Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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Die ägyptische Muslimbruderschaft<br />
Die ägyptische Muslimbruderschaft<br />
1. H<strong>in</strong>tergründe<br />
Gesellschaftspolitischer Kontext<br />
Jahrzehntelang basierte die ägyptische Diktatur auf<br />
e<strong>in</strong>em kostspieligen neopatrimonialen Herrschaftssystem.<br />
Dem Machterhalt dienten erstens breit gestreute<br />
Vergünstigungen wie freie Bildungs- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitssysteme oder Subventionen<br />
auf Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel (Tee, Reis, Brot,<br />
etc.) <strong>und</strong> Konsumgüter (Benz<strong>in</strong>, Gas, etc.).<br />
Zweitens aber wurde durch umfangreiche<br />
Patronagenetzwerke die Loyalität der Führungsebenen<br />
strategisch wichtiger Segmente<br />
der Gesellschaft erkauft (Bürokratie, Militär<br />
<strong>und</strong> Geheimdienste, Parteikader, Großunternehmer,<br />
religiöse Wür<strong>den</strong>träger, etc.).<br />
Zusätzlich hatten der Irakkrieg <strong>und</strong> die Greater<br />
Middle East Initiative der Bush-Adm<strong>in</strong>istration <strong>den</strong><br />
Reformdruck auf Ägypten als Regionalmacht erhöht.<br />
Die USA verfügen als gewichtigster <strong>in</strong>ternationaler<br />
Geber <strong>in</strong> Ägypten mit Militärhilfe <strong>in</strong> Höhe<br />
Webpräsenz der Muslimbruderschaft: Englischsprachige Webseite <strong>und</strong><br />
Twitter Service: 50.000 Follower<br />
von 1,3 Milliar<strong>den</strong> US-Dollar jährlich sowie<br />
über 200 Millionen US-Dollar Entwicklungshilfe<br />
pro Jahr über effektive Druckmittel.<br />
Auch die Europäische Union schloss sich<br />
diesem Reformdruck über die Europäische<br />
Nachbarschaftspolitik (ENP) sowie weiteren<br />
Instrumenten an (Demmelhuber 2008; ebd.<br />
2007).<br />
Dabei spielte – <strong>und</strong> das bleibt auch nach 2011 unverändert<br />
– das tief <strong>in</strong> gesellschaftspolitische <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Netzwerke verstrickte Militär die Rolle<br />
e<strong>in</strong>es letztgültigen Entscheiders im Herrschaftsgefüge.<br />
Die Patronagenetzwerke jedoch schlossen angesichts<br />
aufe<strong>in</strong>anderfolgender wirtschaftlicher Krisen<br />
immer weitere Teile der Bevölkerung aus <strong>und</strong> wur<strong>den</strong><br />
zunehmend enger.<br />
E<strong>in</strong> Kern des so <strong>in</strong>itiierten Reformprogramms<br />
war e<strong>in</strong>e weitreichende Privatisierungspolitik,<br />
die <strong>den</strong> Aufstieg e<strong>in</strong>er neuen<br />
Wirtschaftselite von Crony Capitalists ermöglichte,<br />
die mittels Klientelbeziehungen zum Präsi<strong>den</strong>tensohn<br />
Gamal Mubarak politisch abgesichert<br />
waren (hierzu: Demmelhuber/Roll 2007). Während<br />
also liberale Wirtschaftsreformen die sozialpolitischen<br />
Handlungsspielräume des Regimes verr<strong>in</strong>gerten,<br />
erweiterten sie gleichzeitig die Gew<strong>in</strong>nchancen<br />
für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, politisch angeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> hochkorrupte<br />
Wirtschaftselite (ebd.).<br />
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