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Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

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Die salafistische Bewegung Ägyptens<br />

dert auch e<strong>in</strong>e engere außenpolitische Anb<strong>in</strong>dung an<br />

islamische Länder. Dabei betont sie ihre Solidarität<br />

mit <strong>den</strong> Paläst<strong>in</strong>ensern. Sie bekennt sich auch nur<br />

im Rahmen des islamischen Rechts zu Rechtstaatlichkeit,<br />

Gewaltenteilung <strong>und</strong> Glaubensfreiheit, <strong>und</strong><br />

ihre wirtschafts- <strong>und</strong> sozialpolitischen Ziele entsprechen<br />

weitgehend <strong>den</strong>en der Nur-Partei (Roll 2012).<br />

Beide Parteien s<strong>in</strong>d nicht-salafistischen Strömungen<br />

gegenüber <strong>in</strong>tolerant <strong>und</strong> beanspruchen die „wahre“<br />

Auslegung des Islam für sich. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

offiziellen Ablehnung von Gewaltmitteln können<br />

sie – im Gegensatz zu terroristischen Gruppen – als<br />

an staatlicher Stabilität <strong>in</strong>teressiert gelten, <strong>und</strong> beide<br />

unterstreichen <strong>in</strong> ihren Programmen Punkte wie<br />

nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft <strong>und</strong> Armutsbekämpfung<br />

(Roll 2012).<br />

Am Ende der Transition steht jedoch für Salafisten<br />

der islamische Staat als utopisches Ideal, <strong>in</strong> dem die<br />

Sharia die e<strong>in</strong>zige Quelle der Rechtsf<strong>in</strong>dung darstellt.<br />

Demokratie bleibt nach Angaben der Salafisten<br />

e<strong>in</strong> Mittel zum Zweck, um über ihren Weg e<strong>in</strong>en<br />

islamischen Staat zu erreichen. Ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit die<br />

E<strong>in</strong>übung pluralistischer Prozesse dazu führen mag,<br />

dass salafistische <strong>Akteure</strong> – ähnlich der Hizbullah im<br />

Libanon – e<strong>in</strong> plurales System dauerhaft zu akzeptieren<br />

lernen, bleibt unklar.<br />

5. Bedeutung der salafistischen<br />

Parteien für die EZ<br />

Politische Salafisten s<strong>in</strong>d heute bedeutende <strong>Akteure</strong><br />

im ägyptischen System. Salafistische Parteien zeigten<br />

sich kompromissbereit <strong>und</strong> lernfähig <strong>in</strong> Verhandlungen<br />

mit der Muslimbruderschaft, sodass ihre E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> politischen Entscheidungsprozess bei<br />

Teilen ihrer Führer zu e<strong>in</strong>er gewissen Pragmatisierung<br />

geführt hat. Ihre stark auf Armutsbekämpfung<br />

ausgerichtete Sozialpolitik lässt sie vorderhand als<br />

e<strong>in</strong>en potenziell s<strong>in</strong>nvollen Partner der EZ sche<strong>in</strong>en,<br />

vorausgesetzt sie akzeptierten dauerhaft <strong>den</strong> demokratischen<br />

Verfassungsstaat.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muss h<strong>in</strong>terfragt wer<strong>den</strong>, ob sich salafistische<br />

Verständnisse von Konzepten wie „nachhaltiger<br />

Entwicklung“ oder auch „Armutsbekämpfung“ mit<br />

<strong>den</strong>en der EZ decken. So wird im salafistischen Diskurs<br />

„Armutsbekämpfung“ häufig mit Mildtätigkeit,<br />

Almosengeben oder Armenspeisung gleichgesetzt,<br />

was nach westlicher Lesart eher unter die Rubrik<br />

„Nothilfe“ fallen dürfte <strong>und</strong> gerade dem Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Nachhaltigkeit <strong>in</strong> der Armutsbekämpfung widerspricht.<br />

Die regierende Muslimbruderschaft wird <strong>in</strong> der<br />

Substanz ihres Demokratieverständnisses auch an<br />

ihrem Umgang mit <strong>den</strong> Salafisten gemessen wer<strong>den</strong><br />

müssen. Wo deren Positionen nicht kompatibel mit<br />

<strong>den</strong> Zielen der EZ s<strong>in</strong>d, muss die Bruderschaft zu<br />

e<strong>in</strong>deutigen Positionierungen ermutigt wer<strong>den</strong>. Die<br />

Salafisten dagegen s<strong>in</strong>d als relevanter politischer <strong>und</strong><br />

gesellschaftlicher Akteur zur Kenntnis zu nehmen.<br />

Das be<strong>in</strong>haltet die Prüfung von Möglichkeiten ihrer<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> dauerhafte Dialogstrukturen,<br />

auch um e<strong>in</strong>e weitere Radikalisierung <strong>in</strong> Richtung<br />

Terrorismus zu verh<strong>in</strong>dern. Solche Dialogstrukturen<br />

wer<strong>den</strong> deshalb häufig frustrierend se<strong>in</strong>, weil bislang<br />

unüberbrückbare Zielkonflikte zur EZ bestehen.<br />

Dennoch sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Ausgrenzung der Salafisten<br />

nur dann s<strong>in</strong>nvoll, wenn Gewalt befürwortet wird.<br />

Andernfalls s<strong>in</strong>d Lernprozesse <strong>und</strong> evolutionäre Entwicklungen<br />

h<strong>in</strong> zu pragmatischeren Haltungen nicht<br />

ausgeschlossen. Andere nationale <strong>Akteure</strong> sollten darüber<br />

h<strong>in</strong>aus dazu ermutigt wer<strong>den</strong>, von <strong>den</strong> Salafisten<br />

e<strong>in</strong>e Offenlegung ihrer Beziehungen <strong>in</strong>sbesondere<br />

zu saudi-arabischen <strong>und</strong> katarischen <strong>Akteure</strong>n zu<br />

fordern.<br />

42<br />

Das strenge Religionsverständnis der Salafisten lässt wenig Raum für die Akzeptanz der Relikte aus Ägyptens Vergangenheit. Führende Persönlichkeiten<br />

des salafistischen Lagers riefen bereits zur Zerstörung der Pyrami<strong>den</strong> auf, die sie als „heidnisch“ brandmarkten. Zwar er<strong>in</strong>nern solche Aufrufe an die<br />

Taliban <strong>und</strong> deren Sprengung der Buddha-Statuen im afghanischen Bamyan, es steht jedoch zu bezweifeln, dass sie mit diesen Aussagen <strong>in</strong> der stark<br />

tourismusabhängigen ägyptischen Gesellschaft auf großen Rückhalt stoßen.

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