Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Al-Qaida auf der arabischen Halb<strong>in</strong>sel<br />
Al-Qaida auf der arabischen Halb<strong>in</strong>sel<br />
1. H<strong>in</strong>tergründe<br />
Politischer Kontext<br />
Nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />
nach dem Bürgerkrieg von 1994 konnte der frühere<br />
Nordjemen se<strong>in</strong>e politische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Dom<strong>in</strong>anz nachhaltig zulasten des vormaligen<br />
sozialistischen Südjemen zementieren<br />
(Glosemeyer 2005, 556-558). Die tribalen<br />
Gesellschaftsstrukturen nutzte der frühere<br />
Präsi<strong>den</strong>t Ali Abdallah Salih, um e<strong>in</strong>en korrupten<br />
Patronageapparat aufzubauen.<br />
Propagandavideos der AQAP auf YouTube<br />
Doch <strong>in</strong>folge begrenzter Ressourcen war Jemens<br />
sprichwörtliche fragile Staatlichkeit bis 2011 durch<br />
Defizite <strong>in</strong> allen drei zentralen Staatsfunktionen<br />
charakterisiert: Die Sicherheitsfunktion war nicht<br />
erfüllbar, da das Gewaltmonopol weder bei der Zentralregierung<br />
noch bei e<strong>in</strong>flussreichen Stämmen lag.<br />
Die Autorität des Salih-Regimes reichte zuletzt kaum<br />
über die Hauptstadt h<strong>in</strong>aus; <strong>in</strong> ländlichen Gebieten<br />
übernahmen die Stämme staatliche Funktionen. Das<br />
Verhältnis der Stämme zur Zentralregierung war<br />
ambivalent: Während e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> das Klientelsystem<br />
der Zentralregierung e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dadurch loyal<br />
waren, akzeptierten andere die Regierung nicht.<br />
Unter Letzteren fan<strong>den</strong> sich auch Unterstützer von<br />
al-Qaida-Aktivisten, da e<strong>in</strong>e Destabilisierung der<br />
Regierung opportun schien, um gegen die Privilegierung<br />
nordjemenitischer Eliten zu protestieren (Glosemeyer<br />
2006, 278-280). Das Gewaltmonopol wird<br />
zusätzlich durch (a) die weitgehende Bewaffnung der<br />
Zivilbevölkerung, (b) <strong>den</strong> Huthi-Konflikt im Nor<strong>den</strong><br />
(dazu: Brandt 2010, 13-17), <strong>und</strong> (c) die Sezessionsbewegung<br />
im Sü<strong>den</strong> (Gatter 2012, 381-<br />
443) 1 untergraben, so dass der Jemen – selbst<br />
ohne islamistische Gewaltakteure – bereits an<br />
der Grenze zum gescheiterten Staat stand. Im<br />
Failed States Index rangiert der Jemen derzeit<br />
noch vor dem Irak auf Rang 8 der bedrohtesten Staaten.<br />
Die nicht erfüllte Sicherheitsfunktion beh<strong>in</strong>dert<br />
auch die Wohlfahrtsfunktion des Staates. Im ärmsten<br />
Staat der Region wer<strong>den</strong> Anstrengungen im Bereich<br />
menschlicher Entwicklung durch e<strong>in</strong>e der weltweit<br />
höchsten Bevölkerungswachstumsraten (Schätzungen<br />
liegen bei 2,7–3,5 Prozent) bei gleichzeitig<br />
schw<strong>in</strong><strong>den</strong><strong>den</strong> Öle<strong>in</strong>nahmen zunichte gemacht.<br />
Hohe Militärausgaben im „Krieg gegen <strong>den</strong> Terrorismus“<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>neren Konflikten sowie Korruption verh<strong>in</strong>derten<br />
<strong>den</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es Dienstleistungsapparats<br />
<strong>und</strong> hielten das Regime <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „dysfunktionalen<br />
Gleichgewicht“ (Philipps 2009, 2). Die begrenzten<br />
Ressourcen wur<strong>den</strong> e<strong>in</strong>erseits für <strong>den</strong> Kauf von Loyalität,<br />
andererseits für militärische Unterdrückung<br />
von Regimekritikern ausgegeben. Die Unfähigkeit<br />
94<br />
1<br />
Diese fordert aufgr<strong>und</strong> der politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Marg<strong>in</strong>alisierung des Sü<strong>den</strong>s die Unabhängigkeit der ehemaligen DVRJ <strong>und</strong> wirft der<br />
Zentralregierung Korruption, Klientelismus <strong>und</strong> Repression der Opposition vor. Ihre Vorwürfe entsprechen weitgehend <strong>den</strong>en <strong>in</strong>ternationaler NGOs <strong>und</strong><br />
Menschenrechtsorganisationen.