Islamistische und jihadistische Akteure in den Partnerländern ... - GIZ
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E<strong>in</strong>führung<br />
Bedeutung der <strong>Akteure</strong> für die<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Dieser abschließende Abschnitt be<strong>in</strong>haltet, am Ende<br />
der jeweiligen Porträts, knappe Aussagen über die<br />
möglichen Bedeutungen, die sich aus <strong>den</strong> diskutierten<br />
unterschiedlichen Rollen des jeweiligen Akteurs<br />
aus Perspektive der EZ ergeben. Es ist dabei<br />
durchaus beabsichtigt, dass diese Abschnitte – im<br />
Gegensatz zur ansonsten faktenorientierten Dokumentation<br />
– auch kontrovers diskutiert wer<strong>den</strong><br />
können <strong>und</strong> sollen; <strong>in</strong> diesem Fall wäre e<strong>in</strong> Ziel der<br />
vorliegen<strong>den</strong> Studie erfüllt. Daher muss <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang betont wer<strong>den</strong>, dass diese Abschnitte<br />
ausschließlich die Positionen der Autoren widerspiegeln<br />
<strong>und</strong> nicht als offizielle Standpunkte der <strong>GIZ</strong><br />
missverstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> dürfen.<br />
Warum ist die Organisationsform ke<strong>in</strong> Kriterium<br />
<strong>in</strong> der Struktur der Dokumentation?<br />
Fraglos spielt auch die Organisationsform e<strong>in</strong>e<br />
nicht unwichtige Rolle bei der E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es<br />
Akteurs. Idealiter ließe sich etwa e<strong>in</strong>e Vierteilung<br />
<strong>in</strong> politische Parteien, Organisationen, die jedoch<br />
nicht als politische Partei auftreten, <strong>in</strong>formelle <strong>und</strong><br />
dezentrale Netzwerke, sowie soziale Bewegungen unterschei<strong>den</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e Vielzahl der hier betrachteten <strong>Akteure</strong> fielen<br />
dann <strong>in</strong> die Kategorie politische Parteien (Parti de la<br />
Justice et du Développement, Marokko; Hizbullah,<br />
Libanon; Hamas, Paläst<strong>in</strong>a; Nahda, Tunesien; Nur-<br />
Partei, Ägypten). Andere <strong>Akteure</strong> dagegen wären<br />
als soziale Bewegungen zu def<strong>in</strong>ieren (Muslimbrüder<br />
<strong>und</strong> salafistische Bewegungen, Ägypten; Jama´at al-<br />
´Adl-wa-l-Ihsan, Marokko). Als Teil e<strong>in</strong>es dezentralen<br />
Netzwerks versteht sich Al-Qaida auf der arabischen<br />
Halb<strong>in</strong>sel (AQAP). Netzwerke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie gekennzeichnet durch die Informalität ihrer<br />
Organisationsstruktur, wenn man von e<strong>in</strong>er solchen<br />
überhaupt sprechen mag, unterschei<strong>den</strong> sich jedoch<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der jeweiligen Struktur des Netzwerkes<br />
deutlich vone<strong>in</strong>ander. Die gängigen Def<strong>in</strong>itionen für<br />
„soziale Bewegungen“ s<strong>in</strong>d so weit gefasst, dass sie<br />
durchaus höchst unterschiedliche Organisationsformen<br />
annehmen können, so dass die oben vorgeschlagene<br />
Gliederung bereits wieder aufgehoben wäre.<br />
Außerdem verfügen etliche der vorgestellten <strong>Akteure</strong><br />
über unterschiedliche zeitgleich parallel existierende<br />
Organisationsformen, was diese als Klassifizierungskriterium<br />
methodisch fragwürdig macht.<br />
Wichtiger noch: Bei e<strong>in</strong>er solchen Strukturierung<br />
bestünde das Problem, dass <strong>in</strong> der realen Welt islamistische<br />
<strong>Akteure</strong> entweder gleichzeitig unterschiedliche<br />
Organisationsformen unterhalten oder<br />
ihre unterschiedlichen Arme sowie angegliederte<br />
Organisationen so stark überlappen, dass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Zuordnung nahezu ausgeschlossen ist. E<strong>in</strong>e<br />
verwandte, aber hiervon zu unterschei<strong>den</strong>de Problematik<br />
besteht dar<strong>in</strong>, dass Mitglieder <strong>und</strong> Führungseliten<br />
multiple Rollen e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> diese – <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />
Umstän<strong>den</strong> – <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise ausfüllen<br />
können. Wenn also, wie bei islamistischen <strong>Akteure</strong>n<br />
häufig der Fall, Akteurszugehörigkeit über Kader bestimmt<br />
wird, dann ergibt sich hier e<strong>in</strong> methodisches<br />
Messbarkeitsproblem. Zudem ist die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Dynamik zu berücksichtigen, die solchen Affiliationen<br />
<strong>in</strong>newohnt, da gerade unter repressiven politischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen Mitgliedschaften <strong>und</strong> Führerschaften<br />
häufig wechseln oder Führer zeitweise nicht<br />
mehr öffentlich auftreten. In der Summe wäre also<br />
e<strong>in</strong>e Abgrenzung islamistischer <strong>Akteure</strong> entlang ihrer<br />
Organisationsform zwar theoretisch wünschenswert,<br />
wird aber de facto stets unvollständig <strong>und</strong> möglicherweise<br />
irreführend bleiben. H<strong>in</strong>zu kommt, dass das<br />
Kriterium „Organisationsform“ nicht statisch, sondern<br />
dynamisch ist. Gerade die jüngere Geschichte<br />
islamistischer <strong>Akteure</strong> belegt, dass evolutionäre Entwicklungen,<br />
bspw. von sozialen Bewegungen h<strong>in</strong> zu<br />
politischen Parteien, aber auch die <strong>in</strong>transparente<br />
Verquickung von <strong>Akteure</strong>n mit unterschiedlicher<br />
Organisationsform, aber ähnlichen oder i<strong>den</strong>tischen<br />
Zielsetzungen die Regel <strong>und</strong> nicht die Ausnahme<br />
s<strong>in</strong>d. Daher zeigt sich die Organisationsform als<br />
Strukturierungsleitl<strong>in</strong>ie für diese Dokumentation als<br />
suboptimal. Wir verweisen <strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Porträts jedoch auf die unterschiedlichen Organisationsformen<br />
– vor allem deshalb, weil sie für die<br />
praktische EZ <strong>und</strong> die Frage, welche Interaktionsmodi<br />
mit dem jeweiligen Akteur <strong>in</strong> Frage kommen<br />
können, relevant s<strong>in</strong>d.<br />
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Gebetsketten im Bazar von Damaskus