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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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Mache Dir darum dieses innerliche Schweigen durch Übung zur Gewohnheit; denn Gewohnheit<br />

schafft Können und macht Dich empfänglich für die Geburt Gottes in Dir.<br />

Daß wir alle dieser edlen Geburt in uns Raum geben, dazu helfe uns Gott!<br />

VOM WIRKEN AUS DEM GEISTE<br />

"Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist. Und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein<br />

Gott, der da wirkt alles in allen." 1. Kor. 12; 4, 6<br />

Paulus spricht in seiner Epistel von den mancherlei Gaben und von dem einen Geiste, der sich in<br />

ihnen offenbart. Einem jeden unter uns sind bestimmte Gaben und Kräfte zu seinem Nutz und<br />

Frommen und zu seiner Vollendung gegeben; alles aber wirkt ein und derselbe Geist.<br />

Es ist innen so, wie wir es schon außen wahrnehmen: es ist ein Leib, aber er hat viele Sinne, Organe<br />

und Glieder, und jedes von diesen hat seine besonderen Gaben und Aufgaben, wie etwa Augen und<br />

Ohren, Mund, Hand oder Fuß. Keines maßt sich an, das andere zu sein oder etwas anderes zu<br />

wirken, als ihm obliegt.<br />

Gleichermaßen sind wir alle Organe und Glieder eines geistigen Leibes, und dieses Leibes Haupt ist<br />

Christus. Und jeder von uns hat seine besonderen Gaben und Aufgaben: der eine ist Ohr, der andere<br />

Hand oder Fuß. Und da gilt es zu erkennen, welches unsere Aufgabe und unser Werk ist, zu dem wir<br />

berufen sind, und welche Gaben uns eignen. Denn jedes Vermögen und jede Kunst, mag sie noch so<br />

klein und unentfaltet sein, ist Gabe und Aufgabe, und in allen will sich derselbe Geist auswirken zu<br />

unser aller Nutz und Frommen.<br />

Nimm das einfachste Werk: Der eine kann bauen, der andere Schuhe machen, und manche sind so<br />

begabt, daß sie ganz in ihrem Werk aufgehen. Und so weist eines jeden Gabe auf seine Aufgabe: die<br />

soll er aufs beste vollbringen und so das wirken, was ein anderer vielleicht nicht tun kann. Und<br />

genau so soll auch unter den Frauen jede ihre besondere Aufgabe erfüllen.<br />

Gott, sagt Augustinus, "ist ein einfaltiges göttliches Wesen und wirkt doch alle Mannigfaltigkeit in<br />

allen Wesen und Dingen; einer in allen und alle in einem." Da ist kein Werk zu klein, keine Kunst<br />

zu gering; jede kommt als Gabe von Gott und soll für den Nächsten wirken, was dieser nicht so gut<br />

kann, und jeder soll sich dabei hingeben.<br />

Denn wer nicht wirkt und gibt, wer nicht zum Segen anderer tätig ist, der wird Gott Rechenschaft<br />

ablegen müssen vom Haushalten mit seinen Gaben. Was er von Gott empfangen hat, das soll er<br />

andern weitergeben, so gut er es vermag und so viel Gott ihm gegeben hat.<br />

Wie kommt es dann aber, daß so viele über ihr Amt klagen, daß es eine Last sei und ein Hindernis?<br />

Was diesen Zwiespalt und Unfrieden bewirkt, sind nicht die Gaben und Werke, sondern es ist die<br />

Unordnung, die in unserem Denken und Wirken herrscht.<br />

Würden wir unsere Aufgaben, wie wir es von Rechts wegen tun sollten, willig erfüllen und aus dem<br />

Geiste wirken, hätten wir dabei Gott und sein Wollen im Sinn und nicht unser eigenes Ich und sein<br />

Gieren und Wollen, und würden wir bei unserem Werk weder Gefallen suchen noch Mißfallen<br />

türmten, weder Lust noch Nutzen, sondern allein, daß der Geist durch uns wirkt, dann wäre es<br />

unmöglich, daß Mißvergnügen und Selbstquälerei daraus entstehen.<br />

Vor allem aber ein geistiger Mensch sollte sich schämen, wenn er seine Werke so unwillig,<br />

unordentlich und lieblos verrichtet, daß sie ihm eine Last sind. Denn dann bekundet er ja, daß sein<br />

Werk nicht aus dem Geiste gewirkt, nicht aus Liebe zu Gott und im Dienste des Nächsten getan ist.

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