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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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Feuer der Liebe so stark und strahlend wird, daß sein Herz zu leuchten beginnt und schließlich zu<br />

Gott und in Gott entflammt.<br />

Dann antwortet Gott mit seiner Liebe und spricht sein Wort, das höher, <strong>licht</strong>voller und leuchtender<br />

ist als alle Menschenworte. Davon sagt Dionysius: "Wenn das ewige Wort im Seelengrund<br />

gesprochen wird und der Grund so viel liebende Hingabe und Empfänglichkeit hat, daß er das Wort<br />

– Christus – in seiner Allheit schöpferisch und vollkommen empfangen kann, dann wird der<br />

Seelengrund mit dem Wort eins und wird das Wort selbst. Wenn er auch seinem Wesen nach seine<br />

Geschaffenheit behält, ist er vom seinem Ursprung nach das Wort selbst."<br />

Eben dies bezeugte Jesus: "Vater, daß sie eins werden, wie wir eins sind", und das Wort, daß<br />

Augustinus von Gott empfing: "Du sollst verwandelt werden in mich." Dahin gelangt man auf dem<br />

Wege der liebenden Gott-Entflammung des Herzens.<br />

Auf diesen Weg nach innen sollen wir achtgeben. Es ist der Weg des Geistes zu Gott und Gottes zu<br />

uns. Er ist schmal und verborgen, und jene verfehlen ihn, die sich auf äußere Übung und<br />

Wirksamkeit verlassen und meinen, sich vom Ich aus Gott nähern zu können.<br />

Nein, wenn der Mensch den Weg nach innen betritt, muß er das Ich und seine Schwächen und alle<br />

äußeren Unzulänglichkeiten lassen und sich mit der ganzen Kraft seiner Liebe Gott überlassen und<br />

hingeben, sich selber entwerden und ganz in der Liebe aufgehen. Dann mag es geschehen, daß er<br />

für Augenblicke schon in der Zeit erfährt, was er ewig sein wird, wenn die Einheit erreimt ist.<br />

Daß uns allen dies zuteil werde, dazu helfe uns Gott!<br />

DIE GÖTTLICHE DREIE<strong>IN</strong>IGKEIT IM SEELENGRUND<br />

"Wir sagen, was wir wissen, und zeugen von dem, was wir gesehen haben; und ihr nahmt unser<br />

Zeugnis nicht an. Und wenn ich von irdischen Dingen rede, und ihr glaubt mir nicht; wie wollt ihr<br />

dann glauben, wenn ich von himmlischen Dingen künde?" Joh.3;11f.<br />

<strong>Johannes</strong> zeugt in diesem Kapitel von Gott, wie er seinen Sohn gab, und von der Liebe und dem<br />

Licht des Heiligen Geistes, der jene selig macht, die an den eingeborenen Sohn glauben.<br />

Wie diese göttliche Dreifaltigkeit zugleich eins ist, bleibt dem Verstand so unerkennbar wie die<br />

Wahrheit, daß der Vater ist, was der Sohn ist, und daß der Sohn und der Heilige Geist ganz eins<br />

sind, und daß zugleich ein Unterschied ist der Offenbarung nach – trotz der Einheit der Naturen.<br />

Darum sollen wir nicht mit dem Verstand zu ergrübeln suchen, was wir nur erfahren und erfühlen<br />

können, wenn wir uns Gott lassen. Und wir sollen Thomas folgen: "Niemand soll über das<br />

hinausgehen, was jene Lehrer gesagt haben, die es mit ihrem Leben erreichten und dem nachgingen,<br />

so daß sie es vom Heiligen Geiste haben."<br />

Vor allem aber sollen wir auf die Dreieinigkeit in uns selbst acht geben, sind wir doch innerlich<br />

nach der göttlichen Dreieinigkeit gebildet; dann finden wir das göttliche Bild rein und wahr im<br />

Seelengrund. Auf dieses Bild sollen wir achten, daß es in uns ist; denn Gott selbst ist in diesem<br />

Bilde und ist dieses Bild selbst in unbildlicher Weise.<br />

Dieses Bild liegt im allerinnersten, verborgensten und tiefsten Grunde der Seele – dort, wo sie<br />

ihrem Grunde nach Gott wesentlich, wirklich und seiend hat: dort wirkt und ist Gott, und davon<br />

kann man Gott so wenig scheiden wie von sich selbst. Dieser Seelengrund hat alles aus Gnade, was<br />

Gott in seinem Grunde von Natur hat. So weit der Mensch sich in den Seelengrund einsenkt, so weit<br />

wird die Gegenwart und Kraft Gottes in ihm wirksam.

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