandlungen<br />

waren vorerst gescheitert.<br />

In der Folge wurde e<strong>in</strong>e deutliche Pragmatisierung<br />

der Hamas-Programmatik sichtbar, die von mehreren<br />

Faktoren verursacht wurde. Zunächst verlor Präsi<strong>den</strong>t<br />

Arafat aufgr<strong>und</strong> von Korruptionsvorwürfen,<br />

autoritärem Führungsstil <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tern vielfach<br />

abgelehnten Art der Verhandlungsstrategie im Oslo-<br />

Prozess an Glaubwürdigkeit. Hieraus vermochte die<br />

Hamas politisch Kapital zu schlagen. Zudem fand<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Hamas e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legender Elitenwechsel<br />

statt, aus welchem u.a. auch der derzeitige<br />

Hamasführer des Gazastreifens, Ismail Haniyeh,<br />

hervorg<strong>in</strong>g. Bei <strong>den</strong> Wahlen zum Paläst<strong>in</strong>ensischen<br />

Legislativrat 2006 schließlich wartete die Hamas mit<br />

e<strong>in</strong>em professionellen Wahlkampf auf, konnte sich<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Arbeit e<strong>in</strong>es breiten gesellschaftlichen<br />

Rückhalts erfreuen, <strong>und</strong> vermochte als<br />

glaubwürdiger Akteur zu überzeugen.<br />

In diesen von <strong>in</strong>ternationalen Wahlbeobachtern als<br />

frei <strong>und</strong> fair beurteilten Wahlen gewann die Hamas<br />

mit 44,4% der Wählerstimmen gegen die Fatah.<br />

International jedoch folgte e<strong>in</strong>e vollständige diplomatische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Isolierung der Hamas.<br />

Das Nahostquartett verfolgte die so genannte „Westbank<br />

First-Strategie“, die es der Fatah ermöglichte,<br />

die demokratisch legitimierte Machtteilung mit dem<br />

Rivalen zu vermei<strong>den</strong>. Dem darauffolgen<strong>den</strong> bewaffneten<br />

Konflikt zwischen der Hamas <strong>und</strong> der Fatah<br />

folgten im Juni 2007 die gewaltsame Übernahme<br />

des Gazastreifens durch die Hamas <strong>und</strong> der Bruch<br />

mit der Fatah, der faktisch bis heute anhält, obwohl<br />

im Mai 2011 formal e<strong>in</strong> Versöhnungsabkommen geschlossen<br />

wurde.<br />

2007 schließlich verhängte Israel e<strong>in</strong>e umfassende,<br />

<strong>in</strong>ternational wiederholt als Kollektivstrafe verur-<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!