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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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Dich kommt, mit denen Gott Dich heimsucht und zu sich zieht, willig hinnehmen als etwas, das Dir<br />

hilft, das Böse und Unheilvolle aus Dir zu entfernen, damit Dein innerstes Wesen ganz rein und heil<br />

und gänzlich von Gott erfüllt werde.<br />

Lerne, in diesem Sinne ein in Gott gelassener Mensch zu werden, der, mag geschehen, was will,<br />

ohne Furcht und Sorge im Frieden Gottes ruht, sich gänzlich Gott überläßt und ihn machen läßt.<br />

Dann gehst Du aus Deiner Ichheit heraus und in die Gottheit ein. Und dann geschieht der Wille<br />

Gottes auf Erden wie im Himmel, außen wie innen; denn dann bist Du selbst Gottes Reich, und<br />

Gott herrscht in Dir und wirkt durch Dich.<br />

Das Reich Gottes ist inwendig in uns, im Innersten des Seelengrundes:<br />

Wenn wir mit allen Kräften den äußeren Menschen in den inneren hineinziehen und der innere<br />

Mensch sich völlig hineinsenkt in seinen innersten Mittelpunkt und Seelengrund, in die<br />

Verborgenheit des göttlichen Selbstes, in dem das wahre Bild Gottes liegt, und wenn sich dieses<br />

dann gänzlich in den göttlichen Abgrund schwingt, in dem der Mensch ewig in seiner<br />

Ungeschaffenheit war – alsdann, wenn Gott den Menschen so in völliger Entwordenheit und<br />

Hingabe sich gänzlich zugewendet und seinen Seelengrund aufgeschlossen findet, neigt sich der<br />

Gottesgrund ihm zu und ergießt sich in den ihm offenen und gelassenen Seelengrund, überformt den<br />

geschaffenen Seelengrund mit der Fülle seines Lichts und zieht ihn durch diese Überformung in die<br />

Ungeschaffenheit des Gottgrundes, so daß der Geist ganz mit ihm eins wird.<br />

Könnte der Mensch sich hierin wahrnehmen, er sähe sich so edel, daß er glauben würde, Gott zu<br />

sein; er würde sich als hunderttausendmal edler erkennen, als er aus sich selbst ist. Er würde hier<br />

aller Gedanken und Gesinnungen, Worte und Werke, alles Wissens seiner selbst und aller Menschen<br />

inne; alles, was je geschah, würde er da von Grund aus erkennen, wenn er in dieses Reich gelangt.<br />

Und in dieser Rückkehr zu seinem ursprünglichen Adel würde alles Ungewißsein und Sorgen für<br />

immer von ihm abfallen.<br />

Das ist das Reich Gottes in uns, nach dem wir zuerst und vor allem suchen und trachten sollen, und<br />

die göttliche Gerechtigkeit, die wir dann suchen und finden, wenn wir in allen Schickungen und in<br />

allen Werken Gott als einziges Ziel unserer Gesinnung im Auge haben und ihm allein vertrauen.<br />

Hierauf zielt Paulus mit seinem Rat, sorgfältig "die Einigkeit des Geistes im Band des Friedens zu<br />

wahren." Denn in diesem Frieden, den man im Geiste und im innersten Seelengrund findet,<br />

empfängt man ja alles: das Reich und die Gerechtigkeit. Wer um das Einssein seines Geistes mit<br />

Gott weiß, der ist in allen Weisen und Werken und an allen Orten im Frieden Gottes. Ihm wird alles<br />

zur Erfahrung der Gegenwart Gottes in ihm.<br />

Diese Gewißheit gilt es hier und jetzt zu gewinnen. Denn wie Augustinus sagt: "Nichts ist so gewiß<br />

wie der Tod und nichts so ungewiß wie die Stunde des Todes“; darum ist es nötig, ohne Unterlaß<br />

bereit zu sein und vom Wähnen zum Wissen und Gewißsein zu gelangen. Dazu leben wir hier in der<br />

Zeitlichkeit – nicht um der Werke willen, sondern um Gottes und seines Reiches in uns gewiß zu<br />

werden. Denn aus diesem Wissen erst entspringt das rechte Werk.<br />

Je gewisser uns Gottes Gegenwart wird, je inniger unser Gemüt auf Gott gerichtet und von ihm<br />

erfüllt ist, desto friedevoller und gelassener wird unser Tun, desto weniger können uns die äußeren<br />

Dinge beirren und verwirren; denn dann ist nichts mehr in unserem Seelengrunde als Gott. Und<br />

wenn Gott Grund, Ursache und Ziel aller Dinge und Werke ist, sind wir mit uns selbst und mit<br />

allem in Frieden und ruhen mit unserem Seelengrund im Gottesgrund.<br />

Daß wir dazu gelangen und das Reich Gottes in uns finden, dazu helfe uns Gott!

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