Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Die Taliban <strong>in</strong> Afghanistan<br />
Die Taliban <strong>in</strong> Afghanistan<br />
1. H<strong>in</strong>tergründe<br />
mit ethnischen oder Stammeszugehörigkeiten decken<br />
müssen. So s<strong>in</strong>d zwar die Taliban Paschtunen<br />
<strong>und</strong> können sich auf Solidaritäten südlicher Stammeskonföderationen<br />
stützen, stehen jedoch anderen<br />
paschtunischen Stämmen sowie ideologisch als auch<br />
religiös Andersges<strong>in</strong>nten fe<strong>in</strong>dlich gegenüber.<br />
Talibanführer Mullah Umar <strong>und</strong> Webseite der Bewegung<br />
Kontext<br />
Afghanistan gehört zu <strong>den</strong> fragilsten Staaten der<br />
Welt. Im Failed States Index befand sich das Land<br />
2012 auf Rang 6 (von 177 Ländern); se<strong>in</strong>e Staatlichkeit<br />
steht damit am Rande des Zusammenbruchs<br />
(F<strong>und</strong> for Peace [FFP] 2012). Die drei zentralen<br />
Staatsfunktionen – Sicherheit, Wohlfahrt, Repräsentation/Legitimität<br />
– wer<strong>den</strong> unter weitgehender<br />
Abwesenheit funktionierender Institutionen<br />
kaum erfüllt. Die Sicherheitslage<br />
ist prekär. Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
von Gewaltakteuren, die sich e<strong>in</strong>erseits<br />
gegen die Regierung zusammenschließen,<br />
sich andererseits jedoch aus ideologischen<br />
<strong>und</strong> machtpolitischen Grün<strong>den</strong> auch untere<strong>in</strong>ander<br />
bekämpfen, s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> im Jahr 2011 80<br />
Prozent der zivilen Opfer von Konflikten auf Kämpfe<br />
zwischen <strong>den</strong> aufständischen Gruppen zurückzuführen<br />
(ebd.).<br />
Die gewalttätigen Ausschreitungen haben unterschiedliche<br />
Ursachen. Erstens ist die afghanische<br />
Gesellschaft stark tribal organisiert <strong>und</strong> dabei multiethnisch.<br />
Stammessolidaritäten <strong>und</strong> ethnische<br />
Rivalitäten spielen e<strong>in</strong>e entschei<strong>den</strong>de Rolle für<br />
die Fragmentierung der Gesellschaft <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d seit<br />
Langem regelmäßig Anlass für Gewaltausbrüche<br />
(Shahrani 2002, 717-720). Diese überlappen zudem<br />
mit ideologischen Überzeugungen, welche sich nicht<br />
Im afghanischen Kontext kommt erschwerend<br />
h<strong>in</strong>zu, dass die Drogenökonomie (hierzu:<br />
Maass 2011) organisierte Verbrechersyndikate,<br />
Drogenkartelle, Korruption <strong>und</strong><br />
damit zusätzliche Ban<strong>den</strong>kriege verursacht<br />
(FFP 2012). Weitere Gewaltakteure f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> bereits seit Jahrzehnten <strong>in</strong> ihren Regionen regieren<strong>den</strong><br />
Kriegsherren. Sie unterm<strong>in</strong>ieren ebenso das<br />
Gewaltmonopol <strong>und</strong> die Legitimität der Zentralregierung<br />
wie sie rivalisierende <strong>Akteure</strong> bekämpfen<br />
(Baker 2009). Dabei unterliegen die Kräfteverhältnisse<br />
zwischen <strong>den</strong> <strong>Akteure</strong>n e<strong>in</strong>em dynamischen<br />
Wandel, welcher durch ihre wechselnde Unterstützung<br />
durch externe Kräfte wenn nicht hervorgerufen,<br />
so doch noch verstärkt wird. So wer<strong>den</strong> etwa die<br />
Taliban massiv von pakistanischen Gebern gefördert;<br />
ihr entschie<strong>den</strong>ster Herausforderer, die Nordallianz,<br />
kann sich dagegen auf westliche Unterstützung verlassen.<br />
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