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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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Welche Wunder vermöchten wir mit Gott zu wirken, wenn wir uns täglich auf uns selbst besönnen,<br />

in uns selber ruhten und auf die göttlichen Gaben in uns achteten! Wir fänden das Reich Gottes in<br />

uns und vermöchten alle Dinge.<br />

Aber leider tun wir das nicht, sondern blicken, statt in uns hinein, aus uns heraus und eilen zu den<br />

Dingen, die uns locken, bald zu diesen, bald zu jenen – und des Rennens und Umherirrens ist kein<br />

Ende.<br />

Daß wir dessen inne werden und innehalten, uns nach innen wenden und zu uns selbst finden, in der<br />

Abgeschiedenheit und Stille des Innern die göttlichen Gaben empfangen, Christi Wesen in uns<br />

aufnehmen und zur Einswerdung finden, dazu verhelfe Gott uns allen!<br />

VOM GEISTIGEN GENIESSEN <strong>GOTTES</strong><br />

"Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm." Joh. 6; 56<br />

Es ist wohl kein Wort so tief wie dieses und keines, das uns Gott so nahe bringt. Es besagt, daß wir<br />

Gott wie Speise und Trank in uns aufnehmen sollen, damit er wie diese ganz in uns eingehe und wir<br />

ganz mit ihm vereinigt werden.<br />

Der Heilige Bernhard erläutert dies Wort so: "Wenn wir diese Speise essen, so werden wir<br />

gegessen."<br />

Wenn wir leibliche Speise zu uns nehmen, gelangt sie in den Magen, wird dort verdaut und<br />

verwandelt und wird ein Teil unseres eigenen Fleisches und Blutes. Gleichermaßen ist es mit der<br />

Speise Christi: wie die leibliche Nahrung in uns verwandelt wird, so werden wir, wenn wir<br />

Christum in uns aufnehmen, in ihn verwandelt.<br />

Denn diese Nahrung geht dem, der sie willig in sich aufnimmt, bis in den innersten Grund. Das<br />

erkennt er daran, daß er Gott in sich findet und sich in Gott.<br />

Um dazu zu gelangen, muß man – gleich der leiblichen Speise im Körper des Menschen – ganz sich<br />

selber entwerden und zu einem Teil des göttlichen Lebens werden. Soll Holz Feuer werden, muß es<br />

seiner äußeren Holzheit entwerden. Gleichermaßen: willst Du Gott werden, muß Dein äußerer<br />

Mensch entwerden.<br />

Christus vergleicht sich auch dem Brot, das vom Himmel kommt: "Wer dies Brot ißt, der wird leben<br />

in Ewigkeit", wird Teilhaber des ewigen Reiches, des Reiches Gottes.<br />

Wie die natürliche Nahrung im Entwerden ein Leben mit dem Menschen wird, so zieht die göttliche<br />

Nahrung Dich gänzlich aus Dir selbst und erfüllt im Entwerden des äußeren Menschen, des Ich,<br />

Deinen Seelengrund, bis er ganz durchchristet und Dein ganzes Wesen und Leben von Gott neu<br />

gebildet, in ihm wiedergeboren ist.<br />

Das ist der eigentliche geistige Sinn des Sakraments, daß, wenn wir Christum symbolisch – in der<br />

Gestalt von Brot und Wein – zu uns nehmen, wir dessen bewußt sind, daß er zu unserer<br />

Seelennahrung werden, sich ganz in uns einsenken und mit uns eins werden will, wie das alle Tage<br />

unsichtbar geschieht.<br />

Damit sich diese Wandlung, in der er in uns eingeht und wir in ihm entwerden, vollziehen kann, ist<br />

dreierlei Voraussetzung: erstens, daß wir im täglichen Leben mehr und mehr seine Tugenden<br />

annehmen und üben: Demut und Sanftmut, Willigkeit und Lauterkeit, Geduld und Barmherzigkeit,<br />

Nächstenliebe und Schweigen.

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