Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Die libanesiche Hizbullah<br />
auch von l<strong>in</strong>ken Kräften durchgeführt wur<strong>den</strong>, engagierte<br />
sich die Hizbullah vorrangig <strong>in</strong> Guerillakämpfen<br />
mit der israelischen Armee. Der israelische<br />
Rückzug aus dem Südlibanon im Jahr 2000 wurde<br />
schließlich als militärischer Sieg der Hizbullah <strong>in</strong>terpretiert<br />
(Ros<strong>in</strong>y 2008, 28-29; Deeb 2008, 14-15),<br />
die das Machtvakuum im Sü<strong>den</strong> effektiv füllte, Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Ordnung wiederherstellte, <strong>und</strong> sich so<br />
<strong>in</strong>nenpolitisch im Gegensatz zur schwachen Armee<br />
als Ordnungsmacht profilieren konnte.<br />
Im Verlauf der 1980er Jahre hatte die Hizbullah e<strong>in</strong><br />
umfassendes karitatives Netz aufgebaut; sie übernahm<br />
die soziale Versorgung <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturelle<br />
Erschließung besonders notlei<strong>den</strong>der Gebiete. Nach<br />
dem Ende des Bürgerkrieges konnte sie am besten<br />
auf die sozio-ökonomischen Bedürfnisse der Bevölkerung<br />
e<strong>in</strong>gehen (Nahrungsmittelbeschaffung, Bildungsmaßnahmen,<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung). Die<br />
flächendecken<strong>den</strong> karitativen E<strong>in</strong>richtungen der Hizbullah<br />
s<strong>in</strong>d für alle Bedürftigen zugänglich, wenngleich<br />
ihre Arbeit <strong>in</strong> schiitischen Gebieten besonders<br />
konzentriert ist (Rieger 2002, 22-25). Die Hizbullah<br />
füllte gerade <strong>in</strong> der Nachkriegszeit Lücken <strong>in</strong> der<br />
Sozialversorgung <strong>und</strong> gelangte so, konfessionsübergreifend,<br />
zu anhaltender hoher Popularität – erneut<br />
besonders seit dem Sommerkrieg 2006 (israelische<br />
Militär<strong>in</strong>tervention).<br />
In ihren karitativen E<strong>in</strong>richtungen bietet sie auch<br />
schiitisch-religiöse Unterweisung an (Deeb 2008,<br />
15-18). In <strong>den</strong> 1990er Jahren baute die Hizbullah<br />
auch ihre parteipolitische Arbeit aus. Auch als<br />
schnell etablierte legale politische Partei konnte sie<br />
sich professionell <strong>und</strong> organisiert von <strong>den</strong> anderen<br />
politischen <strong>Akteure</strong>n des Libanons abheben. Sie<br />
Enges Nebene<strong>in</strong>ander der Konfessionen <strong>in</strong> Beirut: Moschee <strong>und</strong> Kirche Wand an Wand<br />
Martialische Propaganda auch auf Hebräisch (Quelle: www.moqawama.org)<br />
legte seit 1992 als e<strong>in</strong>zige Partei zu jeder Wahl e<strong>in</strong><br />
Parteiprogramm vor <strong>und</strong> ihre politische Arbeit gilt<br />
bis heute als glaubwürdig <strong>und</strong> seriös. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
umfassen<strong>den</strong> Präsenz <strong>in</strong> der libanesischen Gesellschaft<br />
wurde die Hizbullah oft als „Staat im Staate“<br />
bezeichnet. Ihr professioneller PR-Apparat (Radiostationen,<br />
Pr<strong>in</strong>tmedien, Souvenirs, e<strong>in</strong> großes Museum),<br />
<strong>den</strong> die Hizbullah seit ca. 2000 unterhält <strong>und</strong><br />
der sie gleichzeitig zum Wirtschaftsakteur macht<br />
(Sakmani/Riebe 2010, 46-50), bekräftigen diese<br />
Vermutung.<br />
Im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert begann e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nenpolitische<br />
Diskussion um die Entwaffnung des militärischen<br />
Arms der Hizbullah, der das staatliche Gewaltmonopol<br />
untergrabe. Nachdem sich die Hizbullah im<br />
Sommerkrieg 2006 erneut als effektivste Widerstandskraft<br />
profilierte <strong>und</strong> wiederum <strong>den</strong> Löwenanteil<br />
des sozialen <strong>und</strong> strukturellen Wiederaufbaus<br />
durchführte, endeten diese Debatten vorerst. Im<br />
Zuge der „Zedernrevolution“ (2005) fand sich die<br />
Hizbullah <strong>in</strong> der Allianz des 8. März wieder, <strong>in</strong> welcher<br />
ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah <strong>in</strong> enger<br />
Koord<strong>in</strong>ation mit dem Christen Michel Aoun der<br />
Freien Patriotischen Bewegung arbeitet, auch wenn<br />
die Diskussion um die Zusammenarbeit des Libanon<br />
mit dem UN-Sondertribunal für <strong>den</strong> Libanon bereits<br />
e<strong>in</strong>ige Regierungskrisen auslöste. Die Hizbullah hatte<br />
durch <strong>den</strong> Rücktritt ihrer M<strong>in</strong>ister versucht, die<br />
Regierung Saad Hariris unter Druck zu setzen, die<br />
Arbeit mit dem Tribunal aufzukündigen. Dies scheiterte<br />
jedoch 2011, als die Hariri-Klage öffentlich<br />
wurde (Tiedjen 2011, 48-50). Wie erwartet wur<strong>den</strong><br />
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