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Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

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Die salafistische Bewegung Ägyptens<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer marg<strong>in</strong>alen gesellschaftlichen Präsenz<br />

<strong>und</strong> ihrer apolitischen Rhetorik stellten sie im Gegensatz<br />

zur Muslimbruderschaft damals ke<strong>in</strong>e ernsthafte<br />

Bedrohung für das Regime dar. Erst ab <strong>den</strong><br />

1980er Jahren erhielten salafistische Gruppierungen<br />

wie die Islamische Gruppe (Gamaa Islamiyya) <strong>und</strong><br />

die Salafistische Verkündung (ad-Dawa as-Salafiyya)<br />

größeren Zulauf, was <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der f<strong>in</strong>anziellen<br />

<strong>und</strong> logistischen Unterstützung saudi-arabischer<br />

Geldgeber geschuldet war. Saudi-Arabien trachtete<br />

auf diese Weise danach, se<strong>in</strong>e Ansprüche auf regionale<br />

Hegemonie durch die Verbreitung wahhabitischen<br />

Gedankengutes auszubauen.<br />

Salafistischer Störer im Parlament: Ruf zum Gebet <strong>in</strong>mitten der Plenarsitzung<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zum eigentlichen Ziel der Wiedererrichtung<br />

e<strong>in</strong>er islamischen Staatsform bietet (El Difraoui<br />

2012, Ste<strong>in</strong>berg 2012).<br />

Entstehungsgeschichte <strong>und</strong> Verhältnis<br />

zum Regime<br />

Religionsgelehrte aus Saudi-Arabien, die zu Beg<strong>in</strong>n<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nach Ägypten kamen, trugen<br />

maßgeblich zur Verbreitung der wahhabitischen<br />

Glaubensdoktr<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ägypten bei, von welcher auch<br />

die erste salafistische Vere<strong>in</strong>igung Ägyptens, die Gefährten<br />

der Tradition des Propheten (Ansar al-Sunna<br />

al-Muhammadiyya) bee<strong>in</strong>flusst war. Diese Vere<strong>in</strong>igung<br />

wurde zwei Jahre vor der Muslimbruderschaft<br />

1926 von Religionsgelehrten gegründet <strong>und</strong> machte<br />

durch salafistische Propaganda über <strong>den</strong> Werteverlust<br />

<strong>in</strong> der ägyptischen Gesellschaft auf sich aufmerksam.<br />

Doch im Gegensatz zu <strong>den</strong> Muslimbrüdern<br />

engagierten sich die Salafisten zunächst nicht<br />

gesellschaftspolitisch, sondern beschränkten sich auf<br />

Aufrufe zur Rückbes<strong>in</strong>nung auf islamische Werte.<br />

Unter dem säkularen Regime Gamal Abd an-Nassers<br />

(1952-1970) waren Salafisten <strong>den</strong>selben Verfolgungen<br />

ausgesetzt wie andere Islamisten, während sie<br />

unter der Präsi<strong>den</strong>tschaft Anwar as-Sadats (1970-<br />

1981) ebenso wie die Muslimbrüder – wenngleich<br />

mit größerer Skepsis – als Gegengewicht gegen l<strong>in</strong>ke<br />

Regimekritiker <strong>in</strong>strumentalisiert wur<strong>den</strong>.<br />

Angesichts der wachsen<strong>den</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Bedeutung der Muslimbruderschaft versuchte der<br />

bis 2011 amtierende Präsi<strong>den</strong>t Mubarak dann gegen<br />

Ende der 1990er <strong>und</strong> zu Beg<strong>in</strong>n der 2000er Jahre,<br />

die salafistische Bewegung als „Bollwerk gegen<br />

Ma<strong>in</strong>stream-Islamisten“ zu nutzen <strong>und</strong> ließ e<strong>in</strong>e begrenzte<br />

Anzahl an salafistischen Religionsschulen zu.<br />

Das Mubarak-Regime erlaubte ultrakonservativen<br />

Predigern der Salafisten sogar e<strong>in</strong>geschränkten Zugang<br />

zu <strong>den</strong> Medien, um <strong>den</strong> Muslimbrüdern Konkurrenz<br />

zu machen, <strong>den</strong>n ihr unpolitischer Diskurs<br />

stellte für das Herrschaftssystem ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />

Bedrohung dar (El Difraoui 2012).<br />

Heute ist die Salafistische Verkündung mit r<strong>und</strong><br />

100.000 Mitgliedern Ägyptens größte salafistische<br />

Vere<strong>in</strong>igung. Sie selbst verfügt über ke<strong>in</strong> offizielles<br />

Programm, legitimierte aber im Zuge der Massenproteste<br />

von 2011 das Mittel der politischen Partizipation,<br />

um e<strong>in</strong>en islamischen Staat zu errichten. Aus<br />

ihr entwickelte sich die heute größte salafistische Partei,<br />

die Nur-Partei (Hizb al-Nur, Partei des Lichts),<br />

die bei <strong>den</strong> Legislativwahlen vom Januar 2012 mit<br />

knapp 22 Prozent der Sitze für die meisten Beobachter<br />

überraschend stark abschnitt (hierzu: Roll 2012).<br />

Mitglieder der Gamaa Islamiyya–Bewegung gründeten<br />

nach dem Sturz Mubaraks ebenfalls e<strong>in</strong>e politische<br />

Partei: Die heute zweitgrößte salafistische <strong>und</strong><br />

im Vergleich zur Nur-Partei noch konservativere<br />

Partei für Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung (Hizb al-b<strong>in</strong>a wat-tanmiyya).<br />

Sie ist allerd<strong>in</strong>gs nach <strong>den</strong> Parlamentswahlen<br />

von 2012 mit nur 2,6 Prozent der Sitze im<br />

ägyptischen Unterhaus vertreten <strong>und</strong> damit deutlich<br />

schwächer als die Nur-Partei. In ihrer Führungsriege<br />

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