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Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ

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Die ägyptische Muslimbruderschaft<br />

Inspiriert von dem Erfolg der tunesischen Revolution<br />

schlossen sich die bei<strong>den</strong> Gruppen mit anderen<br />

oppositionellen <strong>Akteure</strong>n zur Koalition der Jugend<br />

für die ägyptische Revolution zusammen <strong>und</strong> organisierten<br />

die Massenk<strong>und</strong>gebungen, die im Februar<br />

2011 zum Rücktritt Mubaraks führten. Kontakte<br />

diese jedoch der Organisation zugeführt<br />

wor<strong>den</strong> se<strong>in</strong> sollen. Die Bruderschaft selbst<br />

bestreitet allerd<strong>in</strong>gs solche Vorwürfe (Al-<br />

Ahram 2010).<br />

2. Rolle <strong>in</strong> <strong>den</strong> Umbrüchen 2011/12<br />

Die Umbrüche von 2011/12 stan<strong>den</strong> nicht<br />

im Zeichen e<strong>in</strong>er bestimmten Ideologie, sondern<br />

waren Revolten zur Überw<strong>in</strong>dung der Verteilungsungerechtigkeit<br />

<strong>und</strong> Etablierung von Rechtstaatlichkeit.<br />

Getragen wur<strong>den</strong> diese Revolten primär von<br />

der Zivilgesellschaft, vor allem von Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen, welche <strong>in</strong> Ägypten mehr<br />

als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Diese<br />

Kohorte leidet unter massiver Arbeitslosigkeit, politischer<br />

<strong>und</strong> ökonomischer Marg<strong>in</strong>alisierung, <strong>und</strong><br />

f<strong>in</strong>anzieller Not. Ihr Protestpotential zeichnete sich<br />

bereits seit Jahren ab; so machten Jugendliche e<strong>in</strong>en<br />

großen Teil der Bewegung Kifaya (Genug!) aus, die<br />

seit 2005 <strong>den</strong> Rücktritt Mubaraks gefordert hatte<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Machtübergabe an se<strong>in</strong>en Sohn Gamal verh<strong>in</strong>dern<br />

wollte. Ihre ehemaligen Mitglieder gründeten<br />

2008 die Jugend des 6. April, die versucht hatte,<br />

e<strong>in</strong>en Textilarbeiter-Streik <strong>in</strong> Mahalla al-Kubra, der<br />

am 6. April 2008 von <strong>den</strong> ägyptischen Sicherheitsbehör<strong>den</strong><br />

niedergeschlagen wor<strong>den</strong> war, zu e<strong>in</strong>em<br />

Generalstreik auszuweiten. Zwar war sie damals<br />

nur wenig mobilisierungsfähig gewesen, doch ihre<br />

Facebook-Gruppe machte sie sehr populär. Auch die<br />

Gruppe Wir s<strong>in</strong>d alle Khaled Said, benannt nach e<strong>in</strong>em<br />

Blogger, der 2010 von der ägyptischen Polizei<br />

zu Tode misshandelt wurde, forderte e<strong>in</strong> Ende von<br />

Polizeiwillkür sowie Gleichheit vor dem Gesetz.<br />

Den revolutionären Ereignissen stan<strong>den</strong> die Islamisten zunächst äußerst zurückhaltend<br />

gegenüber. Den Preis für ihren Kampfeswillen zahlte die säkulare Jugend.<br />

Märtyrerbilder am Tahrir Platz<br />

dieser säkularen Initiatoren der Proteste zur Muslimbruderschaft<br />

bestan<strong>den</strong> zwar, doch hatte sich die<br />

Bruderschaft bewusst im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gehalten, um<br />

dem Regime ke<strong>in</strong>e Gelegenheit zu geben, die Proteste<br />

als islamistisch zu brandmarken <strong>und</strong> sie so im<br />

Rahmen des „Kampfes gegen <strong>den</strong> Terrorismus“ niederzuschlagen<br />

(El Difraoui 2011, 17-19).<br />

Nach der Machtübernahme des Obersten Rates der<br />

Streitkräfte (Supreme Council of the Armed Forces,<br />

SCAF) entwickelten die Muslimbrüder e<strong>in</strong>e Strategie<br />

der schrittweisen Reformen <strong>und</strong> des Institutionenaufbaus.<br />

Sie profitierten von ihrer Erfahrung im<br />

politischen System, so dass sie als stärkste organisierte<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlich tief verankerte politische<br />

Kraft aus <strong>den</strong> Revolten hervorg<strong>in</strong>gen. Nun bestand<br />

die Priorität der Muslimbrüder <strong>in</strong> der Etablierung<br />

handlungsfähiger politischer Institutionen, die e<strong>in</strong>e<br />

organisierte <strong>und</strong> repräsentative Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

garantieren sollten (Lübben 2012). Sie setzten<br />

sich für die Abhaltung der Parlamentswahlen (beide<br />

Kammern) <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>berufung e<strong>in</strong>er verfassunggeben<strong>den</strong><br />

Versammlung e<strong>in</strong>.<br />

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